Sozialausschuss

Opern Air steht in Bensheim vor dem Aus

Von 
Dirk Rosenberger
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Das OpernAir hätte eigentlich im Juni 2023 wieder im Fürstenlager stattfinden sollen. Doch jetzt steht die Veranstaltung aus Kostengründen vor dem Aus. © Thomas Neu

Bensheim. Es ist mal wieder ein kleines bisschen kompliziert in Bensheim: Die Stadtkultur würde nach Angaben von Eigenbetriebsleiter Thomas Herborn gerne das OpernAir im Sommer 2023 ausrichten. „Das wäre in unserem Sinne“, so Herborn am Mittwoch im Sozial-, Sport- und Kulturausschuss. Einen Termin gibt es immerhin schon.

Allerdings braucht man dafür einen städtischen Zuschuss in Höhe von 25 000 Euro. Zumindest bewegen sich die Kostenschätzungen in diesem Bereich, sofern 1200 Tickets verkauft werden könnten. Kämen weniger Zuschauer, würde es teurer, kommen mehr, verringere sich das Defizit. 1200 zahlende Gäste seien eine realistische Schätzung aufgrund der Erfahrungen in der Vergangenheit, erklärte der Eigenbetriebsleiter.

Die Stadtkultur ist jedoch angehalten zu sparen, zumal sie im Wirtschaftsplan für das nächste Jahr einen Verlustausgleich (also Geld, das vom Haushalt der Stadt in den Eigenbetrieb gesteckt werden muss) von 2,8 Millionen Euro ausweist – 166 000 Euro mehr als 2022.

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„Wir haben aus verschiedenen Gründen Mehrkosten und können nicht einfach bei der Stadtbücherei oder dem Parktheater streichen. Das geht nur bei den freiwilligen Leistungen“, erklärte Herborn – dazu zählt eine beim Publikum geschätzte und beliebte klassische Kulturveranstaltung nun mal. Bereits in diesem Jahr musste das Konzert abgesagt werden. Eigentlich wolle man am Badesee auftreten, aber weil der Festplatz wegen des Zeltdorfs für Geflüchtete als Fläche für Logistik nicht zur Verfügung stand, kam das Aus.

Die Grünen unternahmen mit einem Antrag im Ausschuss den Versuch, die 25 000 Euro zur Verfügung zu stellen. „Es ist ein Teil des Kulturstandorts Bensheim. Menschen kommen zusammen, es wäre schade, wenn man es nicht macht“, argumentierte Fatemeh Schmidt.

Bürgermeisterin Christine Klein zeigte durchaus Sympathien für eine solche Lösung, legte aber ebenso dar, dass durch höhere Ausgaben für beispielsweise Strom und Wasser der finanzielle Aufwand für die Stadt von 16 300 Euro in diesem Jahr (hätte es ein OpernAir gegeben) voraussichtlich auf besagte 25 000 Euro steigen würde – sollte man sich zu einer Ausrichtung entschließen.

Leichte Irritationen in der Runde

Die Stadtkultur habe den Auftrag gehabt, alles durchzugehen und nach Möglichkeiten für Einsparungen zu schauen – heraus kam am Ende der Vorschlag, auf den Zuschuss zu verzichten. Für die restlichen Ausschussmitglieder war dies auch ein zentraler Punkt.

„Wir haben schon registriert, dass die Summe gestrichen wurde. Wir können aber schlecht sagen, dass Geld gespart werden muss, dann kommt die Verwaltung mit Ideen, wie das umzusetzen ist – und wir machen es dann rückgängig. Das passt nicht“, betonte Vorsitzende Sibylle Becker (CDU).

Entsprechend fiel das Abstimmungsergebnis aus. Nur Fatemeh Schmidt votierte für den eigenen Antrag, die anderen Fraktionen sprachen sich dagegen aus. „Damit sagen also die Ausschussmitglieder, dass das OpernAir nicht stattfinden soll“, konstatierte die Rathauschefin – was in der Runde wiederum für leichte Irritationen sorgte.

„Der Vorschlag kam ja von der Verwaltung, dem wollen wir folgen“, bemerkte Adriana Filippone (SPD). Sibylle Becker fügte an, dass man ja schauen könne, ob es für 2024 Optionen gibt, die Veranstaltung anzubieten. Einstimmig verabschiedete das Fachgremium im Anschluss den Wirtschaftsplan der Stadtkultur, ohne den 25 000-Euro-Zuschuss.

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Ob damit das allerletzte Wort gesprochen ist, bleibt wie immer abzuwarten. Aber aktuell sieht es danach aus, als müssten die Klassikfreunde und die beteiligten lokalen Chöre und Musiker erneut auf das OpernAir verzichten.

Weitgehend Einigkeit herrschte bei einem anderen Thema. Der ehemalige Kinderhort Jacob-Löhr-Straße soll auch im neuen Jahr dem Familienzentrum kostenlos überlassen werden. Der Verein betreut in dem Gebäude seit einigen Monaten ukrainische Kinder, bietet Sprachkurse und eine Begegnungsstätte an. Die bisherige Vereinbarung läuft Ende Dezember aus und muss verlängert werden.

Alois Hillenbrand (FWG) bekannte allerdings, dass er sich damit schwertue. Schließlich hatte der Eigenbetrieb Kinderbetreuung vor dem russischen Angriffskrieg auf die Ukraine geplant, das Haus für 3,2 Millionen Euro zu sanieren, um dort eine Kindergarten- und eine Krippengruppe unterzubringen.

„Das würde sich nun um ein weiteres Jahr verzögern. Dabei ist der Bedarf an Kita-Plätzen hoch. Und wie sieht es überhaupt mit den baulichen Mängeln aus? Das sollte man vor einer Entscheidung klären“, meinte Hillenbrand. Eigenbetriebsleiter Armin Zeißler konnte am Mittwoch an Ort und Stelle Aufklärungsarbeit leisten. Er erinnerte an die hohe Nachfrage im Café Storch des Familienzentrums, weshalb ein passendes Ausweichquartier gesucht und mit dem früheren Hort gefunden wurde.

Ein Treffpunkt für Familien

Momentan würden dort rund 15 Kinder betreut, jedoch nicht klassisch wie in einer Kita, sondern im Beisein der Mütter. „Es ist ein Treffpunkt für Familien, der sehr gerne angenommen wird.“ Perspektivisch könnten in der Jacob-Löhr-Straße nach Auskunft von Zeißler zwei Kindergarten-Gruppen unterkommen, sollte das Interesse oder die Zahl der Geflüchteten in Bensheim rückläufig sein.

In diesem Fall müssen aber nicht mehr mindestens 3,2 Millionen Euro in die Hand genommen werden. „Was es so teuer gemacht hat, war die fehlende Genehmigung des Kreises für eine U 3-Gruppe im ersten Stock“, führte Zeißler aus. Die Umbauarbeiten wären ins Geld gegangen. Ziehen nur zwei Ü 3-Gruppen ein, könne man die Unterhaltung des Gebäudes aus Bordmitteln bestreiten.

Mit dem Familienzentrum habe man vereinbart, sich im Herbst zusammenzusetzen und abzustimmen, wie es weitergeht. Zeißler sagte auf Nachfrage von Hillenbrand zu, bereits im Frühjahr dem Gremium einen Sachstandsbericht zu geben. Franz Apfel (BfB) nahm erfreut zur Kenntnis, dass die 3,2 Millionen Euro mittlerweile vom Tisch sind und sprach von einer „guten Lösung für das Familienzentrum. Der Bedarf ist da.“

Der Sozialausschuss sprach sich schließlich für die Verlängerung mit dem Familienzentrum aus, bei einer Enthaltung von Alois Hillenbrand.

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