Bensheim. „Sobald man eine Ausbildung oder ein Studium beginnt, werden Begriffe wie Einkommenssteuer oder Krankenversicherung unumgänglich“, mit diesen Worten begrüßte die Schülervertretung der Geschwister-Scholl-Schule die Schüler der 10. Klassen des Gymnasiums zu der Informationsveranstaltung „Steuern und Versicherungen“ im Forum. Gemeinsam mit der Schulleitung habe die SV diese Veranstaltung möglich gemacht, die den anwesenden Schülern den Einstieg in diese komplexen Themen erleichtern sollte.
Als Experten waren Martin Proba, Leiter des Geschäftsbereichs Unternehmen und Standort bei der IHK Darmstadt Rhein Main Neckar sowie Mark-Daniel Herz von der MLP Finanzberatung SE anwesend. Proba war für das Thema Steuern zuständig, Herz brachte seine Expertise im Bereich Versicherungen ein.
Im Anschluss an den Input der Experten hatten die Schüler die Möglichkeit, Fragen zu stellen. „Das wird nicht benotet, denn es geht um Wissenswertes für das Leben – also fragt alles, was ihr wissen wollt“, ermutigte die SV die Anwesenden vor Beginn.
Täglich Steuern zahlen, ohne es zu bemerken
Proba stieg in seinen Vortrag ein, indem er zunächst vereinfacht erklärte, wozu es Steuern überhaupt braucht: „Man benötigt diese, damit der Staat funktioniert. Steuern sind die größte Einnahmequelle“. Der Staat, also Bund, Länder und Gemeinden, hätten damit im vergangenen Jahr 950 Milliarden Euro eingenommen. „Ein Teil der Einnahmen bleibt beim Bund, ein Teil geht an die Bundesländer und ein Teil an die Kommunen“, verdeutlichte er die Verteilung von Steuergeldern.
Anschließend fragte er in die Runde, wer an diesem Tag schon Steuern gezahlt habe. „Beim Tanken“, rief ein Schüler in die Runde. „Das ist richtig: Jeder, der heute etwas eingekauft hat, hat Umsatzsteuer gezahlt. Wir bemerken im Alltag also gar nicht, dass wir Steuern zahlen und kommen auch nicht drum herum“, antwortete Proba. Nachdem er einen groben Überblick zum Thema Steuern gezeigt hatte, kam bereits eine Frage von einem Schüler auf: „Angenommen man ist selbstständig, wie zahlt man dann Steuern?“.
„Am Ende des Jahres muss man eine Gewinn- und Verlustrechnung erstellen. Aufgrund der Steuererklärung, die man gemacht hat, erhält man vom Finanzamt einen entsprechenden Bescheid, in welcher Höhe der Steuerbetrag ausfällt“, sagte der Finanzfachmann In der Gewinn- und Verlustrechnung gebe man Ausgaben an, die für den Umsatz relevant oder Betriebskosten sind, damit der zu versteuernde Betrag nicht so hoch ausfalle.
„Ein Tipp noch von meiner Seite: Wenn ihr euch selbstständig macht, solltet ihr 30 Prozent des Gewinns pro Monat auf die Seite legen, dann seid ihr auf der sicheren Seite, wenn der Steuerbetrag am Ende des Jahres kommt“, fügte Proba hinzu.
Steuererklärungen durch KI?
Ein anderer Schüler wollte wissen, welchen Einfluss künstliche Intelligenz auf das Thema Steuern nehme und ob es dabei Risiken gebe. „Im Steuerbereich wird KI schon eingesetzt, indem man Steuererklärungen als Beschäftigter beispielsweise durch eine KI laufen lässt und sich nur noch Besonderheiten aufzeigen lässt oder die KI auf Fehler überprüft“, erläuterte Proba.
Risiken bei solchen Überprüfung seien lediglich, ob die KI dies vollständig richtig mache, denn es gebe Lebensumstände, die die KI nicht verstehe. Deshalb sei er froh, dass es nach wie vor Menschen gibt, die das in diesem Sektor noch überprüfen würden. Häufig brauche es bei diesem Thema auch Menschen, mit denen man über gewisse Dinge sprechen kann.
Für Mark-Daniel Herz war es nicht der erste Besuch an der Geschwister-Scholl-Schule, er war vor zwei Jahren schon einmal dort. In seinem kurzen Vortrag verdeutlichte er den Schülern, warum es essenziell ist, gut versichert zu sein. „Schadensfälle können Existenzkrisen auslösen. Versicherungen legen Geld an, um dieses dem Geschädigten im Schadensfall auszuzahlen, dafür zahlen Versicherte einen monatlichen Beitrag“, stieg er sehr allgemein ein.
Er stellte drei Sparten von Versicherungen vor: Personenversicherungen, wie beispielsweise Krankenversicherungen, Sachversicherungen, wie beispielsweise eine Hausratversicherung sowie Vermögensversicherungen. „Das waren jetzt nur die gängigen, es gibt Versicherungen aller Art, manche Promis lassen sich ihre Beine versichern“, lachte er. Es gehe allgemein um den Gedanken, existenzbedrohende Risiken abzusichern, aber nicht jede Versicherung sei notwendig. „Notwendig sind aber mindestens die Versicherungen, die bei einem Schaden, wenn man nicht versichert ist, dafür sorgen können, dass man daran zugrunde geht“, erklärte Herz.
Welche Versicherungen verpflichtend sind
Eine Kranken- und Pflegeversicherung zu haben, ist verpflichtend. „Wenn ihr eine Ausbildung absolviert, seid ihr über den Arbeitgeber versichert, das heißt, der Arbeitgeber übernimmt von einigen Versicherungen die Hälfte“, so der Referent. Auch eine private Haftpflichtversicherung, „der Führerschein überhaupt, um aus dem Haus zu gehen“, sei ein Muss.
„Stellt euch vor, ihr verliert den Schlüssel eures Betriebes und die Schließanlage muss ausgetauscht werden. Oder ihr helft jemandem beim Umzug und euch fällt der Fernseher runter“, gab Herz Beispiele für die private Haftpflichtversicherung. Auch das Thema Auslandskrankenversicherung hält er für wichtig. Bei Reisen in nicht-europäische Länder für mehr als acht Wochen sei eine Auslandskrankenversicherung empfehlenswert oder sogar notwendig, die gesetzliche greife nur in Europa.
„Zuletzt wollte ich noch das Thema Berufsunfähigkeit ansprechen, der Kern des Verdienstzyklusses ist die Arbeitsfähigkeit, diese sollte abgesichert sein“, kam er zum letzten Punkt. Psychische Erkrankungen würden immer häufiger auftreten, bei einem 20-Jährigen liege die Wahrscheinlichkeit vor Renteneintritt berufsunfähig zu werden, laut Herz derzeit bei 40 Prozent.
Je früher man in eine solche Versicherung investiere, desto höher sei die Wahrscheinlichkeit, vollen Schutz zu erhalten. Wenn man mit zu hohem Alter damit beginne und bei den Gesundheitsfragen zusätzlich mentale Probleme angeben müsse, komme man entweder nur mit hohen Beitragskosten oder gar nicht mehr in eine solche Versicherung rein.
Auch Herz wurde von Seiten der Schüler gefragt, ob die KI künftig auch den Versicherungsbereich übernehmen könnte. Dabei sieht er eine klare Chance: „Ich telefoniere viel mit Versicherungen und hänge durch den Fachkräftemangel viel in Warteschleifen, da es zu wenig Mitarbeiter gibt. Die KI wird in solchen Fällen aushelfen können, deshalb ist das keine Gefahr, sondern hilfreich, um die Prozesse am Laufen zu halten“.
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