Sanft plätschert die Drau. Ein kleines Bächlein, das sich durch Innichen schlängelt und von dem man nicht denken würde, dass es einmal zu einem breiten Fluss wird. Fast ist man versucht, die Füße in das kühle Nass zu hängen.
Am Rand des Naturparks Drei Zinnen liegt den majestätischen Gipfeln ein kleines Städtchen zu Füßen: Innichen, das auf Italienisch San Candido heißt. Wohl nur die wenigsten kennen den Ort im Südtiroler Hochpustertal, direkt an der Grenze zu Österreich. Doch verbinden sich hier Natur und Kultur zu einem abwechslungsreichen Ensemble für alle, die abseits des Trubels Entspannung und Erholung suchen.
Quirliges Zentrum
Das quirlige Zentrum von Innichen mit seinen Geschäften und kleinen Cafés ist geprägt von der Pfarrkirche St. Michael.Mit ihrem barock ausgestatteten Innenraum und der feinen Ornamentik ist sie eines der bedeutendsten Tiroler Sakralwerke im Übergang zum Rokoko. Nicht minder bedeutend ist die Stiftskirche, um 1140 als dreischiffige Anlage im romanischen Stil begonnen. Die alten, kargen Mauern und die Krypta haben auch Jahrhunderte nach dem Bau nichts von ihrer Ausstrahlung verloren.
Beim Flanieren über den Michaelsplatz und durch den Ortskern kommt man an die sogenannte Altöttinger- und Grabeskapelle – ein Nachbau der Jerusalemer Grabeskirche. Unscheinbar und eher verwunschen mit ihren Türmchen und Anbauten wirkt dieses Zeugnis der Volksfrömmigkeit, das um 1635 unweit der Drau entstanden ist.
An der Drau entlang
Der Ursprung der Drau liegt nur wenige Kilometer entfernt bei Toblach. Die Radelstrecke am Fluss entlang ist bestens ausgeschildert und führt langsam, aber stetig bergab nach Österreich. 44 Kilometer sind es bis nach Lienz, dem kulturellen Zentrum von Osttirol. Man muss also nicht unbedingt ein Leistungssportler sein. Auch Genussradler kommen im Naturpark 3 Zinnen voll auf ihre Kosten.
Einer der vielen, gut ausgeschilderten Wege führt zum Talschluss durchs wildromantische Fischleintal. Wo die frühere Bundeskanzlerin Angela Merkel gerne auf Langlaufskier unterwegs war, dahin zieht es im Sommer viele Biker und Wanderer. Die klare Bergluft ist der ständige Begleiter, wenn es entlang von Wiesen, Feldern und durch den Wald oder auch mal durchs Geröll eines ausgetrockneten Bachs geht. Die Kühe auf den saftig-grünen Weiden haben für die Radler kaum einen Blick übrig – selbst wenn sie als Fotomotiv vor den majestätischen Steinriesen herhalten müssen. Klein und unbedeutend fühlt man sich angesichts der „Sextner Sonnenuhr“ mit Neuner, Zehner, Elfer, Zwölfer oder Einser. Die Berge haben ihre Namen nicht von ungefähr: Zur Wintersonnenwende zeigen sie exakt die Stunden an.
Markante Berge
Die Hütte am Ende des 4,5 Kilometer langen Tals ist nicht nur perfekt für eine Rast, sondern für Kletterer und Wanderer der ideale Ausgangspunkt. Am Wochenende nutzen das Ziel auch viele Familien, die zur Jause einkehren. Überhaupt ist die Region ein kleiner Geheimtipp für sanften Sommertourismus.
Die markanteste Bergformation des Hochpustertals sind die Drei Zinnen, 2999 Meter hoch und Namensgeber des Naturparks. Seit 2010 trägt er diese Bezeichnung, vorher war es der Naturpark Sextner Dolomiten. Rund 11 500 Hektar Fläche der Gemeinden Toblach, Innichen und Sexten bilden das Areal, das ein wichtiges Habitat für Pflanzen und Tiere geworden ist. Und wer im Pustertal ist, muss den majestätischen Drei Zinnen einen Besuch abstatten.
Wissenswertes über die Berge und das Gestein der Dolomiten erfährt man im „Dolomythos“ in Innichen. Das Erlebnismuseum lässt die Besucher tief eintauchen in die Entstehung der Felsformationen.
In Innichen wird Klimaschutz großgeschrieben. Wer möchte, reist nach Innichen mit dem Zug oder kann sein Auto für den Aufenthalt getrost auf dem Parkplatz stehen lassen. Das ist auch der Anspruch im Naturhotel Leitlhof mit Blick auf den Hausberg Haunold. Bodenständig bleiben und mit der Natur wirtschaften, hat sich das Team um Familie Mühlmann auf die Fahnen geschrieben. Diese Philosophie spürt man als Gast sofort. Lokale Produzenten gehören dabei dazu, in Sachen Energie ist man mit dem eigenen Holzheizkraftwerk autark, das die kompletten Räume mit Spa-Landschaft beheizt.
Das umfangreiche Aktivprogramm in der Region ermöglicht es jedem, die Berge mit allen Sinnen zu erleben. Die Wasserflasche füllt man mit frischem Bergwasser am Brunnen. Dann sind die Dolomiten mit den Gipfeln von Haunold, Dreischusterspitze oder Helm ganz nah.
INNICHEN
Allgemeine Informationen über Innichen und das italienische Hochpustertal gibt es unter www.innichen.net oder unter www.drei-zinnen.info/innichen.
Die Marktgemeinde Innichen bildet zusammen mit den Orten Toblach und Sexten den Naturpark 3 Zinnen. Die markante Landschaft und die beeindruckenden Berge bestechen. Wissenswertes über den Naturpark gibt es in Toblach im Naturparkhaus zu erfahren (naturparks.provinz.bz.it)
Das Dolomitenmuseum in Innichen befasst sich mit dem Unesco-Welterbe Dolomiten, informiert über den Gegensatz von schroffem Fels und sanften Almmatten. Infos unter www.dolomythos.com
Fahrräder kann man sich in vielen Beherbergungsbetrieben ausleihen. Die Bikes von „Papin rent a bike“, www.papinsport.com, können teilweise auch an Bahnhöfen abgestellt werden, wenn man nur eine Strecke fahren will.
Für Wanderer sind viele Bergbahnen im Sommer geöffnet.
Übernachten: Das Naturhotel Leitlhof, Innichen, produziert Strom und Wärme selbst, Info unter www.leitlhof.com
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