Fürstenlager

Das Teehaus auf dem Altarberg strahlt wieder in historischem Glanz

Die Parkstaffage am westlichen Ende des Staatsparks wurde nach Plänen aus dem 18. Jahrhundert rekonstruiert. Die Arbeiten laufen noch bis Mitte April.

Von 
Barbara Cimander
Lesedauer: 
Das Teehaus auf dem Altarberg im Auerbacher Fürstenlager wurde nach alten Bauplänen rekonstruiert. Mitte April sollen die Arbeiten – es werden noch Fenster und Klappläden eingebaut – beendet sein. © Thomas Zelinger

Auerbach. Der Altarberg hoch über Auerbach zählt sicherlich zu den schönsten Plätzen des Fürstenlagers. Zwischen stattlichen Linden hindurch geht der Blick weit hinein in die Rheinebene bis hinüber zum Pfälzer Wald. Ein beliebtes Fotomotiv, insbesondere mit dem Teehaus im Vordergrund, das künftig ein noch attraktiverer Blickfang sein wird: Auf Basis von historischen Bauplänen aus dem Jahr 1857 wurde das Gebäude in den vergangenen Jahren rekonstruiert – jetzt liegen die Bauarbeiten in den letzten Zügen. Mitte April soll das Altarberghaus dann in neuem Glanz erstrahlen.

Bei der Sanierung im Altarberghaus/Teehaus. © Thomas Zelinger

Pünktlich zum Frühlingsanfang – und bei bestem Frühlingswetter – hatten die Staatlichen Schlösser und Gärten (SG) zu einem Ortstermin eingeladen, um über die Baumaßnahmen an der Parkstaffage zu berichten. „Ich freue mich, mit dem rekonstruierten Altarhaus ein weiteres Gebäude in seiner früheren Form präsentieren zu können“, erklärte Direktorin Kirsten Worms, die von einem wunderbaren Aussichtspunkt schwärmte.

Das ursprüngliche Altarhaus ist bereits im Parkplan aus dem Jahr 1795 verzeichnet. Der Darmstädter Maler Ernst August Schnittspahn hat das Häuschen 1848 auf einer Gouache festgehalten, die nun für die Rekonstruktion ebenfalls als wichtige Vorlage diente – etwa für die Fenster, die hellgrünen Klappläden oder die Ausgestaltung des Daches. Für die Darmstädter Fürstenfamilie, die es regelmäßig in die Sommerfrische nach Auerbach zog, war das Haus auf dem Altarberg ein beliebtes Ausflugsziel, wie Parkleiter Stefan Jagenteufl erläuterte. Mit der Kutsche fuhr man nach oben, genoss eine Tasse Tee und Gebäck – und sicher auch die schöne Aussicht. Das Häuschen war einst möbliert, mit zahlreichen Kupferstichen an den Wänden.

Bei einem Ortstermin erläuterten Parkleiter Stefan Jagenteufl, Kirsten Worms, Direktorin von Schlösser und Gärten Hessen, sowie Philipp Ludwig, Leiter des Fachgebiets Gärten (unten rechts, v.l.), die Baumaßnahmen. © Thomas Zelinger

1918 wurde das am westlichen Ende des Parks gelegene Haus abgetragen. Als Ersatz wurde auf das noch vorhandene alte Fundament in den 1950er Jahren eine offene Schutzhütte gesetzt, die 2021 saniert werden sollte. Doch die Fachleute stellten erhebliche Schäden an der Holzkonstruktion fest, so dass ein Großteil hätte ersetzt werden müssen. Deshalb habe man sich entschieden, die Hütte abzutragen und das alte Gebäude zu rekonstruieren, erläuterte Christoph Haarmann, projektleitender Architekt für Baudenkmalpflege bei Schlösser und Gärten.

Zwei rot-weiße Wetterfähnchen zieren das graue Schieferdach

Zunächst wurden der Sockel, der bis unter die Fenster reicht, gemauert, die Fachwerkkonstruktion gestellt und das Schieferdach gedeckt. Da für das Fachwerk fällfrisches Eichenholz verwendet wurde, sei es im Bauablauf zu teils längeren Pausen gekommen, da das Holz zunächst trocknen musste, bevor es weiterbearbeitet werden konnte.

Die Gefache, so nennt man die Zwischenräume der Holzbalken im Fachwerk, wurden mit Lehmstein ausgemauert, mit Kalk verputzt und dann weiß gestrichen. Als letzte Arbeitsschritte werden jetzt noch die Fenster mit historischen Messingbeschlägen eingebaut und die Klappläden angebracht. Das dunkelgraue Schieferdach zieren zwei Wetterfähnchen in den Hessen-Farben rot-weiß, die zwar auf dem Schnittspahn-Bild fehlen, in den Originalplänen aber erwähnt werden.

Der Maler Ernst August Schnittspahn hat das Altarhaus im Fürstenlager 1848 im Bild festgehalten. Es diente als Vorlage für die Rekonstruktion. © Hessische Hausstiftung

Bei der Rekonstruktion sei Wert auf alte Handwerkstechniken und Baumaterialien wie Lehm, Kalk und Leinöl gelegt worden, erläuterte Architekt Haarmann – was nicht nur der historischen, sondern auch einer ökologischen Bauweise entspricht. Die Kosten für den Wiederaufbau des Altarhauses belaufen sich laut SG auf 210 000 Euro und wurden aus Mitteln des Programms „Erhalt historisches Erbe“ des hessischen Ministeriums für Wissenschaft und Forschung, Kunst und Kultur gedeckt.

Auch die Umgebung wird nach alten Plänen umgestaltet

Doch nicht nur das Teehaus selbst, auch die Umgebung soll – nach historischen Plänen des ausgehenden 18. Jahrhunderts – umgestaltet werden. Aktuell führt ein breiter Hauptweg direkt auf das Altarhaus zu, so dass es schon von Weitem sichtbar ist. Die alten Pläne zeigen, dass der Hauptweg ursprünglich tiefer lag und ein kleiner von Sträuchern und Gehölzen eingefasster Pfad zum Altarhaus abzweigte, wie Philipp Ludwig, Leiter des Fachgebiets Gärten, erläuterte. Die imposante Aussicht vom Teehaus aus sollte damit ein Überraschungsmoment für die flanierenden Besucherinnen und Besucher des Parks sein – ganz im Sinne eines englischen Landschaftsgartens, nach dessen Vorbild das Fürstenlager einst angelegt wurde.

Ähnlich soll sich das Gelände am Altarberg auch künftig wieder präsentieren. Stefan Jagenteufl und sein Team haben in den vergangenen Tagen schon Hand angelegt und den historischen Weg, der sich einige Meter unterhalb der aktuellen Wegeführung befindet, bereits kenntlich gemacht. Die Umgestaltung wird noch im Laufe des Jahres erfolgen – inklusive der Pflanzung von neuem Grün entlang des Weges, so dass das Teehaus „ein bisschen versteckt wird“, so Jagenteufl. Für die Gäste im Park gelte dann: „Gezielt hingehen und genießen.“

Mehr zum Thema

Bensheim

Drei Künstler zeigen „Lebenslinien“ im Damenbau

Veröffentlicht
Von
red/Bild: Aussteller
Mehr erfahren
Staatspark

Abschied vom Fürstenlager-Kiosk

Veröffentlicht
Von
ms
Mehr erfahren
Bergstraße

Das Herrenhaus im Fürstenlager vor und nach der Sanierung

Veröffentlicht
Von
tn/Bild: Thomas Neu
Mehr erfahren

In diesem Sinne soll das Gebäude nach seiner Fertigstellung für alle offen und zugänglich bleiben, wie Kirsten Worms betonte. Die Tür wird nicht verschlossen. Zwar werde das Teehaus für private Feierlichkeiten – etwa freie Trauungen – auch vermietet, davon abgesehen „sind uns alle Gäste sehr willkommen“, betonte die SG-Direktorin. Das Haus könne auch als Schutzhütte eine Anlaufstelle für Wanderer sein. „Wir hoffen und erwarten, dass die gepflegte Anlage dazu einlädt, diesen Zustand auch zu erhalten.“

Redaktion Redaktion Bensheim

Copyright © 2025 Bergsträßer Anzeiger

VG WORT Zählmarke
  • Winzerfest Bensheim