Bensheim. Hochkarätige Gäste auf der Bensheimer Sommerbühne: Mit der Sängerin Fola Dada und ihrer dreiköpfigen Band erlebte das Open-Air-Format am Sonntagabend einen veritablen Höhepunkt. Die Deutsche Jazzpreisträgerin präsentierte einen feinen Mix aus Soul, Jazz und Reggae, der wunderschön zu diesem milden Sommerabend passte. Das Konzert wurde vom Jazzkeller im PiPaPo-Theater präsentiert, Garvin Brod begrüßte rund 150 Zuhörer.
Vier Jahre hat es gedauert, bis die in Stuttgart lebende Musikerin – regelmäßiger Gast bei der SWR Big Band – die Songs für ihr neues Album „Earth“ komponiert hat. In Bensheimer eröffnete sie das Konzert mit dem Titelsong „I Am Earth“: impulsiv, samt, warm und rauchig. Die an der Mannheimer Musikhochschule diplomierte Vokalistin, Tänzerin und Hochschuldozentin bestätigte vom ersten Takt an, wie facettenreich, dynamisch und variabel ihre Stimme ist. Ein lässiger Groove schwingt immer mit.
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Auch das Publikum singt mit
Vor allem bei „Them Changes“ steigert sich die funkige Attitüde ins Rauschhafte. Das grandiose Stück des US-Bassisten Thundercat wird von einem Orgelsolo von Ulf Kleiner an der Rhodes massiv veredelt. Mit seinen messerscharfen und fein akzentuierten Tasten ist Klein eine tragende Komponente der Band. Dazu gehört auch Oli Rubow an den Drums, der sich im Jazz ebenso heimisch fühlt wie in der DJ- und Elektro-Szene. Sein Spiel offenbart raffinierte Beats und virtuos ausformulierte Soli von unprätentiöser Pracht und cooler Energie.
Am E-Bass liefert Joscha Glass den erdigen Unterbau dieses überaus homogenen und geschmeidigen Sounds, der auf diesem kompakten Bensheimer Open-Air-Forum sehr plastisch und fett zum Ausdruck kam. Die Eigenkomposition „Willin’ And Able“ thematisiert das Leben als Spiel („play it well!“), und bei der tiefenentspannten Version des Bob-Marley-Klassikers „Waiting in Vain“ darf auch das Publikum die Hauptzeile mitsingen – was der Bensheimer Spontanchor erstaunlich sensibel und melodisch hinbekommt.
Farbenreicher Abend mit glänzenden Instrumentalisten und einer großen Stimme
Die Themen der Songs: Identität, Herkunft, Natur und zwischenmenschliche Beziehungen. Neben dem temperamentvollen „People Come And Go“ vom „Earth“-Album interpretiert Fola Dada auch ein Stück der norwegischen Nu-Jazzband „Beady Belle“: „Self Fulfilling“ ist mit seinem groovigen Skelett und der lebensfrohen Grundhaltung eine Steilvorlage für die Sängerin – und bietet Oli Rubow viel Raum für ein exzellentes Solo am Schlagzeug. Und mit dem melancholischen „Four-Leaf Clover“ (vierblättriges Kleeblatt) setzt sie ihrer verstorbenen Mutter ein klangvolles Denkmal.
Als erklatschte Zugaben gibt’s den Bluesstandard „Call It Stormy Monday (But Tuesday Is Just As Bad)” und „My Heart” von der Jazzsängerin Lizz Wright, das brillant mit einer Gedicht-Vertonung der amerikanischen Schriftstellerin und Bürgerrechtlerin Maya Angelou verkuppelt wurde. Ein tolles Finale dieses musikalisch farbenreichen Abends mit glänzenden Instrumentalisten und einer großen Stimme.
Die Sommerbühne am Wambolter Hof ist eine Gemeinschaftsproduktion vom Stadtmarketing Bensheim mit dem PiPaPo-Theater und dem Förderkreis Kleinkunst und Kultur. Weiter geht es mit zwei Aufführungen des PiPaPo-Theaters am Donnerstag und Freitag, jeweils 19.30 Uhr. Am Samstag (22.) ist Schauspieler Walter Renneisen („Hessisch für Fortgeschrittene“) zu Gast. Den Abschluss der diesjährigen Sommerbühne bildet am 23. Juli das Jazzkonzert mit Tenorsaxophonist Wilson de Oliveira. Gefördert wird die Veranstaltungsreihe vom Land Hessen im Rahmen des Förderprogramms Zukunft Innenstadt.
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