Parktheater

Klänge einer besonderen Beziehung

Frühjahrskonzert rund um Brahms und Clara Schumann mit dem Chor ars musica und dem Duo Seitz & Mues

Von 
Klaus Ross
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Beim Frühlingskonzert des Chors ars musica im Parktheater standen die Lebenswege von Brahms und Clara Schumann in Tönen und Briefen im Mittelpunkt. © Thomas Zelinger

Bensheim. Ein pralles 105-Minuten-Programm ohne Pause rund um Johannes Brahms und Clara Schumann bot das Frühjahrskonzert des Bensheimer Chores ars musica im Parktheater. In buntem Wechselspiel kombiniert wurden von Malin Goslar am Klavier begleitete Vokalmusik-Raritäten mit von Cosima Seitz und Jona Mues gelesenen Passagen aus der umfangreichen Korrespondenz dieses ganz besonderen Paares. Chorleiter Danilo Tepša durfte sich bereits bei seiner gewohnt launigen Einführung eine halbe Stunde vor Konzertbeginn über dicht besetzte Parkettreihen freuen. Hier konnte man unter anderem erfahren, dass für Johannes Brahms gerade das Genre des vor allem an ambitionierte Amateure gerichteten Ensembleliedes stets exponierte Bedeutung hatte.

Seitz und Mues brachten dem Publikum die beiden großen und bisweilen auch schwierigen Musiker-Persönlichkeiten durch ihre höchst inspirierten Rezitationen der fein ausgewählten Briefzitate sehr nahe. Auf der einen Seite Brahms‘ letztlich wohl unerwiderte Liebe für die Ehefrau und Witwe seines Vorbildes Robert Schumann, auf der anderen Claras trotz mancher Krisen konstant leidenschaftliche Bewunderung für den knapp 14 Jahre jüngeren Herzensfreund und herausragenden Komponisten: Ergiebigeres musikbezogenes Lesungsmaterial findet sich tatsächlich kaum. Hier die als mehrfache Mutter und prominente Konzertpianistin meist extrem beanspruchte Clara, dort der bei aller freundschaftlichen Solidarität immer primär dem eigenen Schaffen ergebene sperrige Einzelgänger Brahms: Seitz und Mues machten diese Konfrontation zweier faszinierender Individualisten zum unmittelbaren dialogischen Erlebnis. Ungeachtet dessen hätten es zur dramaturgischen Straffung des Abends durchaus ein paar Briefstellen weniger sein dürfen.

Entsprechend wäre ein kompakter Vortrag ganzer Werkgruppen wohl günstiger gewesen als die allzu kleinteilige Abfolge von Einzelstücken und kommentierenden Texten. Mit seinen kammermusikalisch schlanken Darbietungen erinnerte der sehr verständlich artikulierende ars musica Chor überzeugend daran, dass Brahms für seine zwischen 1864 und 1884 publizierten Ensemblelieder eigentlich die solistisch-transparente Quartettbesetzung und keineswegs die volle Chorformation vorgesehen hatte. Klanglich erschien der Chor über weite Strecken recht gut ausbalanciert, wenngleich ein paar Männerstimmen mehr fraglos nicht geschadet hätten. Welche Kostbarkeiten Brahms‘ einschlägiges Oeuvre enthält, kam durch die engagierten Wiedergaben insgesamt trefflich heraus – auch dank der unaufdringlich klar stützenden Klavierbegleitung von Malin Goslar.

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Exemplarisch hervorheben möchte man das charmante „Wechsellied zum Tanze“ nach Goethe opus 31/1, die durch lustvolle Tenorsoli des Chorleiters bereicherte Daumer-Vertonung „Fragen“ opus 64/3 und das besonders innige „Abendlied“ opus 92/3 nach Friedrich Hebbel. Clara Schumanns drei wunderbar eingängige A-cappella-Lieder aus dem Jahre 1848 auf Gedichte von Emanuel Geibel ließen lebhaft bedauern, dass dies ihre einzigen Chorwerke geblieben sind.

Als Abrundung dazu gab es noch Clytus Gottwalds gelungene Ensembleversion ihres schon 1841 entstandenen Rückert-Liedes „Liebst du um Schönheit“ opus 12/4. Am Ende dieses ausgedehnten Konzertabends standen Brahms‘ reife Goethe-Vertonung „Warum?“ opus 92/4 und kräftiger Applaus für alle Beteiligten.

Freier Autor Besprechung klassischer Konzertveranstaltungen seit über drei Jahrzehnten (darunter als Schwerpunkte das umfangreiche regionale Kirchenmusikangebot sowie die renommierten Kammermusikreihen der Kunstfreunde Bensheim und von Forum Kultur Heppenheim)

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