Schönberg. Sieht man sich die nicht einmal zwei Quadratkilometer kleine Schönberger Gemarkung auf der Karte oder in der Natur an, so wird man feststellen, dass es zwar mehrere offizielle und inoffizielle Flurnamen mit dem Namensteil „berg“ gibt, aber nur einer die Kriterien eines richtigen Berges erfüllt, nämlich einen Gipfel zu besitzen.
Das macht weder ein Rangenberg, noch ein Schneckenberg und auch kein Seegenberg. Auch die steilen Erhebungen auf denen die Evangelische Kirche von Bensheim-Schönberg und das Schloss Schönberg stehen sind lediglich „Ausläufer“ von Erhebungen, deren höchster Punkt, das heißt, deren „Gipfel“, sich nicht auf Schönberger Gemarkung befindet.
Bleibt der „Petersberg“ übrig, dessen höchster Punkt sich mit 238,5 Metern über NN auf Schönberger Gemarkung befindet und das der Tatsache verdankt, dass der Sattel am Schönberger Kreuz mit 231,5 Meter um sieben Meter tiefer liegt.
Der Namensgeber des Petersbergs war sehr wahrscheinlich nicht der 1820 geborene Peter Beutel, der nicht nur Landwirt, sondern auch 40 Jahre „Großherzoglicher Bürgermeister“ war. Er erwarb mit seiner Frau Anna Barbara, geb. Littmann, 1866 das Anwesen Alter Weg 1 am Fuße des Petersbergs. Der Grabstein des Paares ist noch auf dem Friedhof erhalten und als Kulturdenkmal geschützt.
Der Pfad vom Dorfplatz zur Bastion erfordert Trittsicherheit
Auf den Petersberg kommt man relativ bequem von der Schafsbrücke, dem Waldweg rechts folgend bis zur „Bastion“, einem mit Geländer abgesicherten Aussichtspunkt auf einem senkrecht abfallenden Felsen. Hierher führt auch der Pfad, der vom Dorfplatz heraufkommt sowie das „Schlangenpädchen“.
Letzteres hat seinen Anfang im Alten Weg und „schlängelt“ sich mit etlichen Kehren den steilen Hang hoch. Es ist unbequem und wenig reizvoll, zumal eine steinerne, halbrunde Sitzgelegenheit zugewuchert ist und auch keine Aussicht bietet.
Der Pfad vom Dorfplatz zur Bastion ist hier schon reizvoller, erfordert aber festes Schuhwerk und Trittsicherheit. Von der Bastion hat man einen fast vollständigen Blick in den Hofweg und auf das nur durch das enge Tal getrennte imposante Schloss.
Von hier aus geht es über einen Pfad weiter hoch zu einem kleinen Platz, der bis vor einigen Jahren mit Bank und entsprechender Beschilderung Philipp Schmidt gewidmet war. Schmidt kam 1919 als Lehrer an die Schönberger Schule und spielte auch die Orgel in der Kirche. Da er Mitglied in der Partei war, wurde er 1946 aus dem Schuldienst entlassen, dennoch war er für Schülergenerationen in Schönberg „der Lehrer“.
Nach wenigen Schritten kam man bis vor kurzem an einer schlichten Bank aus Sandstein vorbei. Dieses Relikt, es wurde auch als „Steinernes Tischchen“ bezeichnet, stammte sehr wahrscheinlich noch aus der Gründerzeit des Verkehrs- und Verschönerungsvereins Schönberg, also aus den Jahren nach 1868.
Es wurde vor über 40 Jahren mit Spezial-Mörtel repariert, da es durch eine in direkter Nähe befindliche Buche und deren Wurzeln nicht nur bedrängt, sondern auch stark beschädigt war.
Nun wurde diese Bank durch rohe Gewaltanwendung einer unbekannten Person stark beschädigt und kann leider nicht mehr hergestellt werden. So ist nach einem nicht mehr begehbaren Pfad, der abrupt an einer Steinbruchkante endet, der steinernen Sitzecke, der Lehrer Philipp Schmidt-Ruhe, nun ein weiteres Merkmal des Petersberges verschwunden beziehungsweise unbrauchbar geworden.
Auf unserem weiteren Weg machen wir nach wenigen Metern erneut Halt an einem kleinen, künstlich geschaffenen Erdhügel mit dem „Tempelchen“. Es wurde in den Jahren vor dem Zweiten Weltkrieg vom Verschönerungsverein erstellt und bot damals eine Rundumsicht.
Dem weiter leicht ansteigenden Weg folgend erreicht man nach rund 150 Schritten den höchsten Punkt des Berges, wie auch der Wanderung, der sich wenige Meter vom Weg nördlich davon befindet.
Über den steil abfallenden Totenweg geht es hinab ins Tal
Im weiteren Verlauf folgen wir strikt dem Waldrand in wechselnden Richtungen, wobei nach und nach schöne Fernblicke frei werden – auf die Heppenheimer Starkenburg, den Lindenstein, den Krehberg, den Knodener Kopf, bald auf den Hohberg und schließlich am Schönberger Kreuz auf den Gassenkopf, den Felsberg und den Melibokus.
Das Schönberger Kreuz steht auf dem Treffpunkt der drei Gemarkungen Gronau-Schönberg-Wilmshausen und wurde 1915 auf Veranlassung der Fürstin Marie zu Erbach-Schönberg als Mahnmal errichtet. Es steht, wie erwähnt, sieben Meter tiefer als der höchste Punkt der Wanderung auf dem Petersberg.
Über den in seinem mittleren Bereich stark abfallenden „Totenweg“ nähern wir uns wieder dem Schönberger Tal. Auf diesem Weg, der bis zur Lauter auch die Gemarkungsgrenze zu Wilmshausen bildet, brachten die Schönberger lange Zeit ihre Toten nach Gronau, um diese dort zu beerdigen. Hinter alten Gebäuden der von 1904 bis etwa 1960 hier ansässigen „Westfälischen Marmor- und Granitwerken Gg. Dassel“ vorbei, erreichen wir nach einer Viertelstunde die Schafsbrücke und wenig später den Dorfplatz, dem Ausgangspunkt des rund 90 Minuten dauernden Rundweges.
Hierbei ist kaum einem Wanderer, der hier vorbeikommt bekannt, dass auf dem schmalen Geländestreifen zwischen Totenweg und Lauter eine Pulvermühle stand, die 1713 durch Leichtsinn des Gabriel Gerisch explodierte. Der Pulvermüller Andreas Krauss, seine Frau und beide Töchter kamen hierbei ums Leben. Alle drei wurden, so berichtet die Gronauer Chronik, in Gronau beerdigt. Spuren dieser Mühle konnten bis heute nicht lokalisiert werden. Manfred Schaarschmidt
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