Kur- und Verkehrsverein

Erinnerung an die Mundartdichterin Mina Katzenmeier

Die Auerbacher Mundartdichterin wurde vor 125 Jahren geboren. Jetzt gab es Veranstaltung auf dem Schlossplatz mit Musik und Gedichten.

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kn
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Anlässlich des 125. Geburtstag der Auerbacher Mundartdichterin Mina Katzenmeier richtete der Kur- und Verkehrsverein eine Gedenkfeier aus. © Michael Kärchner

Auerbach. 125 Gäste werden es wohl nicht ganz gewesen sein, die sich am Sonntagvormittag gegen 11 Uhr auf Einladung des Kur- und Verkehrsvereins auf dem Schlossplatz in der Schlossstraße eingefunden hatten. Dennoch war die gute Resonanz für die verantwortlichen Macher mehr als erfreulich. Anlass des gut einstündigen Events war der 125. Geburtstag der Auerbacher Heimat- und Mundartdichterin Wilhelmine „Mina“ Katzenmeier.

Der Veranstaltungsort selbst wies bereits eine Reihe von Bezügen zu Mina Katzenmeier auf. Nur um die Ecke, im Bereich der heutigen Karlsbader Straße, stand ihr Geburtshaus. Sie war das 7. Kind des Gärtners Adam Nungesser und seiner Ehefrau Elisabeth Barbara, geb. Krauss. Um die Jahrhundertwende erwarb der Vater dann das Anwesen Schlossstraße 21, wo Mina ihr ganzes Leben lang gewohnt hat.

Anlässlich des 100. Geburtstages im Jahr 1999 wurde gegenüber ihrem Wohnhaus von KuVV und Stadt ein Gedenkstein errichtet. KuVV-Vorsitzender Reinhard Bauß konnte Sabine Müller, die Schöpferin des Profils von Mina Katzenmeier, an diesem Morgen ebenso begrüßen wie Doris Hlinka, eine Enkelin von Mina. Die beiden noch lebenden Söhne, Otto in Viechtach im Bayerischen Wald und Klaus in Kanada, hatten aus Alters- bzw. Reisegründen sich entschuldigt. Beide hatten jedoch ihre besondere Freude über die Würdigung ihrer Mutter zum Ausdruck gebracht.

Unter den zahlreichen Gästen hieß Reinhard Bauß eingangs Bürgermeisterin Christine Klein, die Stadträte Hans Seibert und Ralph Stühling, die Stadtverordneten Petra Jackstein und Jürgen Kaltwasser sowie vom Ortsbeirat Ortsvorsteher Robert Schlappner, Barbara Ottofrickenstein-Ripper und Thomas Schrabeck willkommen.

Eingeleitet wurde die Gedenkstunde mit einer Auswahl von Mina Katzenmeiers bekanntesten Mundartgedichten, vorgetragen von Oskar (Ossi) Scherer und Klaus Sponagel. Beide, sehr Kerwe-erprobt, gaben sich dabei als echte Kernbürger keine Blöße und beherrschten die vorgegebene Mundart souverän. Trotzdem galt auch in diesem Fall die Weisheit der Mina Katzenmeier: „Woann zwaa dässelwe duhn, isses loang noch nedd es Gleiche!“

Den musikalischen Bogen zur sich anschließenden Vita von Mina Katzenmeier gestaltete Berthold Mäurer an der Gitarre mit dem Hannes-Wader-Song „Schön euch zu sehen“.

Beschwerliche Jugend nach dem frühen Tod der Mutter

Breiten Raum der Matinee nahm die von Reinhard Bauß vorgetragene Lebens- und Leidensgeschichte der Frau dieses Tages ein. Darin beschrieb er deren beschwerliche Jugend, die von der Herausforderung geprägt war, nach dem frühen Tod der Mutter im Alter von knapp 13 Jahren den Haushalt für den Vater und die vier älteren Brüder zu führen. Das änderte sich erst 1914, als die Brüder eingezogen wurden. Jetzt konnte Mina eine Stelle als Dienstmädchen in Auerbach antreten.

Nach Kriegsende lernte sie ihren aus Winterkasten stammenden und in Bensheim als Schneider arbeitenden Mann Adam Katzenmeier kennen. Die Familie wuchs schnell um eine Tochter und vier Jungen. In dieser Zeit trat sie als „Fraa Katzenmejer“ erstmals mit ihren Gedichten an die Öffentlichkeit. Höhepunkt ihrer dichterischen Arbeit war die Zeit nach 1945, als sie in einer wöchentlichen Kolumne mit dem Titel „Liewe Freunde unn Midbäjer“ lokale Ereignisse glossierte. Auch die Kerwereden jener Zeit stammten aus ihrer Feder und später war sie beim „Sonnenschein der Alten“ in der Grünen Au in der Saarstraße besonders aktiv.

Nach dem Tod ihres Mannes 1956 war die finanzielle Not besonders groß und Mina musste mit 99 Mark Rente und den bescheidenen Einkünften aus ihrem Kiosk neben der Schlossberg-Schule auskommen. 1962 heiratete sie Hermann Kuhl, aber wenige Monate später erkrankte sie schwer und musste mehrfach ins Krankenhaus. Über ihr Ende schrieb ihr Sohn Walter in der von ihm veröffentlichten Sammlung „Meu Auerbach – Band 2“ ihrer rund 150 Mundartgedichte: „Mina Katzenmeier, die zeitlebens ein fröhlicher Mensch war, starb verbittert und enttäuscht am 30. Januar 1963.“

„Ein Herz für die, die nicht vom Glück gesegnet waren“

Reinhard Bauß kam abschließend zu diesem würdigenden wie treffenden Fazit: „Sie war eine einfache Frau mit einem Herz für die, die nicht vom Glück gesegnet waren, sie war das Herz der Auerbacher Kerb, sie hat viele Feste, auch Familienfeste, erst zu wirklichen Festen werden lassen. Und sie war nicht oberflächlich, sie hat nicht nur das Augenscheinliche gesehen, sie hat auch – sozusagen analytisch – dahinter geschaut.“

Nach einem weiteren Musikbeitrag mit Berthold Mäurer und dem Latwerje (Pflaumenmus) Blues meldeten sich spontan zwei Gäste zu Wort. Irene Hottenbacher trug zuerst die zwei Gedichte „Des Dischgebät“ und „Gure Abbedit“ aus dem Band 2 der Sammlung von Walter Katzenmeier vor. Diesen Band konnte man übrigens gegen eine Spende vor Ort erwerben.

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Danach outete sich mit Arnd Rettig ein sehr glaubwürdiger Zeitzeuge, der im Haus gegenüber aufgewachsen und mit dem jüngsten Sohn Klaus befreundet war. Daher konnte er sehr überzeugend und zur Freude aller Anwesenden manch Wissenswertes und auch Witziges über Mina aus eigenem Erleben berichten. Den Schlusspunkt einer nicht nur wegen der kühlen Herbstbrise erfrischenden Veranstaltung setzte exakt zur Mittagszeit Uschi Webler mit dem Gedicht „De Ourewold“.

Nicht unerwähnt dürfen die Anlieger, Familie Brückner von der Pension Schlossblick, bleiben, die zum Sonderpreis von jeweils 125 Cent Würstchen und Getränke im Angebot hatten, sowie Markus und Sebastian Meyer, die für eine gelungene Beschallung sorgten. Zu nennen ist ebenfalls Karlheinz Weigold, der als Geschäftsführer des KuVV den Löwenanteil der Vorbereitungen zu stemmen hatte und dies in gewohnter Routine und Zuverlässigkeit erledigte. kn

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