Bildung

MINT-Zentrum in Bensheim soll Ende 2025 fertig sein

Offenes Haus zum Forschen und Experimentieren bereichert den Schulstandort. Der Kreis investiert 6,5 Millionen Euro in das Gebäude. So steht es um den Bau.

Von 
Thomas Tritsch
Lesedauer: 
Obligatorischer Spatenstich für das neue MINT-Zentrum in Nachbarschaft der Geschwister-Scholl-Schule. © Thomas Neu

Bensheim. In der Nachbarschaft der Geschwister-Scholl-Schule entsteht ein MINT-Zentrum. Ende des kommenden Jahres soll der naturwissenschaftliche Lern- und Forschungsstandort eröffnet werden. Der Kreis baut das Gebäude, das Land finanziert die Leitung und die Mitarbeiter. MINT steht für Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik. Dieses außerschulische Lernangebot soll Kindern und Jugendlichen aller Altersstufen und aller Schularten ein motivierendes, kompetenzorientiertes und praxisnahes Forschen und Experimentieren ermöglichen.

Nach vielen Jahren der konzeptionellen Vorarbeit geht das Projekt nun auf die Zielgerade, wie Landrat Christian Engelhardt gestern beim symbolischen ersten Spatenstich auf dem Areal an der Taunusstraße zwischen Berliner Ring und GSS-Sporthalle betonte. Engelhardt hatte die Idee eines naturwissenschaftlich orientierten und schulübergreifenden Lernorts als eines seiner „Lieblingsprojekte“ immer wieder forciert. Als Vorbild galt ein Modell in Nordhessen, das allerdings in Kooperation mit einer Hochschule organisiert wird.

MINT-Zentrum soll als Ergänzung zum Unterricht genutzt werden

Als Ausgangspunkt nannte Engelhardt Gespräche mit Lehrern im Landkreis Darmstadt-Dieburg. Damals hatten sich erste Vorstellungen zu einem Standort an der Bergstraße herauskristallisiert. Weitere MINT-Zentren gibt es unter anderem bereits in Darmstadt, Seeheim, Rüsselsheim, Groß-Gerau und Michelstadt sowie zweimal in Frankfurt. Das Projekt in Bensheim soll auch eine geografische Lücke schließen. Eine Kooperation der südhessischen Standorte ist Teil des Gesamtkonzepts.

Anfang 2020 hatte der Landrat gemeinsam mit dem damaligen Hessischen Kultusminister Alexander Lorz eine Absichtserklärung für ein MINT-Zentrum Südhessen unterzeichnet. Ende 2022 wurde eine Kooperationsvereinbarung abgeschlossen. „Wir fördern dort junge Forscher und die Ideen und Problemlösungen von morgen“, so der Landrat. Die Bergstraße sei als starke Wirtschafts- und Technikregion prädestiniert für ein solches Zentrum. Trotz der Nähe zur Geschwister-Scholl-Schule handelt es sich bei dem MINT-Zentrum um ein schulunabhängiges Angebot und eine eigenständige Einrichtung, die allen offenstehe.

Das Zentrum soll sowohl von Schulen als Ergänzung zum Unterricht als auch von interessierten und talentierten Schülern vor- und nachmittags genutzt werden. Zudem soll es dazu dienen, Konzepte zur Unterstützung und Weiterentwicklung des naturwissenschaftlichen Unterrichts voranzutreiben. Mitarbeiter sind im Unterricht tätige Lehrkräfte und außerschulische Fachkräfte, darunter Chemiker, Biologen und Ärzte. Etliche Partner aus Bildung, Wirtschaft und Forschung sind bereits im Boot, darunter Stiftungen, Verbände und Hochschulen.

Forschungslabor und Robotik-Werkstatt

Das Herzstück des Zentrums mit rund 400 Quadratmetern Fläche wird ein großer Labortrakt sein, an den ein Forschungslabor, eine Robotikwerkstatt und ein multifunktionaler Klassenraum angedockt sind. Dazu kommen noch verschiedene Nutzräume wie ein Chemikalienlager, eine Küche sowie Vorbereitungs- und Aufenthaltsbereiche. Auch der Außenbereich wird nutzbar sein.

Das Konzept soll die Neugier an naturwissenschaftlichen, mathematischen und informations-technischen Themen wecken – auch vor dem Hintergrund der Berufsorientierung – und jungen Menschen Kreativität, Eigeninitiative und Problemlösungskompetenz vermitteln.

Thomas Schneidermeier wird Leiter des MINT-Zentrums. © Thomas Neu

Das Gebäude selbst soll laut Landrat nachhaltig mit recyclingfähigen Materialien gebaut werden, die Realisierung werde vom Hessischen Umweltministerium begleitet. Engelhardt sprach von einem Bildungs-Leuchtturm, der über die Region hinaus strahlen werde. Bürgermeisterin Christine Klein bezeichnete das Angebot als perfekte Ergänzung des Schulstandorts Bensheim.

Der Odenwälder Unternehmer und Vizepräsident der IHK Darmstadt Rhein Main Neckar, Christian Jöst, nannte das Projekt ein innovatives und zukunftsträchtiges Bildungsangebot. Es schüre nicht nur das Interesse an MINT-Themen und biete Raum für selbstständiges Experimentieren außerhalb eines starren Lernorts: langfristig könne eine solche Infrastruktur auch dazu beitragen, dem Fachkräftemangel zu begegnen. Gerade in gewerblich-technischen Bereich stehe der Ausbildungsmarkt stark unter Druck. In Bensheim könne man sich laut Jöst künftig sowohl auf die Basisbildung wie auch auf die gezielte Förderung von Talenten konzentrieren.

Landrat stellte die erste Patin des MINT-Zentrums vor

Leiter des MINT-Zentrums ist Thomas Schneidermeier. Er war 20 Jahre lang Lehrer am Goethe-Gymnasium. „Deutschland fehlen über 240 000 Fachkräfte in MINT-Berufen“, so Schneidermeier, der auch das Zentrum für Chemie mit Sitz in Bensheim leitet. Als offenes Haus zum freien Experimentieren biete man eine gute Ergänzung zu den Schulen. Es gehe aber darum, Dopplungen im Angebot zu vermeiden und sich gleichermaßen am Lehrplan zu orientieren, um das Haus für Lehrer und Schüler attraktiv zu machen. Eines der Ziele sei die Herausbildung einer MINT-Bewertungskompetenz, um jungen Menschen die Fähigkeit zu vermitteln, gesellschaftliche und wissenschaftliche Themen kritisch beurteilen zu können.

Mehr zum Thema

Verkehr

Förderbescheid für Radschnellweg im Kreis Bergstraße übergeben

Veröffentlicht
Von
Emil Obermaier
Mehr erfahren
Verkehr

Förderung für Radweg von Nord nach Süd

Veröffentlicht
Von
red
Mehr erfahren
Tag der Deutschen Einheit

Als die Stasi an der Bergstraße geflüchtete Schüler überwachte

Veröffentlicht
Von
Gerlinde Scharf
Mehr erfahren

Als erste Patin des Zentrums stellte der Landrat am Dienstag Debora Clever vor. Eine promovierte Mathematikerin, die als Kooperationsprofessorin die Forschungsgruppe Robotik-Systeme an der TU Darmstadt leitet. Durch ihre Tätigkeiten in Wissenschaft und Industrie repräsentiere sie den Ansatz des Zentrums ideal, so Christian Engelhardt. Clever, die in Zwingenberg lebt, will als Patin die Kontakte in Wirtschaft, Hochschule und Forschung ausbauen und so weiteren Kooperationspartnern und Projekten den Weg ebnen.

Umrahmt wurde der Termin von naturwissenschaftlichen Experimenten des Chemikers Elias Chalwatzis, der mit Rauch- und Knalleffekten schon einmal einen Vorgeschmack auf die künftige Forscherwerkstatt vermittelte.

Freier Autor

Copyright © 2025 Bergsträßer Anzeiger

VG WORT Zählmarke
  • Winzerfest Bensheim