Bensheim. 38 Einsatzstellen, 110 Einsatzkräfte und jede Menge Wasser: So lautet die Bilanz in Bensheim nach dem kurzen, aber heftigen Unwetter, das am Freitagabend über das Stadtgebiet zog. „Oft haben wir bei solchen Wetterlagen ja Glück. Da hat es uns mal erwischt“, meinte Stadtbrandinspektor Jens-Peter Karn im Gespräch mit dieser Zeitung.
Um 19.38 Uhr ging die erste Alarmierung bei der Leitstelle ein, es folgte ein langer und intensiver Abend für die ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer. Die Feuerwehren aus Bensheim-Mitte, Fehlheim, Langwaden, Schwanheim, Schönberg, Gronau und Zell rückten aus – bis kurz vor Mitternacht dauerte der Ausnahmezustand an.
Am Samstag kamen mit einem vollgelaufenen Keller in Fehlheim und einer kleinen Schlammlawine am Kirchberg in Bensheim zwei weitere Problemstellen hinzu. Ein frisch bestockter Wingert zwischen Stadtpark und Kirchberghäuschen geriet durch die Wassermassen ins Rutschen. Erde, Steine und Geröll bahnten sich ihren Weg auf die B 47 zum Ritterplatz und in den Keller des Gebäudes der Maria-Ward-Schwestern. Dort wurde ein Fenster eingedrückt.
Bemerkt wurde das allerdings erst am Samstag. 20 Mitarbeiter des Bauhofes kümmerten sich vor Ort um die Beseitigung der Schäden. Das THW mit 20 Personen übernahm die Sicherung des Hauses durch eine Verschalung des eingedrückten Fensters. Zudem pumpten sie Wasser aus dem Untergeschoss und beseitigten den Schlamm.
15 große Erdhügel zählte Jens-Peter Karn, nachdem der KMB seine Arbeit beendet hatte. Dabei ging es nicht nur darum, die Straße wieder zu reinigen und im Keller der Immobilie, die als Ersatzquartier des Hospizes dienen soll, wenn dort saniert und angebaut wird, Ordnung zu schaffen. Es musste auch sichergestellt werden, dass die Weinlagenwanderer am Montag die Stelle problemlos passieren können. „Das hat reibungslos funktioniert“, bilanzierte Karn.
Ansonsten waren es die Klassiker, um die es sich zu kümmern galt: Vollgelaufene Keller in Privathäusern, Blitzeinschlag, Geröll und Schlamm auf den Straßen, umgestürzte Bäume, weil der Regen die Böden aufgeweicht hatte. Auf der A 5 kam es zu einem Auffahrunfall. Und zwischen Heppenheim und Bensheim auf der B 3 mussten die Kameraden aus der Kreisstadt eine Fahrspur von Schlamm und Steinen befreien. Der Sturzregen hatte das Gemisch von einem Feldweg aus den Weinbergen auf die Bundesstraße gespült.
Kleine Seenlandschaften
Augenzeugen berichteten darüber hinaus von vollgelaufenen Unterführungen, kleinen Seenlandschaften in den Straßen und Hagelkörnern, die man besser nicht an den Kopf bekommen sollte. Zwischen Gronau und Zell lag ebenfalls viel Geröll auf der Kreisstraße. Die Lauter und in der Folge der Winkelbach in der Innenstadt sowie der Meerbach in Zell und Gronau gingen in die Breite und in die Höhe.
Jens-Peter Karn und sein Team hatten das Stadtgebiet in zwei Abschnitte unterteilt, im Stützpunkt an der Robert-Bosch-Straße wurden die Einsätze koordiniert. Zunächst ging es darum, zu priorisieren: Wo müssen die Kräfte tatsächlich eingesetzt werden, wo ist es nicht zwingend notwendig? „Unterm Strich konnten wir so problemlos alles abarbeiten“, betonte der Stadtbrandinspektor – auch wenn sich die Helfer und die Betroffenen einen angenehmeren Freitagabend hätten vorstellen können.
Mitunter stand in einigen Kellern das Wasser, teilweise aus dem Abwasserkanal ins Untergeschoss reingedrückt, bis zu 80 Zentimeter hoch. „Wir haben die dunklen Wolken kommen sehen, aber nie damit gerechnet, dass es so schlimm wird“, meinte eine Hauseigentümerin, deren Keller komplett unter Wasser stand.
Der Dank galt allen Orten den Einsatzkräften, die schnell und punktgenau agierten, und nach dem kurzen Unwetter-Chaos wieder für Ordnung sorgten. Nach aktuellem Kenntnisstand gab es keine Verletzten.
Die Rathausspitze ließ es sich am Samstag nicht nehmen, in einer eigens verschickten Pressemitteilungden Einsatzkräften sowie den Mitarbeitern des Zweckverbands KMB zu danken.
„Sie haben vielen Bensheimerinnen und Bensheimern schnell und professionell geholfen, so Schäden verhindert oder behoben und auch noch dafür gesorgt, dass die Weinlagenwanderung unbeschwert stattfinden kann. Dabei haben sie die Nachtzeit und die Dauer der Einsätze, auch am Wochenende, außer Acht gelassen. Es ist gut zu wissen, dass sich die Bürger auf die Hilfskräfte und Mitarbeiter verlassen können, die zum Wohl der Stadt eng und engagiert zusammenarbeiten“, erklärten Bürgermeisterin Christine Klein und Stadträtin Nicole Rauber-Jung.
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