Leserbrief „Bei Dunkelflaute kein Backup für Solarstrom“, BA vom 20. Dezember
Die Transformation in eine Zeit, in der erneuerbare Energien unseren Strombedarf decken, hat begonnen. Auch Bensheim ist schon lange auf dem Weg. Bei einem Rundgang durch die Stadt können immer mehr Solaranlagen auf den Dächern, Wärmepumpen und Elektrofahrzeuge bewundert werden. Die GGEW hat vorbildlich ihren Parkplatz mit Photovoltaikpanels überdacht, und ich hoffe sehr, dass noch viele mehr folgen werden.
Meine Freunde sind mit ihren Anschaffungen zufrieden. Als Mitglied der Starkenburger Energiegenossenschaft staune ich immer wieder über die hohe Leistungsfähigkeit der Wind- und Photovoltaikanlagen an der Bergstraße. Freiflächen-Photovoltaik ist dort zu begrüßen, wo sie keine großen Eingriffe in Naturräume verursacht.
Es gibt sie überall, die ewig Gestrigen oder auch Grantler
Aber es gibt auch hier, wie überall, die ewig Gestrigen oder wie man im Bayerischen sagt: die ewigen Grantler. Da wird schnell mal behauptet, dass es zu wenig Wind und Sonne gäbe. Alle Energiegenossenschaften und die GGEW verschwenden sinnlos Gelder mit nutzlosen Anlagen. Warum sollten sie das machen? Darauf hat der Grantler meistens keine Antwort.
Was Bensheim als Wirtschaftsstandort angeht, ist die vor Ort erzeugte erneuerbare Energie ein eindeutiges Plus. Die steigende CO2-Bepreisung wird in den nächsten Jahren fossile Energieträger enorm verteuern. Außerdem entstehen den Firmen Vorteile, wenn sie im Nachhaltigkeitsbericht angeben, dass sie erneuerbare Energien nutzen. Für alle, die noch schnell eine Öl- oder Gasheizung eingebaut haben, ist das natürlich eine schlechte Nachricht. Heizen wird für sie sakrisch teuer.
Anfang November hatten wir wirklich eine Dunkelflaute. Haben Sie das bemerkt? Ging bei Ihnen das Licht aus? Bei mir nicht. Der fehlende Strom wurde überwiegend aus Kohle- und Gasheizkraftwerken, die hochgefahren oder zugeschaltet wurden, gedeckt. Es wurde zusätzlich etwas mehr Strom aus dem Ausland importiert. Backup-Kapazitäten wurden eingesetzt, die es laut Grantler nicht gibt. Ging bei ihm der Strom aus? Wir wissen es nicht. Dass es auf diesem Feld noch viel zu entwickeln gibt, bestreitet niemand. Flexibilisierung im Verbrauch, Smart Meter und Digitalisierungslösungen sind, genauso wie die Entwicklung von Batterien, notwendig.
Übrigens: Während der Dunkelflaute kamen von Schweden geringere Strommengen als üblich nach Deutschland. Die Preise stiegen in Schweden, weil dort ebenfalls eine Dunkelflaute herrschte und mehr Strom aus Norwegen und Finnland importiert werden musste. Nun, auch eine schwedische Ministerin kann sich irren.
Last not least wäre Broken Hill im australischen Outback mit einer Photovoltaikanlage gut beraten gewesen. Die Stromleitungen nach Broken Hill wurden während eines starken Sturms unterbrochen. Dass zusätzlich noch der Notstromgenerator kaputtging, war natürlich Pech, hat aber wenig mit der Energiewende zu schaffen. Bei eigener Stromgewinnung aus der Sonne, die es, was sicherlich auch der Grantler zugeben muss, dort reichlich gibt, wäre das nicht passiert.
Birgit Rinke
Bensheim
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