Bensheim. Man nennt sie die „Sandkönigin“ oder „Meisterin der Transformation“. Irina Titova, die die Besucher im Parktheater mit ihrer Fingerfertigkeit und dem Zusammenspiel von Licht, Musik und vergänglichen, sich ständig ändernden Bildgeschichten bereits auf ihrer ersten Deutschlandtournee 2018 fasziniert hat, gastierte erneut mit ihrer Show „Sandsation – In 80 Bildern um die Welt“ – frei nach Jules Vernes – in Bensheim. Und begeisterte und verzauberte die Zuschauer ein weiteres Mal mit ihren kurzlebigen, traumhaft-schönen Reise-Impressionen rund um den Globus.
Mit viel Fingerspitzengefühl, großer Präzision, mit atemberaubender Geschwindigkeit – fixer als jeder Schnellzeichner – und erstaunlicher Leichtigkeit zaubert die russische Künstlerin mit Daumen, Fingerkuppen und Handrücken mit nur wenigen Handstrichen die wichtigsten Szenen der abenteuerlichen 20 000-Pfund-Wette des verrückten Engländers Mr. Fogg und seines jungen, französischen Dieners mit feinkörnigem Sand auf eine von unten beleuchtete Glasplatte.
Zeitgleich werden die flüchtigen sandigen Kunstwerke für das Publikum für den Moment auf eine Großleinwand projiziert, ehe Irina Titova das fertige Bild in Sekundenschnelle mit einem Handstreich wegwischt oder ein neues Motiv kreiert. Die einzigartige Faszination des Augenblicks aber ist allgegenwärtig und bleibt im Kopf gespeichert.
Das Publikum erlebt hautnah mit, wie sich der Eiffelturm von Paris in den Big Ben in London verwandelt und aus dem Alpenpanorama der Schiefe Turm von Pisa wird (inklusive Wäscheleine mit Dessous). Es sind emotionale, fast schon magische Sekunden und Minuten, wenn die „Sandkönigin“ ihre fragilen Figuren mit authentischen Gesichtszügen modelliert und mit liebevollen, individuellen Details ausstattet.
Dass die märchenhafte Reise-Show nicht ohne humoristische Szenen, Gewohnheiten und Marotten auskommt, dass sie aber ebenso barbarische Riten wie die Witwenverbrennung im indischen Dschungel thematisiert, macht sie so unterhaltsam und gleichzeitig erlebbar.
Die Sandartistin aus Moskau, die früher mit autistischen Kindern im Bereich der Kunsttherapie arbeitete, ehe ihre Leidenschaft für die Sandmalerei geweckt wurde, zeigt in ihrem Märchen, wie ihre Protagonisten es schaffen, die Erde in 80 Tagen zu umrunden – im Heißluftballon, auf dem Schiff, auf dem Rücken von Kamelen und eines Elefanten und immer auf der Flucht vor Scotland Yard. Schließlich wird der extravagante Weltreisende aus London des Bankraubs verdächtigt.
Irina Titova kreiert mit feinem Sand Wahrzeichen und Weltwunder wie die Pyramiden in Ägypten, die Golden Gate Bridge in San Francisco, die Freiheitsstatue in New York, nur um sie im Handumdrehen mit wenigen Bewegungen einer Metamorphose zu unterziehen.
Moderiert wie die Story auf dem Off von Joachim Kerzel, der die Besucher der Show stets auf dem Laufenden hält. Der Regisseur, Schauspieler und Synchronsprecher hat in der Vergangenheit bereits Charakterdarstellern wie Jack Nicholson, Dustin Hoffmann, Dennis Hopper und Anthony Hopkins seine markante Stimme geliehen.
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