Jahrestag

Gedenken an die Pogromnacht

Am 10. November wird am Bendheimplatz der Zerstörung der Bensheimer Synagoge gedacht

Von 
red
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Bensheim. Der Pogrom 1938 in Deutschland und Österreich gilt als der Auftakt zur Ermordung der europäischen Juden im damaligen „Dritten Reich“. In Bensheim wurde die Synagoge am 10. November von SA und SS zerstört, Wohnungen verwüstet und Geschäftshäuser geplündert. Zur Erinnerung an diese Schandtaten findet alljährlich am 10. November um 18 Uhr in Bensheim eine Gedenkfeier am Standort der ehemaligen Synagoge (Bendheimplatz, Nibelungenstraße) statt.

Die Bensheimer Bürgermeisterin Christine Klein eröffnet die Gedenkfeier und der Vorsitzende der Geschichtswerkstatt Jakob Kindinger Peter Kalb wird den erstarkenden Antisemitismus thematisieren: Am Beispiel der Ereignisse um die diesjährige Documenta in Kassel stellt er die Frage, ob der Antisemitismus auf dem Weg in die Mitte der Gesellschaft sei, wenn die vorgewarnten Verantwortlichen so unsensibel etwa auf das antisemitische Banner der Künstlergruppe Taring Padi reagierten, das am Platz vor dem Fridericianum in Kassel – einem zentralen Ort der Documenta 15 – aufgehängt worden war. Und wie müssen sich Mitglieder der jüdischen Community dabei fühlen?

Eingeladen für die öffentliche Veranstaltung nach der Gedenkfeier (19 Uhr im Museum) ist in diesem Jahr als Zeitzeuge der Holocaust-Überlebende und Eintracht-Frankfurt-Fan Helmut „Sonny“ Sonneberg, der sich mit seinen 91 Jahren engagiert in die Diskussion um Antisemitismus und Rassismus einmischt, indem er als Zeitzeuge in Schulen auftritt und antisemitische und rassistische Vorfälle – auch bei Fußballspielen – entschieden anprangert.

Sonny Sonneberg zu Gast

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„Was ich hier in letzter Zeit von jungen Juden gehört habe, erinnert mich an meine Kindheit“, sagt Sonny Sonneberg, dessen Kindheit geprägt war von Diskriminierung und Ausgrenzung. Kurz vor dem Ende des NS-Regimes wurde er noch in das KZ Theresienstadt deportiert, hat aber mit seiner Mutter überlebt.

Zuletzt war er zusammen mit dem Präsidenten von Eintracht Frankfurt, Peter Fischer, am 5. Oktober bei Markus Lanz zu sehen. Deren Verein hat ein Museum eingerichtet, in dem nicht nur die schönen Seiten der Vereinsgeschichte aufgeschlagen werden, die Zeit des Nationalsozialismus wird dort in der Ausstellung thematisiert und der Museumsdirektor Matthias Thoma hat großen Anteil, dass Sonny Sonneberg seine Geschichte erzählt hat.

Die musikalische Umrahmung übernehmen Bernd Köhler („Schlauch“, Gesang, Gitarre) und Joachim Romeis (Geige). So wird etwa nach längerer Zeit wieder das Lied von Mordechai Gebirtig „S’brent“ auf dem Bendheimplatz erklingen. Gebirtig, 1942 von den Nazis ermordet, schrieb es 1938 in Reaktion auf die Pogrome. Dieses Lied kritisiert das Zusehen und Geschehenlassen und ruft auf zum Widerstand gegen Verfolgung und Misshandlung. Die dritte Strophe erscheint heute prophetisch: „Es kann der Moment kommen, dass unsere Stadt mit uns zusammen, wird zu Asche werden durch die Flammen“.

Veranstalter ist die Stadt Bensheim in Zusammenarbeit mit der Geschichtswerkstatt Jakob Kindinger. red

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