Bensheim. Er ist der Namensgeber eines Staates, Nationalheiliger in Litauen und Schutzpatron Englands, der Pfadfinder, der Stadtkirche und auch der Stadt Bensheim: der heilige Georg.
Rudolf Schmitt vom Museumsverein sprach bei den Senioren von Sankt Georg über diesen beliebten und bekannten Heiligen der Christenheit. Georg wurde um das Jahr 280 n.Chr. in Kappadokien südlich des Taurus (heutige Türkei) geboren. Er war Offizier im römischen Heer, denn die Provinz seiner Heimat gehörte zum damaligen Römischen Reich. Bei der Christenverfolgung unter Kaiser Diokletian erlitt er am 23. April 303 den Märtyrertod. Sein Grab befindet sich in Lod, das in der Nähe des Flughafens von Tel Aviv (Israel) liegt. Seine Grabeskirche wurde von den Kreuzfahrern errichtet, mehrmals zerstört und immer wieder aufgebaut.
Schmitt erzählte auch die Legende vom Drachentöter. Die Tochter eines libyschen Königs sollte einem furchterregenden Drachen geopfert werden, doch Georg konnte das Ungeheuer besiegen. Zum Dank ließen sich der König, seine Tochter und alle Einwohner des Ortes taufen.
Die Verehrung Georgs setzte schon sehr früh ein. Über die Kreuzzüge kam diese Verehrung nach Europa. Georg wurde nie von einem Papst heilig gesprochen, wurde aber in der Urkirche als Heiliger verehrt. Aufgrund des möglicherweise legendären Charakters des Heiligen wurde Georg in der römisch-katholischen Kirche 1969 aus dem römischen Generalkalender gestrichen, jedoch 1975 wieder eingefügt. In der orthodoxen Kirche wird Georg als Groß- bzw. Erzmärtyrer verehrt.
Anschließend ging Schmitt auf die Frage ein: Was hat der heilige Georg mit Bensheim zu tun und weshalb wurde er Kirchen- bzw. Stadtpatron? Eine Michaelskirche in Bensheim wurde im Jahre 772 von Altramuns und seinem Bruder Autbert dem Kloster Lorsch geschenkt. Karl der Große übergab 773 die Mark Heppenheim, zu der auch Bensheim gehörte, dem Kloster Lorsch. Durch diese Schenkung wurde der Abt des Klosters Lorsch zum Landesherrn von Bensheim. 1232 hörte die Eigenständigkeit des Klosters Lorsch auf, und die Abtei ging an das Erzbistum Mainz über. 1250 hatte die Michaelskirche ausgedient. Sie war zu klein und baufällig geworden.
Die neue Kirche wurde dem heiligen Georg geweiht, da man in Mainz dem Heiligen sehr zugewandt war und der schon in der späten Römerzeit bei den Legionären sehr verehrt wurde. Auf dem Merianstich aus dem Jahre 1640 ist oben das Wappen des heiligen Georg zu sehen, stehend auf dem Drachen. Auf früheren Siegeln ist ein Bischof abgebildet, wegen der Zugehörigkeit zum Erzbistum Mainz. Ein Stadtwappen gab es nicht. Erst bei der 600-Jahrfeier anlässlich der Verleihung der bestätigten Stadtrechte im Jahr 1920 bemerkte man dies. Das Stadtwappen in seiner jetzigen Form „Sankt Georg auf dem Pferd“ wurde der Stadt 1929 verliehen. In Rot der gepanzerte Georg auf einem silbernen Pferd, einen grünen Drachen erstechend. Schmitt zeigte auch viele bildliche und figürliche Darstellungen dieses beliebten Heiligen.
Die Senioren bedankten sich bei Rudolf Schmitt mit einem Weinpräsent für diesen sehr informativen Vortrag, und Helmut Turber trug anlässlich des Erntedankmonats das Gedicht „Herr von Ribbeck auf Ribbeck im Havelland“ von Theodor Fontane vor und gab jedem eine Williamsbirne mit auf den Nachhauseweg. red
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