Bensheim. Alles neu macht der Mai. Wäre mal ein guter Slogan für den Marktplatz, die neu platzierten Blumenkübel mal ausgenommen. Aber wer weiß, vielleicht kann im Wonnemonat 2023 ja tatsächlich der Grundstein gelegt werden für eine zukunftsorientierte Gestaltung der Lücke unterhalb der Stadtkirche Sankt Georg.
Die Entscheidung des Verwaltungsgericht Darmstadt (wir haben berichtet) hat der Stadt jedenfalls - Stand jetzt - einen Weg geebnet, um den Ideenwettbewerb durchziehen zu können.
In der nun anstehenden kommunalpolitischen Sitzungsrunde dürfte der Marktplatz jedoch nur eine Nebenrolle spielen, wenn überhaupt. Im Mittelpunkt stehen andere Beschlüsse, die zu treffen sind (oder auch nicht). So geht es mal wieder um den ehemaligen Kinderhort Jacob-Löhr-Straße in Auerbach. Dort betreibt das Familienzentrum Bensheim bekanntlich seit dem vergangenen Sommer einen Begegnungstreff mit Kinderbetreuung für Geflüchtete aus der Ukraine.
Ursprünglich sollte das Gebäude für 3,2 Millionen Euro grundsaniert und als Kita genutzt werden. Von diesen Planungen hatte man Abstand genommen. Allerdings benötigt der Eigenbetrieb nun weitere Betreuungsplätze für Kinder ab drei Jahren - weshalb das Haus als Kita ein Comeback feiern soll. Das Investitionsvolumen bewegt sich jedoch nicht mehr im siebenstelligen Bereich. Kalkuliert wird mit 300 000 Euro, die Arbeiten sollen im August beginnen und im Oktober abgeschlossen sein.
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Die Trägerschaft soll das Familienzentrum übernehmen, die Pläne wurden bereits mit dem Jugendamt abgestimmt. Was fehlt, ist die Zustimmung der Stadtverordneten. Ein Stimmungstest dürfte die Debatte in den Ausschüssen werden, wobei alles andere als ein positives Votum eine Überraschung wäre. Schließlich hat sich das Investitionsvolumen deutlich reduziert und die Betreuungsplätze werden gebraucht.
Wesentlich unangenehmer ist hingegen ein anderes Thema, das die Kommunalpolitiker vor der Brust haben. Sie sollen auf Anraten der Verwaltung einem Vorschlag des FC Italia Bensheim nicht zustimmen. Konkret geht es um den Bau eines Vereinsheims beziehungsweise Funktionsgebäudes mit Umkleiden am Kunstrasenplatz des Clubs am Berliner Ring. Der Verein ist nach Angaben aus dem Rathaus nach wie vor gewillt, den Neubau zu stemmen, es fehlen aber 170 000 Euro, um die Planungen umzusetzen.
Vorschlag wurde deutlich abgelehnt
Das Geld soll nun, so die Idee der Fußballer, entweder durch eine einmalige Finanzspritze aus dem städtischen Haushalt aufgebracht werden. Oder die Stadt verwendet den Baukostenzuschuss für den Kunstrasen, den sie von der FSG Bensheim und der TSV Auerbach erhält, beide Vereine nutzen das Gelände, um ein Darlehen zu tilgen. Jährlich wären das 12 000 Euro.
Grenzenlose Begeisterung haben die Einlassungen bei den Verantwortlichen im Rathaus nicht ausgelöst. In seltener Deutlichkeit wird stattdessen der Vorschlag abgelehnt, der FC Italia im Gegenzug als „unzuverlässiger Vertragspartner“ kritisiert und den bisherigen Vorständen eine gewisse Überforderung attestiert. Sogar eine Insolvenz oder Auflösung des Vereins wird ins Spiel gebracht.
Kurzum: Insgesamt wird dem Club keine günstige Zukunftsprognose gestellt, was man in selten so eindringlich in einer Verwaltungsvorlage gelesen hat. Daher sollen die Stadtverordneten auch nicht die Hand für eine Umsetzung heben. Man darf daher gespannt sein, wie die Stadtverordneten mit dieser komplexen Angelegenheit umgehen werden.
Fast schon zum Tagesgeschäft zählt ein anderer Sanierungsfall: die Erneuerung der Friedhofstraße. Zwischen Heidelberger Straße und Röderweg geht es in die Vollen, zwischen Röderweg und Mönchsbachweg wird „nur“ die Fahrbahndecke in Schuss gebracht. Und in der Grieselstraße (zwischen Friedhofstraße und Zeller Straße) wird im Zuge der Arbeiten ebenfalls die Fahrbahn auf Vordermann gebracht. Die Kosten belaufen sich auf 1,67 Millionen Euro.
Mit dem Förderprogramm Zukunft Innenstadt soll bekanntlich das Zentrum mit verschiedenen Aktionen belebt werden. Als nächstes Projekt steht die „Lauter-Bar“ auf der Liste. Von Mai bis Oktober soll an jedem ersten Donnerstag im Monat von 17 bis 21 Uhr eine After-Work-Bar zwischen Mittelbrücke und Kaufhaus Ganz eingerichtet werden.
Dafür möchte das Stadtmarketing während der Öffnungszeiten die Fahrradständer in Tische umwandeln und Sitzgelegenheiten auf der Bachmauer schaffen. Ein Gastronomiebetrieb übernimmt die Versorgung mit Getränken, kleine Speisen sollen durch Food Trucks angeboten werden. Investiert werden müssen mehr als 4000 Euro, der genaue Betrag steht noch nicht fest.
Ein Zuschuss für das Frauenhaus Bergstraße (6500 Euro im Jahr) steht ebenso auf den Tagesordnungen der Ausschüsse wie kleinere Personalentscheidungen. Los geht es mit dem Sozialausschuss am Mittwoch (10.) um 18.30 Uhr im Sitzungssaal des Rathauses gefolgt von Bauausschuss (11.) sowie Haupt- und Finanzausschuss (15.).
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