Musiktheater

Musikalische Zeitreise im Bensheimer Rex

Die US-Band "Pavlov's Dog" begeisterte in bensheim die eingtefleischte Fangemeinde

Von 
Thomas Wilken
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Die US-Band Pavlov’s Dog erinnerte im Musiktheater Rex am Montagabend an die guten, alten musikalischen Zeiten der 1970er Jahre. © Thomas Neu

Bensheim. Es ist Zeit zum Träumen im Musiktheater Rex. Gehört hat den Song jeder schon einmal, aber dass „Julia“ von den US-amerikanischen Progressive Rockern Pavlov’s Dog stammt, dürften nur die wenigsten wissen. Und dass der All-Time-Hit schon knapp 50 Jahre auf dem Buckel hat, merkt man der melodramatischen, intensiven Ballade ebenfalls nicht an.

Nur wenige Aufnahmen genügten Mitte der 70er Jahre, um der Band einen Kultstatus zu verschaffen. Flöte, Mellotron und Geige in der Rockmusik waren und sind ein hervorstechendes Merkmal der immer eingängigen, wenn auch manchmal hart rockenden Stücke. In Bensheim findet das Sextett ein eingefleischtes, begeistertes Publikum, das sich nicht unbedingt durch Masse, aber durch viel Klasse auszeichnet.

Fixpunkt ist Leadsänger David Surkamp mit seiner hohen Falsettstimme. Er ist auch das einzige verbliebene Gründungsmitglied. Viele seiner Kollegen sind nicht nur zwischenzeitlich ausgestiegen, sondern leider auch schon verstorben. Doch davon lässt sich der knapp 71-Jährige nicht unterkriegen und ist präsent wie eh und je auf der Bühne – auch wenn man sein Genuschel zwischen den Songs praktisch nicht versteht.

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Epische Songs mit Bombast-Sound für Kenner: Pavlov’s Dog machen keine Musik für den Mainstream – „Julia“ mal ausgenommen. Prägnant über allem ist die Geige von Abbie Steiling, oft als Leadinstrument eingesetzt. „Standing here with you“ ist ein Beispiel für das eindringliche Spiel, mit dem die Musikerin ein ums andere Mal Zwischenapplaus bekommt.

Neben dem omnipräsenten Surkamp sticht auch noch David Malachowksi an der Leadgitarre heraus. Der arbeitet sich mit melodiösen, aber trotzdem harten Rocktönen in die Songs hinein und gibt so manchem eher weichen Stück eine griffige Form. Vierter im Bunde der Auffälligen ist Keyboarder Mark Maher, dessen Piano- und Orgeltöne immer wieder einen schönen Kontrast zum Rest bilden.

Mit „Pampered Menial“ und „At the Sound of the Bell“ begründete die Gruppe Mitte der 70er Jahre ihren Ruhm. Danach fing schon die Unruhe an. Erst verschwanden die Masterbänder des dritten Albums, dann nach und nach auch die Bandmitglieder. Aber gerade die erste Scheibe wird heutzutage zu den wichtigen Alben des Progressive Rock gezählt.

Es gibt ein paar zeitlose, prägende Platten aus diesen Jahren, die ganze Generationen beeinflussten. „Argus“ von Wishbone Ash gehört ebenfalls dazu – oder „Valentyne Suite“ von Colosseum. In die reihen sich die beiden Frühwerke nahtlos ein. Vertrackte Songstrukturen, jazzige und folkige Elemente, flirrende Harmoniebögen, große Intensität: Auch knapp 50 Jahre später lässt sich im Rex erkennen, warum Pavlov’s Dog damals schnell Kultstatus genossen.

„Echo & Boo“ war 2010 ein neues Lebenszeichen in Form eines Studioalbums, gefolgt 2018 von „Prodigal Dreamer“. Beide im Stil der erfolgreichen frühen Jahre gehalten und mit eingängigen Stücken, auch wenn sie sich natürlich nicht mit den Klassikern vergleichen lassen. Zwei Stunden lang zelebriert die Band im Rex eine vergangene, glanzvolle musikalische Zeit, als noch die Instrumente zählten.

„Breaking Ice“, „Song Dance“, „She came shining“, „Of Once and Future Kings“ oder „She Breaks Like a Morning Sky“ sind solche Ohrwürmer, geprägt von Surkamps unverwechselbarer Stimme. Sie macht in zwei Stunden einen besonderen Abend zum Erlebnis. Eben ein Abend zum Träumen.

Freier Autor Freier Journalist für Tageszeitungen im südlichen Kreis Bergstraße und Odenwaldkreis

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