Sankt Georg

Prächtiges Comeback eines Bensheimer Konzert-Klassikers

Von 
Klaus Ross
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„Adventsmusik bei Kerzenschein“ hieß es am dritten Adventssonntag wieder in der Stadtkirche Sankt Georg. Das beliebte Konzert der Bensheimer Konzertchöre war restlos ausverkauft. © Thomas Neu

Bensheim. Lang ersehnte Rückkehr eines Klassikers nach zweijähriger Zwangspause: Die 18. Auflage der seit 2003 veranstalteten „Adventsmusik bei Kerzenschein“ der Bensheimer Konzertchöre sorgte am Sonntag für eine restlos ausverkaufte Stadtkirche Sankt Georg.

Das satte fünf Jahrhunderte umspannende Programm hielt auch wieder etliche Werke lebender Komponisten parat und bot damit ein wahrhaft repräsentatives Spektrum des internationalen Chorrepertoires. Nicht fehlen durften natürlich vom Publikum mitgesungene Adventslieder wie „Macht hoch die Tür“ oder „Tochter Zion“, die Gastgeber Gregor Knop einfallsreich an der Orgel begleitete.

Mit drei Motetten aus der 1648 gedruckten Sammlung „Geistliche Chormusik“ lieferten Christoph Siebert und sein gewohnt stil- wie intonationssicherer Kammerchor Cantemus eingangs eine feine kleine Hommage zum aktuellen Jubiläumsjahr des großen deutschen Barockmeisters Heinrich Schütz (350. Todestag).

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„Also hat Gott die Welt geliebet“ SWV 380, „Tröstet, tröstet mein Volk“ SWV 382 und vor allem „Ich bin eine rufende Stimme“ SWV 383 faszinierten als Paradebeispiele ungemein detailfreudig geschliffener A-cappella-Kunst.

Der ars musica Chor und sein neuer Leiter Danilo Tepša hatten mit Elizabeth Maconchys A-cappella-Juwel „Nowell, nowell, nowell“, David Willcocks’ edlem Volkslied-Arrangement „God rest you merry, gentlemen“ und dem ebenfalls von Tepša am Klavier begleiteten Muntermacher-Stück „Tomorrow shall be my dancing day“ von John Gardner drei stimmig ausgewählte Highlights der englischen Chorliteratur im Gepäck. Die besondere Frische dieses Repertoires kam dabei einmal mehr bestens zur Geltung.

Max Regers klassisch schönes Spätwerk „Unser lieben Frauen Traum“ opus 138/4, Javier Bustos innig schwelgende „Ave Maria“-Version und Ola Gjeilos herausragend delikate „Ubi caritas“-Vertonung (1999) folgten in sensibel nuancierten Interpretationen des von Constanze Pfeifer angeführten Chores Da Capo. Klangkultur und Ausdruckswärme fanden bei dem vor allem aus ehemaligen AKG-Schülern bestehenden Ensemble sehr überzeugend zusammen.

Auf der Empore platzierte sich diesmal der von seinem Leiter Gregor Knop an der Orgel unterstützte Kammerchor Sankt Georg. Nach „Wie lieblich sind die Boten“ aus Mendelssohns Oratorium „Paulus“ ging es erneut Richtung England mit Andrew Carters schwebend zartem Hymnus „Angelus ad virginem“ und Malcolm Archers farbenreich aufblühendem Erfolgsstück „Creator of the stars of night“. Dem Ohrwurmcharme dieser Chorstandards von der Insel blieb die Knop-Truppe absolut nichts schuldig.

In starker Besetzung und exzellenter Verfassung zeigte sich zum Abschluss des Ensemblereigens der von Sabine Wulf geleitete und von Manfred Hein am Klavier begleitete AKG-Jugendchor. Swingende Freude in John Hoybyes „AllelujAllelujA“, leuchtende Andacht in Bob Chilcotts „Be thou my vision“ (2001), gestisch effektvoll befeuerter Elan in Josef Hadars israelischem Liedklassiker „Bo yavo haboker“: Diese internationale Hitmischung bereitete besonderes Vergnügen.

Perfekt abgerundet wurde das knapp 90-minütige und damit angenehm kompakte Programm durch die unter Knops Dirigat von allen fünf Chören gesungene Prachtmotette „Ich habe dich je und je geliebet“ des lange vergessenen und nun endlich wiederentdeckten Bach-Schülers Gottfried August Homilius (1714 – 1785), der in seinen 30 Jahren als Dresdner Kreuzkantor zu einem der zentralen Kirchenmusiker der hörbar schon gen Klassik blickenden Epoche avancierte.

Freier Autor Besprechung klassischer Konzertveranstaltungen seit über drei Jahrzehnten (darunter als Schwerpunkte das umfangreiche regionale Kirchenmusikangebot sowie die renommierten Kammermusikreihen der Kunstfreunde Bensheim und von Forum Kultur Heppenheim)

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