Bensheim. Er ist ein Klassiker in der Gartengestaltung: der Lavendel im Rosenbeet. Und dabei überhaupt nicht sinnvoll. Viel besser als die mediterrane, Trockenheit vertragende Pflanze passt nämlich zum Beispiel der Schnittlauch zur Rose, oder auch die Weinraute, der Gewürzfenchel oder der Wermut, die alle die Standortansprüche der Rosen teilen.
Nicht nur diese Anregung, das Rosenbeet doch einmal mit ungewöhnlichen Begleitern zu versehen, konnten die Gäste bei einem Vortrag des Obst- und Gartenbauvereins Bensheim mit nach Hause nehmen, zu dem der Vorsitzende Steffen Mößinger viele Gäste auch von benachbarten Gartenbauvereinen in der voll besetzten Feuerwehrunterkunft in Zell begrüßen konnte.
Zitrone als typisches Aroma
Helmut Müller von der Hessischen Gartenakademie Geisenheim streifte in seinem Vortrag über Gartenkräuter, der nun endlich im dritten Anlauf nach zweimaliger pandemiebedingter Verschiebung stattfinden konnte, viele Aspekte zwischen Anbau und Verwendung von Kräutern. Nach einer kurzen Einführung zur Nutzung in Heilkunde, Kosmetik und Küche machte Müller auf typische Aromen der Kräuter aufmerksam, unter denen das der Zitrone besonders eindeutig zuzuordnen und häufig ist – von geläufigen Kräutern wie Zitronenmelisse, Zitronenthymian oder Zitronenverbene bis zu unbekannteren wie Zitronenbasilikum, Zitronenduftnessel oder Zitronenpelargonie.
Newsletter "Guten Morgen Bergstraße"
Doch nicht nur mit Aromen begeistern Kräuter, sie können auch zur Gartengestaltung eingesetzt werden. Etliche Kräutersorten können als Buchsersatz kugelförmig geschnitten werden, etwa Lavendel oder Thymian. Letzterer ist in der Variante Sandthymian aber auch ein hervorragender, duftender und sogar in Maßen trittfester Flächendecker. Farblich gestalten kann man nicht nur mit den Blüten der Kräuter. Gerade in Hinblick auf die Farben des Laubs findet man eine große Sortenvielfalt, etwa bei Salbei, Minze, Melisse oder Basilikum. Letzteres gibt es sogar als mehrjähriges (aber kälteempfindliches) Strauchbasilikum.
Statt mit Buchs kann man Beete auch hervorragend mit Kräuterhecken einfassen, erklärte der Referent und hatte zu diesem Aspekt ein eindrucksvolles Exemplar der Winterheckenzwiebel mitgebracht, deren Laub wie Frühlingszwiebeln verwendet werden kann und deren Blüten auch für Insekten äußerst attraktiv sind.
Kräuter im Garten bieten generell einen wichtigen Lebensraum für Insekten, darauf machte Müller aufmerksam. Um diese zu fördern, seien einerseits ein lange währendes und vielfältiges Nahrungsangebot und andererseits gute Nistmöglichkeiten, etwa im offen gelassenen Boden oder in trockenen Pflanzenstängeln, nötig. Den Insekten zuliebe solle man schon bei der Auswahl der Arten und Sorten auf Vielfalt achten – auf unterschiedliche Blühzeitpunkte und Blütenformen ebenso wie auf unterschiedliche Düfte.
Hummeln liebten Lippenblütler wie Rosmarin und Salbei, Bienen dagegen Korbblütler wie Thymian, Bohnenkraut und Oregano. Schwebfliegen dagegen bevorzugten Doldenblütler wie Fenchel, Dill und Petersilie. Eine regelmäßige Ernte der Kräuter sorge für wechselnde Blühzeitpunkte und damit für ein länger anhaltendes Nahrungsangebot. Wichtig auch: Kräuter wie Petersilie oder Laucharten überhaupt zur Blüte kommen zu lassen.
In Hinblick auf die oft in der Literatur empfohlenen Kombinationen von Kräutern, Obst und Gemüse zur Förderung der Qualität zeigte sich Müller eher skeptisch. Vieles sei nicht wirklich erwiesen – hier seien ein kritischer Blick und schlichtes Ausprobieren angeraten.
Für den Anbau unterschied der Referent verschiedene Lebensbereiche, vom gut gedüngten und regelmäßig bewässerten Gemüsebeet über das mediterrane Kräuterbeet in vollsonniger Lage mit Bedarf an Versorgung mit Mineralien und Kalk bis zum Gehölzrand mit den sich ändernden Lichtverhältnissen im Jahresverlauf. Der Anbau im Kübel sei obligatorisch für nicht ausreichend frostfeste Arten und vorteilhaft für Kräuter mit großem Ausbreitungsdrang wie Minze oder Estragon, aber auch für solche, die sich im Beet nicht sicher entwickeln wie das Basilikum oder der Dill.
Unter anderem detaillierte Anleitungen zum Schnitt von Kräutern, Tabellen zur Winterhärte und Dünge- und Gießempfehlungen bot Müller den Zuhörern auch in schriftlicher Form zum Mitnehmen an.
Steffen Mößinger machte auf verschiedene anstehende Veranstaltungen des Obst- und Gartenbauvereins Bensheim aufmerksam, darunter eine für den 7. Mai vor dem Bensheimer Rathaus geplante Pflanzentauschbörse.
URL dieses Artikels:
https://www.bergstraesser-anzeiger.de/orte/bensheim_artikel,-bensheim-kraeuter-als-lebensraum-fuer-insekten-in-bensheim-_arid,1936185.html
Links in diesem Artikel:
[1] https://www.bergstraesser-anzeiger.de/orte/bensheim.html
[2] https://www.bergstraesser-anzeiger.de/orte/bensheim.html