Bensheim. Die Destag-Stiftung übernimmt die vorübergehende Finanzierung einer besonderen Beschäftigungsmaßnahme für Menschen mit einer psychischen Beeinträchtigung in Bensheim: Nach zweijähriger Pause kann das Zuverdienstprojekt des Caritasverbands Darmstadt damit wieder in bewährter Weise durchstarten.
Dabei geht es um eine stundenweise Beschäftigung in regionalen Unternehmen, die individuell auf die Interessen und Möglichkeiten des Einzelnen abgestimmt sind. Übergeordnetes Ziel ist eine selbstbestimmte und sanfte Wiedereingliederung ins Arbeitsleben. Aufgrund gesetzlicher Neuerungen war die Finanzierung nicht mehr sichergestellt, wie Caritasdirektorin Stefanie Rhein mitteilt.
Änderungen im Bundesgesetz
Hintergrund sind Veränderungen durch das Bundesteilhabegesetz. Für Leistungen der Eingliederungshilfe, zu denen das Projekt gehört, ist nun der Landeswohlfahrtsverband Hessen (LWV) zuständig. Laut Rhein gibt es aber nach wie vor keine eindeutige Klarheit bezüglich der langfristigen finanziellen Regelungen. Umso dankbarer sei man im Verband, dass die Stiftung hier eine befristete, aber zeitnah greifende Unterstützung anbietet.
Auf diese Weise können Menschen mit einer Erwerbsminderungsrente und einer eventuell zusätzlichen Grundsicherung in den ersten Arbeitsmarkt vermittelt werden. Ein wichtiger Schritt für mehr gesellschaftliche Teilhabe, wie die Caritasdirektorin betont.
Bereits mehrere Firmen und Einrichtungen beteiligen sich an dem Projekt. Darunter so unterschiedliche Branchen wie Gastronomie, Einzelhandel und Pflege, die Stellen in Produktion, Verkauf und Verwaltung anbieten. Weitere Arbeitgeber werden ständig gesucht, denn es geht zuvorderst darum, für jeden Topf einen Deckel zu finden: Eine passgenaue und wohnortnahe Beschäftigungsmöglichkeit ist vorrangiges Ziel des Projekts, das sich an Personen richtet, die ihre Fähigkeiten im Rahmen bestehender Arbeitszeitmodelle bislang nicht umsetzen konnten, die eine Teilnahme am Berufsleben als elementare Voraussetzung für einen selbstgestalteten Alltag sehen.
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Die Maßnahme will dabei helfen, durch eine feste Tagesstruktur und eine den persönlichen Neigungen entsprechende Beschäftigung sowohl die Lebensqualität wie auch die psychische Stabilität zu verbessern, was beides eng verbunden ist, sagt Lisa Krastel, die das Projekt mit der Sozialpädagogin Julia Ulrich betreut und koordiniert. Es gehe unter anderem darum, Isolation zu verhindern (oder zu beenden), das Selbstwertgefühl der Menschen zu steigern und ihnen eine neue Perspektive zu bieten.
Dass viele von ihnen seit Jahren nicht auf dem Arbeitsmarkt aktiv sind, macht die Aufgabe nicht gerade leichter, so Monika Horneff, Leiterin des gemeindepsychiatrischen Zentrums für Lampertheim und Viernheim, wo das Projekt bis zum jüngsten Umzug ins Bensheimer Franziskushaus angesiedelt war.
„Wir suchen eine passende Stelle auf dem freien Markt und bieten eine engmaschige Betreuung innerhalb eines offenen Konzepts“, so Lisa Krastel. Die Maßnahme sei stark auf die jeweiligen Lebenswelten der Menschen und nicht auf Inklusionsbetriebe ausgerichtet. Der Verband möchte einen regulären Job in einem „normalen“ Umfeld anbieten können – ein Ansatz, der in Hessen nach wie vor eine Ausnahme darstellt. Die Arbeitszeit ist auf maximal 14 Stunden die Woche limitiert. Viele Kunden möchten auch nur drei bis vier Stunden arbeiten, so Julia Ulrich.
Das Konzept richtet sich flexibel auf die Wünsche der Menschen aus und bietet neben einer niederschwelligen Beschäftigung eine sozialpädagogische und arbeitstherapeutische Begleitung. Für ihre Arbeit erhalten die Teilnehmer eine sogenannte Motivationszuwendung in Höhe von 2,50 Euro die Stunde. Diese Kosten übernimmt die Einrichtung beziehungsweise der jeweilige Betrieb.
Es gab bereits mehrere sehr erfolgreiche Kooperationen mit Firmen im Kreis Bergstraße, die sogar im Einzelfall zu einem geringfügigen Beschäftigungsverhältnis geführt haben, berichten die Koordinatorinnen aus dem Alltag. Viele Arbeitgeber seien sehr positiv überrascht von der Zusammenarbeit. Unternehmen oder Einrichtungen, die Interesse haben, können sich im Caritaszentrum Franziskushaus melden.
Auch Ingrid Buchmann von der Destag-Stiftung sieht in dem Konzept eine sinnvolle und unkomplizierte Art, um Menschen mit psychischen Beeinträchtigungen mehr Teilhabe anbieten zu können. „Das Projekt passt sehr gut zur Zielsetzung der Stiftung“, sagte sie in Bensheim.
Stiftung wurde 2001 gegründet
Gegründet wurde sie im Jahr 2001 von ihrem Vater Eckart Fromme. Stiftungszweck sind der Abbau von Vorurteilen gegenüber psychisch kranken Menschen und die Förderung von Projekten, die diesem Personenkreis Hilfe anbieten und ihm eine Wiedereingliederung in den Alltag ermöglichen.
„Es ist eine rein private Stiftung, aber mein Vater wollte nicht, dass seine Person im Vordergrund steht“, so Ingrid Buchmann. Deshalb habe er sich für den Namen Destag entschieden. Fromme war ab 1953 in der Firmenleitung der Deutschen Steinindustrie-AG (Destag) tätig. 1992 zog er sich von der Vorstandsarbeit in den Aufsichtsrat zurück.
Die Stiftung unterstützt verschiedene integrative Wohn- und Beschäftigungsprojekte, die meisten sind im Kreis Bergstraße beheimatet. Vorrangig leistet man eine Anschubfinanzierung, um Konzepte in einem frühen Stadium zu unterstützen. Die Hilfsfinanzierung des Beschäftigungsprojekts ist nicht die erste Zusammenarbeit mit dem Caritasverband Darmstadt.
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