Bensheim. Bensheim. Darüber, dass die neue Kita an Fehlheim gebaut wird, besteht Einigkeit in der Stadtverordnetenversammlung. Wie das neue Gebäude mit Wärme versorgt und das Außengelände gestaltet werden soll, steht aber auch nach dieser Sitzung nicht fest. „Es gehört zu unseren Aufgaben, eine Kita zu bauen. Wir wollen auch eine moderne Kita“, betonte Feridun Bahadori (CDU). Aber nicht zum Preis von 8,6 Millionen Euro. Ein Änderungsantrag der Koalition sieht deshalb vor, einzelne Posten des Bauvorhabens auszuklammern.
„Es stellt sich die Frage, ob man wirklich so viel Geld ausgeben muss.“ Im Vorfeld der Sitzung hatte Bahadori sich noch einmal intensiv mit den Kostenblöcken auseinandergesetzt. Die größten seien neben der Konstruktion an sich (3,8 Millionen Euro brutto) die Gestaltung des Außengeländes (945 000 Euro brutto ohne Erschließungskosten) und die technischen Anlagen (rund 2 Millionen Euro brutto). An Kostenpunkt eins könne man wohl nicht viel ändern, bei den beiden anderen appellierte Bahadori dafür, noch einmal eingehend alle Optionen zu prüfen.
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Der CDU-Fraktion erschließt sich auch nach den Diskussionen in den städtischen Ausschüssen nicht, wieso in den Planungen nicht der Anschluss an ein vor Ort bestehendes Wärmenetz der GGEW vorgesehen ist, sondern die Installation einer Luft-Wärmepumpe. „Dass dies etwa bei der Kita am Berliner Ring gut funktioniert hat, ist kein Argument dafür, dass das auch die beste Lösung für die Einrichtung in Fehlheim ist“, so Bahadori.
Weder am Berliner Ring noch in der Kita an der Sparkassen-Allee hätte die Möglichkeit des Anschlusses an ein Wärmenetz bestanden, die Wirtschaftlichkeitsberechnung zur Wärmepumpe habe die Fraktion nicht befriedigt. Hier möchte man mehr Klarheit und über die Wärmeversorgung gesondert abstimmen.
Rund 2400 Quadratmeter Außenfläche misst das Gelände, auf dem - irgendwann - bis zu 99 Kinder herumtoben können. Auch bei diesem Posten hat Bahadori Bedenken: Zunächst erscheine die Summe für die Gestaltung sehr hoch, gemessen an der Größe des Außengeländes seien die Kosten wohl angemessen. „Nur stellt sich die Frage, ob wir den angegebenen Betrag auch tatsächlich halten und alle geplanten Elemente umsetzen können.“ Bahadori sprach sich dafür aus, auch die Gestaltung des Außengeländes vorerst aus den Planungen auszuklammern. „Sicher können wir hier noch weitere Potenziale generieren.“
Wie baut Heppenheim günstiger?
Für Lisa-Marie Blumenschein (FDP) steht der Kita-Bau außer Frage. „Die Kinderbetreuung ist die essenzielle Aufgabe unserer Stadt. Die Betreuung ist nicht nur ein Kostenfaktor, sondern eine Investition in die Zukunft.“ Doch auch die ging noch einmal kritisch auf die Baukosten ein: Im Juni 2023 habe - „ausgerechnet“ - die Stadt Heppenheim eine vergleichbare Kita gebaut, für 3,2 Millionen Euro weniger. „Wir haben die Verantwortung, das zu hinterfragen.“
Als Laie falle es schwer, zu verstehen, wieso nur wenige Kilometer entfernt ein ähnliches Großprojekt so viel günstiger umgesetzt werden konnte. Ein weiterer zentraler Punkt, den Haushalt der Stadt zu entlasten seien kreative Ansätze mittels Fördergeldern umzusetzen. Als Beispiel führte sie den Bewegungs- und Sportkindergarten in Bürstadt an.
Jürgen Kaltwasser (SPD) schloss sich diesen Ausführungen an. Die Planungen für die neue Kita seien von bester Qualität, worin auch das Problem liege. „Sie gehen über die Standards hinaus. Möglicherweise wurde dem Planungsbüro hier zu viel Beinfreiheit eingeräumt. Und auch Eigenbetrieb täte ein bisschen weniger Eigenleben sicher gut.“
Dass sich die Diskussion immer wieder um möglicherweise zu hoch gewählte Standards dreht, ist in Nicole Rauber-Jungs Augen nicht zielführend, hatte die Erste Stadträtin doch bereits in den vorangegangenen Ausschusssitzungen erklärt, dass man in Bensheim zwar in der Anschaffung teurere Materialien verbauen möchte, die dafür aber deutlich langlebiger seien. Natürlich sei man im Dialog mit der Stadt Heppenheim gewesen. Die beiden Entwürfe seien jedoch nicht eins zu eins miteinander vergleichbar. „Wir schlagen in unseren Planungen unseren gängigen Standard für Bensheimer Kitas vor. Wenn Sie sagen, wir müssen die Kosten herabsetzen, dann nennen Sie uns eine Summe X und wir nehmen Abstriche vor.“
Angst vor Verzögerungen
Die Versammlung hat einstimmig entschieden: Die Verwaltung kann die nötigen Schritte für den Baubeginn einleiten. Den Änderungsantrag der Koalition hinsichtlich der Ausklammerung der Wärmeversorgung lehnt die Grünen-Fraktion allerdings ab. Doris Sterzelmaier befürchtet Verzögerungen im Bau. Ob diese Angst berechtigt ist, könne man zeitnah klären, entgegnete Rauber-Jung. Ganz ausschließen könne man dies nicht. „Dort wo es möglich ist, könnten die anderen beauftragten Gewerke weiterarbeiten“, so die Erste Stadträtin. Die Gestaltung des Außengeländes erfolge zu einem späteren Zeitpunkt und werde sich deswegen wohl nicht auf den Baustart auswirken.
„Vor zwei Jahren kam die Einigung für den Standort. Gutes muss nicht neu erfunden, sondern kann auch übernommen werden“, ging Sterzelmaier auf die Diskussion um die Wärmepumpe ein. In ihren Augen könnten zeitliche Verzögerungen mögliche Einsparungen auffressen. „Zudem warten alle Eltern und das Personal darauf, dass es losgeht.“
Letzteres hatte erst vor Kurzem seinen Unmut hinsichtlicher der Debatte um die Kita in einem Leserbrief an den BA bekundet: „Keinen Luxus-Bau, sondern ein Gebäude, das den Anforderungen einer zeitgemäßen Kita entspricht“, fordert das Team. Die aktuellen Zustände vor Ort verstärken den Wunsch nach einem schnellen Baustart: „Wenn der Neubau nun angeblich in die Kategorie ,Vier-Sterne-Superior' fällt, dann ist die alte Kita irgendwo im Bereich heruntergekommener Hafenspelunke anzusiedeln. Die Mäuse in den Wänden werden das bestätigen können“, hieß es weiter in dem Schreiben.
Auch BfB und FWG stehen zur Kita. „Wir sind davon ausgegangen, dass die Koalition mit dem Änderungsantrag geklärt hat, dass es nicht zu Verzögerungen kommt“, sagte Franz Apfel (BfB). Ganz schien dies aber nicht der Fall gewesen zu sein. Dennoch stimmte dir Fraktion dem Vorhaben zu. Wie die BfB werde auch die FWG zudem die Verkehrssituation weiter kritisch im Auge behalten, erklärte Peter Leisemann. ame
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