Bensheim. Ohrenbetäubender Lärm in der Platanenallee: Aus der Alten Feuerwache dringen die Laute von Hunderten Hammerschlägen. So emsig hier am Werk sind am Montagmorgen rund 20 Kinder zwischen acht und zehn Jahren, die an den Ferienspielen der Stadt Bensheim teilnehmen. Im Museum der Stadt lernen sie gerade, wie man aus einem glatten Stück Kupfer eine bunt emaillierte Schale machen kann.
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Angeleitet von Museumsmitarbeiter Luca Hechler hämmern die Schülerinnen und Schüler zunächst das Kupferblech über einem Holzrohling in Form. Nach einer guten halben Stunde ist die härteste Arbeit geschafft. Jetzt werden die entstandenen konkaven Formen mit Essigwasser gewaschen, damit die Fettspuren von den Fingern entfernt werden. Und danach gilt eiserne Selbstdisziplin. „Nicht mehr auf die Fläche fassen, nur vorsichtig ganz am Rand berühren, sonst hält die Farbe nicht“, mahnt Workshopleiter Luca Hechler.
"Kalt Schmieden - heiß Verzieren"
Danach zeigt er den Kindern, wie man das Glaspulver auf die Fläche streut – „wie den Puderzucker auf die Waffel, aber nicht zu dick, sonst fließt die ganze Farbe in der Mitte zusammen“. Die Grundfarben Rot, Blau und Gelb stehen zur Verfügung und außerdem Grün, sowie ein Gemisch aus Resten von allen – welche Farbe das am Ende ergibt, bleibt spannend. Doch auch, wie die reinen Farben am Ende aussehen werden, kann man nicht genau vorhersagen, erklärt Luca Hechler: Das kommt ganz auf die Temperatur an, die der Ofen beim Brennen erreicht. Es kann sein, dass das Gelb leuchtet wie Gold oder dass das Blau mal ganz dunkel und mal ganz hell erscheint. Erstmal jedenfalls kommt alles glühend und dann schnell schwarz aussehend aus dem Ofen. Erst nach ungefähr zehn Minuten sieht man das endgültige Ergebnis.
„Kalt Schmieden – heiß Verzieren“ heißt der Workshop aus dem museumspädagogischen Programm des Museums und natürlich haben die Kinder zur Einführung erfahren, was das kreative Angebot mit dem Museum und der Geschichte überhaupt zu tun hat: Die Sammlung des Museums Bensheim zeigt viele Objekte der vorgeschichtlichen Metallzeiten, darunter eine aus Blech getriebene Tasse der Bronzezeit, aber auch Schmuck und Werkzeuge der eisenzeitlichen Kelten, die die Ferienspielkinder selbstverständlich vor Ort persönlich in Augenschein nahmen.
Rund 250 Kinder sind dabei
Beeindruckend finden sie aber auch die vielen anderen Objekte im Museum. Berfin und Maxime berichten zum Beispiel über Knochen und Totenköpfe von echten Menschen und erinnern sich an einen riesigen Mammutzahn. Kupferblech bearbeiten sie orientiert an der ohne die Hitze eines Schmelzfeuers funktionierenden Kaltschmiede-Technik der Kelten. Verziert wird mit einem von den Römern inspirierten Emaillier-Verfahren.
Begleitet wird die Gruppe von drei Betreuerinnen der Ferienspiele. Es ist eine von insgesamt acht nach Alter gestaffelten Gruppen, in denen rund 250 Kinder derzeit zwei Wochen lang werktags von 10 bis 16 Uhr ein abwechslungsreiches Programm geboten bekommen. „Wir sind jeden Tag woanders“, erklärt Betreuerin Nathalie Parakenings. „Heute machen wir noch Ballspiele bei ,Summer in the City’ am Beauner Platz und danach gehen wir ins Kino. Morgen fahren wir nach Mannheim ins Technoseum und besuchen dann noch die Bundesgartenschau.“
Es gibt aber auch noch weitere Bastelangebote, berichtete Betreuerin Vera Schindler. Aufregend verspricht der Donnerstag zu werden: Dann basteln die Kinder Raketen. Auch wenn das Programm also sehr abwechslungsreich ist, muss das Betreuer-Team ein breites Repertoire an kleinen Spielen parat haben, um die Kinder immer wieder bei der Stange zu halten und Wartezeiten zu überbrücken. Offensichtlich nach wie vor ebenso einfach wie bewährt: Klatschreim- und Fingerspiele.
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