Energiewende

„PV-Anlage arbeitet nicht nur bei Sonnenschein“

Verein Aufwind widerspricht Aussagen aus Leserbrief

Von 
red
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Bensheim. Der neugegründete Verein „Aufwind für Bensheim“ hat sich – unter anderem – zum Ziel gesetzt, Behauptungen, die beispielsweise in Leserbriefen zum Thema Energiewende aufgestellt werden, zu überprüfen und gegebenenfalls richtigzustellen. Zum Leserbrief im Bergsträßer Anzeiger vom 20. Dezember „Bei Dunkelflaute kein Backup für Solarstrom“ möchte der Verein folgendes richtigstellen:

Behauptung: „Eine Photovoltaikanlage funktioniert nur, wenn die Sonne scheint. Das tut sie die meiste Zeit nicht.“

Jeder PV-Anlagenbetreiber weiß, dass seine Anlage nicht nur bei strahlendem Sonnenschein Strom produziert. Auch bei normalem Tageslicht mit Bewölkung wird Strom produziert. Wie sonst sollte in unseren Breitengraden ein Eigenversorgungsgrad von 70 Prozent möglich sein?

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Behauptung: „Stromspeicher gibt es nicht und wird es auch in Zukunft nicht geben.“

Derzeit gibt es in Deutschland 17,3 GWh Batteriespeicher. Diese Kapazität soll bis 2030 auf 57 Gigawattstunden ausgebaut werden. Den Behörden liegen aber Anträge für den Bau von insgesamt 164 GWh Batteriespeichern vor.

Behauptung: „Wir bekommen ständig Atomstrom aus Frankreich und Kohlestrom aus Polen.“

Im Jahr 2024 wird in Deutschland 34 Prozent des importierten Stroms aus Frankreich bezogen werden. Leider werde dabei vergessen, so der Verein Aufwind, dass Frankreich einen Strommix hat, bei dem 27 Prozent aus erneuerbaren Energien stammen. Aus Polen werde gar kein Strom bezogen. Deutschland hat im Jahr 2024 3,5 Terrawattstunden Strom nach Polen exportiert, heißt es in der Stellungnahme.

Behauptung: „In Broken Hill (Australien) gab es einen Blackout, weil man auf erneuerbare Energien gesetzt hatte.“

Der Blackout in Broken Hill hat ganz andere Ursachen. Ein sehr starker Sturm in dieser Region hat neun Strommasten der Überlandleitung umgeknickt. Da das australische Stromnetz sehr dezentral organisiert ist, verfügen viele Orte über eine Notstromversorgung. Für den Ort mit 17 500 Einwohnern eine Batterie mit einer Leistung von 50 Megawatt, vier Dieselgeneratoren mit je 25 MW und ein neues Speichermedium der Druckspeichertechnologie, das vor Ort noch nicht getestet wurde. Der Betreiber der Gesamtanlage hatte vor dem Sturm die Batterieleistung auf 11 MW und die Leistung der Dieselgeneratoren auf 14 MW heruntergeregelt. Als der Sturm kam und der Strom ausfiel, sprangen drei der vier Dieselgeneratoren nicht an, die Leistung der heruntergeregelten Batterie war zu gering, die noch nicht getestete Druckspeicheranlage sprang nicht an. Der Blackout in Broken Hill war hauptsächlich auf Fehlentscheidungen des Betreibers und unzuverlässiger Dieselgeneratoren zurückzuführen.

Behauptung: „Starker Preisanstieg bei Dunkelflaute.“

Richtig ist, dass die Börsenpreise bei Dunkelflaute steigen. Aber das ist laut „Aufwind“ nur die halbe Wahrheit. Am 12. Dezember lag der Preis pro MWh bei 936 Euro – aber nur für eine Stunde. Eine Stunde später 30 Prozent weniger, vier Stunden später 70 Prozent weniger.

Am 16. Dezember lag er bei 4,7 Euro/MWh. Preisschwankungen an der Strombörse sind normal. Wichtig ist, dass der durchschnittliche Börsenstrompreis im Jahr 2024 bei rund 75 Euro/MWh liegen wird, heißt es abschließend. red

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