Bensheim. Mehr Schein als Sein geht meistens nach hinten los. Der Möchtegern-Krösus fällt nicht selten auf die Nase und muss kräftig Federn lassen. Gut nur, wenn er Freunde hat, die ihn auf den Boden der Tatsachen zurückholen. So wie es dem eingebildeten, Machtbesessenen Kröterich passiert ist. Die herzensgute und kluge, aber nicht sehr reinliche Wasserratte, das törichte Kaninchen, der kurzsichtige Maulwurf, die hässliche Gelbbauchunke und der alte Dachs können schließlich das Schlimmste verhindern.
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Die hundsgemeinen Schurken Cleverwiesel und Tumbmarder, die den leichtgläubigen und leicht verführbaren Kröterich zum König über die Tiere am Fluss machen und ihn anschließend brutal ermorden wollten, um selbst ihr Unwesen treiben zu können, haben keine Chance. Das von der Wasserratte geschmiedete Komplott gegen die Banditen geht auf: Gemeinsam vertreiben die vierbeinigen Flussbewohner die Gauner und Verführer.
Fulminantes Gastspiel
Alle sind sich einig, dass sie keinen König brauchen, der ihnen vorschreibt, wie sie zu leben haben und was sie denken sollen. Stattdessen feiern sie ein prächtiges Fest mit Musik und Tanz und der Erkenntnis: „Es ist alles im Fluss. Niemand muss anderes sein als er ist – das wäre auch Mist.“ Mit dem wunderbaren Tiermärchen „Der fabelhafte Kröterich“ von Peter Hoffmann nach Motiven aus dem Kinderbuch „Der Wind in den Weiden“ von Kenneth Graham gab das Hoftheater Tromm in Kooperation mit den Freunden des Parktheaters ein fulminantes Gastspiel. Eine aufwendige Kulissen-Landschaft machte dieses Mal den Umzug von der Bühne, auf der üblicherweise die Zuschauer beim Kindertheater sitzen, in den großen Saal des Parktheaters notwendig.
Den kleinen wie den großen Besuchen bereitete es ein unglaubliches Vergnügen, mitzuerleben, wie es der herzensguten Ratte mit List und Tücke und mit Unterstützung ihrer Freunde gelingt, den tölpelhaften, gut gläubigen Kröterich vom erhofften Thron zu stoßen, und den Menschen den Spiegel vorzuhalten. Es war ein Riesenvergnügen und irrsinnig komisch, den fünf Schauspielerinnen und Schauspielern – drei davon in einer Doppelrolle – zuzusehen, wie sie dem turbulent-schillernden Stück mit Bravour und großer Leichtigkeit durchaus Tiefe geben und den Tieren menschlichen Spirit mit Stärken und Schwächen verleihen: gleichzeitig intelligent, raffiniert und kindgerecht.
Da war die furchtlose Wasserratte, die sich am lieben von Karamellbonbons ernährt, weiter der kurzsichtige Maulwurf mit deinem exzessiven Putzfimmel, der behäbige, knorrige Dachs, der sich aufs Altenteil zurückgezogen hat, das doofe Kaninchen, das sich für superschlau hält, der selbstverliebte Kröterich-Angeber, die hässliche Gelbbauchunke und die frech-forschen Gangster Cleverwiesel und Tumbmarder, die Böses im Schilde führen. Es spielten: Ann-Katrin Kuppel, Lina Zimmer, Lena Ritthaler, Rouven Honeff und Moritz Hahn.
Wunderschöne Kostüme
Neben der deutlich sicht- und spürbaren Spielfreude des Quintetts, der humorigen, einfühlsamen Romanvorlage des Briten Kenneth Graham und der spritzigen Regie von Jürgen Flügge vom Hoftheater auf der Tromm gilt ein großes Kompliment den fantasievollen, wunderschönen Kostümen. Die Bühnenausstattung stammt von Harry Hummel und Jürgen Flügge, die Kostüme hat Grazina Feldkeller geschneidert, Toni Matheis hat die Musikstücke komponiert.
Kersten Steiner, Erste Vorsitzende der Freundes des Parktheaters, bedauerte am Rande der Aufführung, dass das Angebot für Theater-Starter seit der Pandemie unter starkem Besucherrückgang leidet. Was angesichts der Qualität und der Stücke-Auswahl nicht nachvollziehbar ist. Der Vorstand will sich darüber Gedanken machen, wie man zukünftig mehr Familien mit kleinen Kindern erreichen kann.
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