Bensheimer Ortsvorsteher

Konrad Klapfenberger will mit dem Schwanheimer Ortsbeirat Gesicht zeigen

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Thomas Tritsch
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Konrad Klapfenberger wurde im Frühjahr in den Ortsbeirat Schwanheim und zum Ortsvorsteher gewählt. © Neu

Schwanheim. „Die Bürger müssen in Entscheidungsprozesse eingebunden sein“, sagt Konrad Klapfenberger. In erster Linie meint er damit den Informationsfluss von oben nach unten. Das sei die Voraussetzung für alles Weitere. In Schwanheim werde das beispielhaft beim Thema Kindergarten deutlich. Ein Reizthema. Seit eineinhalb Jahren.

Im Mai wurde er in der konstituierenden Sitzung des Schwanheimer Ortsbeirats einstimmig zum Ortsvorsteher gewählt. Seine zentrale Motivation war und ist mehr Transparenz und ein engerer Austausch zwischen allen Ebenen. Der andauernde Streit um die geplante Groß-Kita für Schwanheim und Fehlheim zeige die Schwachstellen im politischen Dialog zwischen Rathaus und Ortsteilgremien. In beiden wurden die Änderung des Flächennutzungsplans und der Vorentwurf des Bebauungsplans für die Groß-Kita abgelehnt. Die Stadtverordnetenversammlung hatte – wie berichtet – mehrheitlich für die weitere Planung ausgesprochen.

„Viel Zuspruch erlebt“

Was den neuen Ortsvorsteher ärgert, ist weniger der korrekt gefasste Beschluss, sondern eine seiner Meinung nach lückenhafte Informationspolitik, die sehr zum Unmut in der Bevölkerung beitrage. Er möchte dabei mithelfen, das zu ändern. Der im November 2020 verstorbene Ehrenortsvorsteher Sigurd Leinert hatte ihn ermutigt, sich selbst an der Front zu engagieren.

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Konrad Klapfenberger warf seinen Hut in den Ring. „Ich habe viel Zuspruch erlebt.“ Mit Folgen: Der gebürtige Bensheimer, der seit zwölf Jahren in Schwanheim lebt, kandidierte für das Gremium, das sich nach den Kommunalwahlen im März fast komplett neu formiert hat. Von den sieben Mitgliedern blieb nur Michael Meyer im Boot. Nie wurden die kleinen Stadtteil-Parlamente personell derart durchgerüttelt. Schwanheim vorneweg.

Der Herr über die Sitzungsglocke sieht das – bei allem Respekt gegenüber den Vorgängern – auch als Chance für eine frische Brise westlich der A5. Das Team sei motiviert und bereit für neue Aufgaben, betont der 51-Jährige beim Spaziergang rund um die evangelische Kirche, mit der er viele Kindheits- und Jugenderinnerungen verbindet. Freunde hatten hier Pferde, man traf sich beim „Schorsch“ oder irgendwo auf den Feldwegen. Daheim in der Kernstadt ging er mit sieben Jahren zum Spielmannszug der Heimatvereinigung Oald Bensem. Später trat er in den 1. Bergsträßer Spielmanns- und Fanfarenzug ein. An die Zeit als stellvertretender Stabführer unter dem damaligen Vorsitzenden Klaus Kany erinnert er sich gern.

Viel später in Schwanheim: Konrad Klapfenberger zieht mit seiner Frau Birgit und den zwei Kindern an die Stadtwiesen. Sie ist in der evangelischen Kirchengemeinde aktiv und engagiert sich im Elternbeirat des Kindergartens. Über sie wird er 2020 in die Kita-Debatte hineingezogen. Es gab Termine im Rathaus, die unterm Strich aber nicht alle Fragen beantwortet hätten. Also peilte man den Ortsbeirat an. „Es ging uns damals weniger um die Sache als um eine ordentliche Kommunikation“, sagt er. In einem kleinen Ort mit dörflichen Strukturen müsse man das erwarten dürfen.

Der neue Ortsbeirat wollte mit gutem Beispiel vorangehen. Früh hat man eine Plattform im Internet freigeschaltet. Auf www.ortsbeirat-schwanheim.de werden aktuelle Informationen zu wichtigen Themen veröffentlicht und auf Veranstaltungen hingewiesen. Auch die Ortsbeiräte stellen sich dort vor. Ein erster Schritt für mehr Präsenz. „Gesicht zeigen“, formuliert es der Ortsvorsteher. Bürger können über die Seite Kontakt aufnehmen und Protokolle einsehen. Für die weniger digital vernetzten Bürger wurden analoge Schaukästen an der Feuerwehr und am Alten Rathaus aufgehängt.

Keine Parteimitgliedschaft

In einer Partei ist Konrad Klapfenberger nicht. Eine sachliche Lösungsfindung sollte nicht durch politisches Lagerdenken eingeschränkt werden, findet er. Die parteiunabhängige Ortsbeiratsliste „Wir für Schwanheim“ sei der richtige Weg, um mit offenem Visier neue Themen angehen zu können. Zu den anstehenden Aufgaben gehören unter anderem die Parksituation an der Rohrheimer Straße, die Begleitung der aktuellen Straßenbaumaßnahmen und die Umsetzung des Dorfentwicklungsprogramms IKEK. Und die besagte Kita natürlich. Hier sei das letzte Wort hoffentlich noch nicht gesprochen, so der Ortsvorsteher, der diesen Prozess mit Engagement und Ausdauer begleiten will.

Die richtigen Marathons hat er hinter sich. Unter anderem ist er die 42,195 Kilometer in Frankfurt und München gelaufen. Deutlich unter vier Stunden. Konrad Klapfenberger sitzt oft auf dem Mountainbike, spielt Badminton oder fährt Ski. Ein sportlicher Typ, der als Vertriebsleiter in der Deutschland-Zentrale bei Danone Waters in Frankfurt arbeitet. Der internationale Getränkegroßhandel ist seine Branche. Beruflich ist er viel unterwegs. Aber auch privat gehört Reisen zu seinen liebsten Hobbys. Gelandet ist er bereits auf allen Kontinenten. Eine Leidenschaft, der er nach den Einschränkungen durch die Pandemie wieder mehr Zeit widmen möchte. Im Sommer 2021 ging es unter anderem nach Sylt.

Die Führungsaufgaben im Job seien eine gute Voraussetzung für das Engagement im Ortsbeirat, so Klapfenberger. „Von dieser Erfahrung schöpfe ich zu Hause in Schwanheim.“ Kommunikative Stärke und die Fähigkeit zur Moderation seien auch im Kleinen gefragt, gerade bei komplexen Themen mit hohem Reibungspotenzial.

In der dritten Sitzung des Ortsbeirats Anfang Juli wurde einer siebenzügigen Kita für Fehlheim und Schwanheim einstimmig eine Absage erteilt. „Auf Basis der aktuellen Datenlage“, ergänzt der Ortsvorsteher. Die Argumente: falscher Standort, zu hoher Bau, zu viel Naturzerstörung und eine absehbar problematische Verkehrssituation. Zudem sehe man keinen finanziellen Vorteil gegenüber zweier separater Einrichtungen, für die jeweils eine erforderliche Infrastruktur vorhanden sei. „Ich sehe kein vernünftiges Argument dafür.“

Grundsätzlich ist man sich darin mit den Kollegen in Fehlheim einig, so Konrad Klapfenberger. Überhaupt: Die Beziehungen seien weitaus harmonischer, als dies bisweilen dargestellt werde. „Wir denken sehr ähnlich.“ Von einer Konkurrenz könne keine Rede sein. Höchstens von ein paar vereinzelten, augenzwinkernden Kabbeleien unter guten Nachbarn. Auch die Bensheimer Ortsvorsteher seien bestens miteinander vernetzt. Gemeinsam wolle man nicht nur die Stadtteile voranbringen, sondern auch dafür sorgen, dass ihren lokalen Gremien künftig etwas mehr Aufmerksamkeit und Gewicht zu Teil wird. „Wir arbeiten daran.“

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