Gronau. Die Wiesen im Meerbachtal ziehen schon seit vielen Jahren Wanderer und naturinteressierte Menschen an. Im Visier der Gäste sind vor allem seltenen Pflanzen, Schmetterlinge, Orchideen und Wildbienen. Vom Nabu Meerbachtal wurde der Pfad daher so angelegt, dass die heimischen Bestände ohne Betreten der Pflegeflächen beobachtet werden können. Um „in der Spur“ zu bleiben, wurde regelmäßig eine Schneise durch die Trockenrasen gemäht.
Jetzt sind die Naturschützer noch einen Schritt weiter gegangen: Ein deutlich ausgewiesener Wanderweg ermöglicht es, die Flora und Fauna vor Ort zu erkunden, ohne Schaden anzurichten. Eine deutliche Beschilderung und ein Faltblatt erleichtern den Kurs durch eine vielfältige Natur, ohne die gebotene Distanz zu Tieren und Pflanzen zu durchbrechen. Der Nabu betont: Querfeldeingehen zerstört die fragile Vegetation und beeinträchtigt das Tierleben.
Drei große Info-Tafel und QR-Codes
Am Freitag wurde das Projekt der Öffentlichkeit vorgestellt. Drei große Informationstafeln bieten die wichtigsten Erläuterungen an den Zugängen des rund drei Kilometer langen Pfads. QR-Codes auf den Tafeln und dem Flyer (liegt vor Ort aus) sind zusätzliche Hilfen, um sich im Gelände orientieren zu können. Die beiden Vorsitzenden Jürgen Schneider und Werner Hombeuel begrüßten ein gutes Dutzend Gäste zur Einweihung des neuen Systems, das gleich nach dem Ortseingang – von Zell kommend – nördlich der Märkerwaldstraße beginnt.
Typische Pflanzen entlang des Naturlehrpfads sind mit einem Schild gekennzeichnet, auch prominente Punkte in der Landschaft wurden markiert. Durch Scannen des Codes kann man sich die wichtigsten Infos direkt auf das Smartphone laden. Die Ortsgruppe engagiert sich seit Jahrzehnten für den Erhalt der Landschaft im Meerbachtal zwischen Zell und Gronau.
Ein wesentlicher Baustein der Vereinsarbeit ist die selektive Mahd der Wiesen, erläutert Jürgen Schneider vor Ort. Durch Mäharbeiten im jährlichen Wechsel erfolgt kein Kahlschlag – überwinternde Insekten und deren Eiablagen bleiben erhalten. „Das Konzept hat sich bewährt“, so Schneider, dessen Vereinskollegen häufig im Freien unterwegs sind.
Regelmäßig stehen Heckenschnitt und Baumpflege an. Für Vögel und Insekten werden Nistgelegenheiten geschaffen, aber auch um artenspezifische Rückzugs- und Bruträume für Säugetiere, Reptilien und Amphibien kümmert sich der Verein, der seit 1986 in der Umgebung aktiv ist und knapp 190 Mitglieder zählt. Insgesamt werden rund 20 Hektar Pflegeflächen betreut.
Im Hartmannsrech spielt die einheimische Orchidee eine der Hauptrollen. Die Blüte reicht von April bis September. Man entdeckt nahezu 20 Arten, für Orchis militaris (Helmknabenkraut) gehört der Standort zu den wichtigsten Gebieten in ganz Deutschland.
„Ein Juwel“, kommentiert Werner Hombeuel das Gebiet. Aber auch Käfer, Schmetterlinge sowie mehr als 180 Wespen- und Wildbienenarten finden hier exzellente Bedingungen vor. Die lösslehmigen Böden und warmen Trockenmauern sind ideale Biotope für unzählige Tierarten, alte Obstbäume werden von Spechten und anderen Höhlenbrütern geschätzt.
Unterwegs passiert man Nistwände und Streuobstwiesen, Getreideäcker und einen Kiesbruch. Die enorme Vielfalt der Landschaft sorgt für eine hohe Biodiversität, die es zu entdecken gibt. Der Nabu bittet ausdrücklich darum, immer auf dem ausgewiesenen Weg zu bleiben und die Schilder und Markierungspfähle zu beachten. Ein guter Zeckenschutz ist ratsam.
Nächster öffentlicher Termin ist die Botanische Wanderung am Pfingstmontag (29. Mai) ab 9 Uhr. Treffpunkt ist der Freidhof in Zell. Ab 12 Uhr wird an der Gronauer Nabu-Halle gemeinsam gegrillt.
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