Gesundheit

Das MVZ in Bensheim soll die ambulante Versorgung sichern

Bundestagsabgeordneter Till Mansmann (FDP) informierte sich im Medizinischen Versorgungszentrum zu den Themen Digitalisierung und Hausarztpraxen.

Von 
Jeanette Spielmann
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FDP-Bundestagsabgeordneter Till Mansmann besucht MVZ Bergstraße der ze:roPRAXEN in Bensheim, um sich über die Versorgungssituation von Nierenkranken und Dialysepatienten zu informieren. MVZ Bergstraße, Berliner Ring 153, Bensheim , hier mit Dr. Michael Rodenbach -ärztlicher Standortleiter und Lars Nagelmann (rechts), Bild: Thomas Neu © Thomas Neu

Bensheim. Die parlamentarische Sommerpause in Berlin ist zu lang, um sie nur mit Urlaub auszufüllen. Daher nutzt der Bergsträßer FDP-Bundestagsabgeordnete Till Mansmann die Zeit für Besuche vor Ort und Hintergrundgespräche, für die im politischen Alltag keine Zeit ist.

So widmete sich der Innovationsbeauftragte „Grüner Wasserstoff“ im Bundesministerium für Bildung und Forschung nach seinem Besuch an der TU Darmstadt, wo er sich über innovative Wasserstoffprojekte informierte, Anfang der Woche in Bensheim einem ihm aus parlamentarischer Sicht eher fachfremden Thema.

Aber der Besuch im Medizinischen Versorgungszentrum Bergstraße (MVZ) der „ze:ro-Praxen“ am Berliner Ring streifte mit dem Gesundheitssystem eine Thematik, die in allen Wahlkreisen ein Thema und natürlich für Mansmann nicht unbekannt ist. Die gewonnenen Informationen und Einblicke, für die sich der Bundestagsabgeordnete nach knapp zwei Stunden bedankte, wird er mit den jeweiligen Fachkollegen besprechen.

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Seit vergangenen Oktober ist das vor vier Jahren am Berliner Ring in Betrieb gegangene Medizinische Versorgungszentrum (MVZ) mit Dialysezentrum Teil des „ze-ro“-Praxenverbundes, der sich seit über 20 Jahren im Rhein-Neckar-Raum um eine wohnortnahe, ambulante medizinische Versorgung kümmert. Mit dem MVZ und Dialysezentrum Bergstraße und der Hausarztpraxis Dr. Walter an der Schwanheimer Straße in Bensheim, sowie den Hausärztlichen MVZ in Einhausen, Lampertheim und Lorsch sind die „ze:ro“-Haus- und Facharztpraxen neben Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz auch in Hessen vertreten.

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Mit der Übernahme des Zentrums am Berliner Ring durch den „ze:ro“-Verbund sind die neuen Betreiber ein hohes wirtschaftliches Risiko eingegangen. Explodierende Kosten im technischen wie im personellen Bereich waren allein mit der Nephrologie nicht zu stemmen. Innerhalb kürzester Zeit entstand hier ein interdisziplinäres Fachzentrum, in dem neben der Behandlung von Dialysepatienten und Sprechstunden für Nieren- und Bluthochdruckerkrankungen die Betreuung und Behandlung im Bereich Rheumatologie und Kardiologie angeboten werden.

Ein weiteres Problem wird in den bürokratischen Hindernissen bei der Digitalisierung gesehen

„Es ist uns eine Herzensangelegenheit, im Kreis Bergstraße die ambulante Versorgung langfristig sicherzustellen“, sagt Professor Dr. Peter Rohmeiß, der den Praxen-Verbund gründete und seitdem die Geschäftsführung inne hat. Im Gespräch mit Till Mansmann zeigt er sich zuversichtlich, den richtigen Weg eingeschlagen zu haben, denn das Risiko reduziere sich. Dennoch sieht Rohmeiß die schwierige Situation im Gesundheitssystem und die aktuelle Tendenz, „das Schlechteste aus zwei Welten“ zusammenzuführen.

So werde die überfällige Reform für Hausarztpraxen nicht zu Ende gedacht und die Honorar-Reform außen vor gelassen. Dabei sei die ambulante Facharztmedizin ein wesentlicher Bestandteil einer funktionierenden Versorgung, wie sich insbesondere in der Corona-Pandemie gezeigt habe. „90 Prozent aller Patientenkontakte erfolgen im ambulanten Bereich“, hält es Rohmeiß für extrem wichtig, Fachärztinnen und Fachärzte durch tragfähige Rahmenbedingungen im ambulanten Sektor zu behalten.

Rund 1000 Anrufen pro Woche nur in der Kardiologie: digitale Kontaktaufnahme als Entlastung

Ein weiteres Problem wird in den bürokratischen Hindernissen bei der Digitalisierung gesehen. Mit diesen Herausforderungen sieht sich insbesondere Dr. Michael Rodenbach konfrontiert, der am Berliner Ring seit Mitte Januar eine kardiologische Sprechstunde anbietet. Neben dem breiten Spektrum der Vorsorge, Diagnostik und Therapie von Herz-Kreislauf-Erkrankungen ist der Kardiologe auch mit der Digitalisierung des Praxisablaufs beschäftigt. Angefangen von der Einführung des digitalen Terminkalenders bis zur Umsetzung der Video-Sprechstunde und Telemedizin erfordert diese digitale Aufbauarbeit viel Eigeninitiative und Zeit, die eigentlich vornehmlich den Patienten gelten sollte.

Insbesondere im Hinblick auf die Versorgung des ländlichen Raums sieht Rodenbach in der Digitalisierung eine große Chance, wünscht sich dabei aber eine bessere Unterstützung durch die Politik. Bei rund 1000 Anrufen pro Woche nur in der Kardiologie entlaste die digitale Kontaktaufnahme erheblich.

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Lars Nagelmann, Leiter der Nephrologie und seit der Inbetriebnahme des Versorgungszentrums mit an Bord, hofft ebenfalls auf die Digitalisierung, die zur Erleichterung der Abläufe beitragen würde. Dennoch bleibe gerade bei Dialysepatienten das persönliche Gespräch nach wie vor wichtig.

Nagelmann, der sich in Bensheim insbesondere auf die Behandlung von Fettstoffwechselstörungen spezialisiert hat, sieht aber auch die hohe Kostenintensität in der Nephrologie. Teure Technik und hoch qualifizierte Kräfte würden durch die Politik nicht abgebildet. So habe sich im vergangenen Jahr Fresenius von der Leitung des Dialysezentrums zurückgezogen, da es für das Unternehmen nicht mehr rentabel war.

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Während Peter Rohmeiß bei der Finanzierung der Krankenhäuser die Vorhaltepauschale für den falschen Weg hält, da sie eine „Belohnung für Nichtstun“ sei, wird von ihm das Lauterbachsche Konzept der „Level 1i-Krankenhäuser“ begrüßt. Hier handelt es sich um eine sektorenübergreifende Versorgungseinrichtung, die stationäre Leistungen der interdisziplinären Grundversorgung wohnortnah sowohl mit ambulanten als auch mit pflegerischen Leistungen verbindet. „Wenn diese Idee realisiert würde, wären wir dabei“, so der „ze:ro“-Geschäftsführer.

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