Günther-Rühle-Preis

Kleist und Büchner machen das Rennen

Die Jury kürte zwei Inszenierungen der Woche junger Schauspieler in Bensheim.

Von 
Thomas Tritsch
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Bensheim. Die 29. Woche junger Schauspielerinnen und Schauspieler ist zu Ende. Nach der letzten Vorstellung hat die Jury am Montagabend im Gertrud-Eysoldt-Foyer den diesjährigen Günther-Rühle-Preis für herausragende schauspielerische Leistungen vergeben. Das Gremium aus den Dramaturginnen Ulrike Stöck (Nationaltheater Mannheim) und Deborah Raulin (Staatstheater Darmstadt) sowie dem pensionierten Lehrer Erich Henrich hat sich nach längerer Diskussion für zwei gleichwertige Gewinner ausgesprochen: „Ach! Ein Kleist-Porträt“ von und mit Jonas Dumke (Theater Aachen) und das Abschlussstück „(Making) Woyzeck“ teilen sich den Sieg. Der Preis ist mit 3000 Euro dotiert und wird von der Stadt Bensheim gestiftet.

Ein intensives Solo sowie eine vitale Performance

In dem intensiven Solo Dumkes erkennt die Jury eine sprachlich wie darstellerisch großartige Leistung. „Er gräbt sich in die Sprache Kleists hinein und zeigt uns eine Welt, die nicht unsere ist, aber zu unserer wird“, so die Begründung. „Kleists Texte gelten als schwierig – Jonas Dumke kann es!“ In dem „Making of“ aus Essen, zu dem am Montag 80 Zuschauer kamen, werde das Publikum eingeladen, gemeinsam mit dem Ensemble nach einem neuen Ausweg zu suchen. Regisseur Caner Akdeniz hat eine vitale Performance in einer interaktiven Bühnensituation geschaffen, die neben der darstellerischen Leistung auch durch ihre künstlerische Ästhetik aus dem Rahmen fiel und dem diesjährigen Spielplan ein starkes Finale beschert hat.

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Auch bei der Bewertung des Theaterpublikums hatte das Kleist-Solo die Nase vorn – sehr knapp gefolgt vom Eröffnungsstück „Hitlers Ziege und die Hämorrhoiden des Königs“ (Theater Altenburg Gera) und der Inszenierung „Sex und Kartoffeln“ aus Magdeburg. Insgesamt hatten sich pro Vorstellung zwischen 60 und 80 Prozent der Zuschauer beteiligt. Auch das Schulprojekt „Theaterkritik“ kürte wieder einen eigenen Sieger. Die beiden Deutschkurse des AKG sahen ebenfalls das Kleist-Solo vorn. Basierend auf Briefen des Autors habe der Schauspieler eine sehr persönliche und wirkmächtige Hommage an seine Sprache und das Leben des Heinrich von Kleist präsentiert.

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Für die vier Theaterabende mit Eintritt (die erste Vorstellung war frei) wurden über 500 Tickets verkauft. Insgesamt kamen zu den fünf Inszenierungen – inklusive Freikarten – rund 850 Gäste ins Parktheater. Bürgermeisterin Klein dankte der Akademie der Darstellenden Künste, dem Team Stadtkultur und allen Sponsoren für die Mitarbeit.

Der Wunsch nach einer besseren finanziellen Unterstützung des Theaterfestivals, in den neben der Jury-Vorsitzenden Dagmar Borrmann auch die Jury des Rühle-Preises eingestimmt hatte, werde sie sich zu Herzen nehmen, so die Rathauschefin. Sie kündigte an, den Appell aus Bensheim auch an das Hessische Ministerium für Wissenschaft und Kunst weiterzugeben, das die Reihe unterstützt. Auch die Sparkassen-Kulturstiftung und die Sparkasse Bensheim gehören zu den Geldgebern. Klein verwies aber auch auf den mageren städtischen Haushalt. Es werde zunehmend schwierig, aus den eigenen Kassen Geld für die Kultur locker zu machen.

Ein besonderer Dank ging auch an die Auswahljury mit Dagmar Borrmann, Florian Fischer, Antonia Leitgeb und Nicolas Matthews, die in diesem Jahr letztmals für die Stückewahl zuständig war. Turnusgemäß wird es im nächsten Jahr ein neues Gremium geben. Mit neuen Inszenierungen, jungen Künstlern und einem hoffentlich weiterhin sicheren finanziellen Fundament. Das Bensheimer Theaterfestival sollte als Leuchtturm im lokalen Kulturleben nicht zur Diskussion stehen.

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