Gronau. Vor vier Jahren stand er schon einmal im Veranstaltungskalender, aber dann war der Grenzgang mit Hambacher Beteiligung die erste Veranstaltung in Gronau, die wegen Corona abgesagt werden musste.
Aber schon 438 Jahre früher waren die Zeller und Gronauer Vorfahren entlang des Grenzverlaufs vom Zeller Vorderwald zum Heppenheimer Stadtwald gelaufen, wie Norbert Hebenstreit von der Gronauer Stadtteildokumentation anhand eines Protokolls aus dem Jahre 1586 belegen kann.
Jetzt hat er für den diesjährigen Grenzgang des Ortsbeirates die gleiche Wegeführung vorbereitet. Obwohl es sich dabei um eine durchaus herausfordernde Strecke handelte, hatten sich rund 50 Gronauer und Zeller, zu denen sich unterwegs noch eine Hambacher Delegation gesellte, am Sonntagmorgen zum Treffpunkt am Römer eingefunden.
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Immerhin waren rund 300 Höhenmeter im Waldgebiet zwischen dem Meerbach- und dem Hambacher Tal zu bewältigen, bevor der über 440 Meter hohe Eselsberg erreicht wurde. Belohnt wurden die Grenzgänger dort mit einem herrlichen Panoramablick in die Riedebene und in den vorderen Odenwald.
Eine weitere Überraschung war musikalischer Art. Ein kleines Konzert der Alphornbläser war am Vorabend aus einer spontanen Entscheidung beim Liederabend im Dorfgemeinschaftshaus entsprungen.
So war den Organisatoren in der abschließenden Sitzung des Ortsbeirates im Sportlerheim der SG Gronau der Dank für „einen tollen Grenzgang mit interessanter Wegführung“ gewiss. Ein Dank, dem sich auch Ortsvorsteher Wolfgang Schlapp aus Hambach gerne anschloss. Auch ihm habe es Spaß gemacht und in dem Vorhaben bestärkt, in Hambach die Grenzgänge wieder aufleben zu lassen.
Kein einziger Schritt auf Ober-Hambacher Gemarkung
Mitgebracht hatte er auch die interessante Information, dass während des Grenzgangs kein einziger Schritt auf Ober-Hambacher Gemarkung erfolgte, sondern die Gruppe komplett auf Unter-Hambacher Gemarkung unterwegs war, was er mit einer mitgebrachten historischen Karte belegen konnte.
Aufschlussreich waren auch seine Ausführungen, dass Ober-Hambach im 19. Jahrhundert bestrebt war, selbstständig zu werden, denn man musste die Armen aus Unter-Hambach mit ernähren. Heute gebe es bezüglich der Gemarkung aber keine Trennung, es sei alles Hambacher Gemarkung. „Grenzen sollen verbinden“, war daher für ihn die Botschaft des Tages.
Eine Verbindung, die sich auch in einem rot-weißen Grenzpfahl widerspiegelt, der am Vortag auf dem Eselsberg errichtet worden war. Auf ihm sind die jeweiligen Wappen von Gronau und Hambach abgebildet. Außerdem gibt es eine Informationstafel mit Erläuterungen zur Namensgebung des Eselsbergs.
Gemeinsamkeiten der Stadteile zeigten sich bei der Dorfentwicklung
Bei den aktuellen Informationen aus beiden Stadtteilen fielen einige Gemeinsamkeiten auf. Während Gronau aktuell auf die Umsetzung der drei Dorfentwicklungs-Projekte – Nutzungsoptimierung im alten Rathaus, Platzgestaltung Römer und Verbesserungen im Dorfgemeinschaftshaus – wartet, hat Hambach im Rahmen des Dorferneuerungsprogramms in den Jahren 2006 bis 2016 mit großer Bürgerbeteiligung verschiedene Projekte realisiert. Dazu gehörte beispielsweise die komplette Umgestaltung des Dorfgemeinschaftshauses und die Schaffung eines Multifunktionsplatzes.
Auch die Hochwasserproblematik ist aufgrund der Tallage ähnlich, wobei Hambach immer noch das große Unwetter vom Juli 1953 in Erinnerung hat. Mit eines der größten Probleme ist der ruhende und fließende Verkehr in Hambach. Das trifft abgeschwächt auch auf Gronau zu, denn der Bensheimer Stadtteil gilt „schönste Sackgasse“ und hat keinen Durchgangsverkehr, so Hebenstreit.
Entwicklung der Odenwaldschule und Pläne für eine Gaststätte
Angesprochen wurde auch die zukünftige Entwicklung auf dem Gelände der früheren Odenwaldschule in Ober-Hambach. Infolge eines Missbrauchsskandals endete hier mit dem Schuljahr 2014/15 der Unterricht. Die unter Denkmalschutz stehenden Gebäude sind inzwischen im Besitz eines Investors aus Mannheim, der aus dem Areal einen Wohnpark machen will.
Auch Pläne für eine Gaststätte gab es, doch hier ruht aktuell die Entwicklung, da es wohl technische Probleme gibt, so die Kenntnis von Ortsvorsteher Schlapp. Sollten die Pläne aber mal realisiert werden, könnte das ein Ort für einen schönen Abschluss eines späteren Grenzgangs werden, kann sich Ortsvorsteher Hebenstreit vorstellen.
Im weiteren Verlauf der Sitzung wurden außerdem aktuelle Themen, wie die mangelnde Sauberkeit im Dorfgemeinschaftshaus, der Zustand der Friedhofsanlage oder der ab 2024 gestrichene Zuschuss der Stadt für den Betrieb des Sportlerheims besprochen. Dadurch fehlen der SG Gronau rund 5800 Euro, eine Tatsache, die den Verein vor große Probleme stellt.
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