Bensheim. Mit unmissverständlichen Worten hat Flames-Geschäftsführer Michael Geil die Situation auf den Punkt gebracht: Es brauche mehr finanzielles Engagement auf Seiten der Sponsoren, damit Bensheim als Standort für Spitzenhandball eine Zukunft hat. Die avisierte Professionalisierung des Gesamtkonstrukts mit optimierten und nachhaltigen Strukturen im Bereich Geschäftsstelle und Marketing, einer Vergrößerung des Kaders und einem muskulöseren Back-Office sei ohne ein stärkeres Bekenntnis der Geldgeber wenig zielführend. Die Welle der Euphorie, die den Flames in einer herausragenden Saison zuletzt einen Schub gegeben hatte, ließe sich bei den Sponsoren insgesamt leider kaum erkennen, so Geil beim Community-Treffen in der Villa Lacus.
Mit Blick auf den Badesee steckte der Geschäftsführer den Horizont für die kommende Saison ab, die am 7. September mit der Auswärtspartie bei der Sport-Union Neckarsulm beginnt. Die Botschaft war klar: Wenn der Support und damit das Budget nicht stimme, komme man nicht umhin, die sportlichen Ziele zu revidieren, so Michael Geil (Bild). Er wünscht sich nicht nur quantitativ mehr Unterstützung, sondern auch mehr Herz und Leidenschaft: „Die Flames müssen zu einer Herzensangelegenheit werden.“ Es brauche Partner, die auch mal mehr als 100 Prozent geben und sich mit dem Team identifizieren. Mit allen Konsequenzen.
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Ansonsten sei es enorm schwierig, die gesteckten Ziele zu erreichen. Es sei erfreulich, dass einige Partner ihr Engagement punktuell erhöht haben und neue hinzugekommen sind. Unterm Strich reiche dies aber nicht aus, betonte er im Gespräch mit Lisa Mößinger von der Flames-Marketing-Abteilung.
Ahlgrimm: „Es wird schwer. Denn jetzt sind wir die Gejagten“
Denn der Vizemeister geht mit hohen Ansprüchen in die neue Runde, mit einem Mittelfeldplatz möchten sich die Handballerinnen nicht zufrieden geben. „Es wird schwer. Denn jetzt sind wir die Gejagten“, sagt auch Trainerin Heike Ahlgrimm, die seit zehn Jahren in der Verantwortung ist. Ahlgrimm bilanziert eine überragende Runde, während der die Mannschaft noch enger zusammengewachsen sei. Auch Michael Geil attestierte den Spielerinnen Teamgeist, Leidenschaft und Siegeswille. „Das liegt in unserer DNA!“
Gleich drei Titelchancen bieten sich den Flames in der Saison 2024/25: Meisterschaft, Pokal und die European League Women auf internationaler Ebene. Die Fans des Bensheimer Bundesligisten dürfen sich auf eine spannende Spielzeit einstellen. „Wir wollen wieder europäisch spielen“, so Ahlgrimm. Wobei auch die Gruppenphase mit sechs Duellen – darunter drei Heimspiele – ab Januar, die man zunächst einmal überstehen muss, vom finanziellen Faktor beeinflusst wird.
Die Weststadthalle ist weiterhin das Sorgenkind
Bislang sei noch kein Sponsor-Partner für die Euro-League an Bord. Die Trikots sind noch ohne Firmenlogo. Laut Geil käme es einer veritablen Blamage gleich, wenn sich daran nicht bald etwas ändern würde. „Wir haben Lust auf den Europa-Trip“, so auch Lisa Mößinger. Bis zu vier Trikotpartner wären möglich. Traumhaft wäre es, so Mößinger, wenn auch einige Fans den Trip begleiten würden.
Aber auch das Strategie- und Professionalisierungskonzept des Ligaverbandes HBF (Handball Bundesliga Frauen) bereitet den Verantwortlichen der HSG Bensheim/Auerbach seit Jahren Kopfzerbrechen. Sorgenkind ist wie mehrfach berichtet die Weststadthalle, die nach den Regularien des Verbands ab der Saison 2025/26 nicht mehr erstligatauglich ist. Nach einer Mitgliederversammlung der Handball-Bundesliga Frauen (HBF) im Juli in Kassel wurde allerdings eine Interimslösung beschlossen, die es den Flames ermöglicht, auch in der Spielzeit 2025/26 einen Großteil der Heimspiele in der Weststadthalle auszutragen. Ein wichtiges Urteil: Denn da die Weststadthalle nicht über eine zweite Längstribüne verfügt und bis 2025 weder ein Umbau noch die Anschaffung eines mobilen Tribünensystems umsetzbar sein dürfte, hätte der Zwangsabstieg in die 2. Liga gedroht.
Allerdings ist die Entscheidung mit Auflagen verbunden: Die Flames können 2025/26 zwar zehn ihrer elf Heimspiele der Bundesliga-Hauptrunde in der Weststadthalle austragen, müssen aber für die Play-off-Spiele in eine Sportstätte ausweichen, die den Anforderungen des Grundlagenvertrages entspricht.
Auch während der drei Europapokal-Heimspiele im Januar und Februar mussten die Flames in die rund 100 Kilometer entfernte Untermainhalle nach Elsenfeld ausweichen. Das wird auch weiterhin der Fall sein. Für Michael Geil ist das aber keine Alternative für den Ligabetrieb. Zumal dort nicht nur weniger Fans jubeln als zu Hause, sondern auch die Werbung für regionale Partner eingeschränkt ist.
Ein Traumjahr, in dem alle Erwartungen übertroffen wurden
Die Umsetzung infrastruktureller Maßnahmen sieht er als Grundvoraussetzungen für Bundesliga-Handball an der Bergstraße in den nächsten Jahren. Die Mannschaft müsse unter professionellen Bedingungen arbeiten können. Spitzenhandball und Beruf seien schwer vereinbar. Eine Erhöhung des Etats sei auch in dieser Hinsicht ohne Alternative. Man plane jetzt verschiedene Szenarien, denen unterschiedliche Budgets und organisatorische Strukturen zugrunde liegen.
Dabei sei der Zeitpunkt für mehr Engagement mehr als ideal, so der Geschäftsführer. Die Flames brennen so heiß wie lange nicht. „Ich habe noch immer Gänsehaut, wenn ich an die letzte Saison denke“. Es gehe jetzt darum, diese Begeisterung mitzunehmen und auf die Sponsoren zu übertragen. Es war bereits das siebte Jahr in der Bundesliga – aber alles andere als verflixt. Geil bilanziert ein Traumjahr, in dem alle Erwartungen übertroffen wurden. Es habe Spielerinnen und Crew aber auch physisch wie psychisch an die Grenzen ihrer Belastbarkeit gebracht. Zumal im Hintergrund immer die Hallen-Debatte und die Verbandsvorgaben für Unsicherheit gesorgt haben. Als Team habe diese Phase die Athletinnen aber umso mehr zusammengeschweißt.
Das soll trotz weiterer Neuzugänge auch so bleiben. Eine Verbreiterung des Kaders ist erklärtes Ziel. Beim Community-Treff wurden die neuen Spielerinnen in kleiner Runde vorgestellt: Edita Nukovic (SV Union Halle-Neustadt), Nina Engel (Sport-Union Neckarsulm), Jule Polsz (HSV Solingen-Gräfrath) und Matilda Ehlert (VfL Waiblingen) sowie die Torhüterinnen Helen van Beurden und Marlene Wagner. Die erst 16-jährige stammt aus dem eigenen Nachwuchsbereich der Flames-Akademie.
Für Kapitänin Lisa Friedberger ist es die elfte Saison in Bensheim. Ihre Trainerin ist überzeugt, dass man die favorisierten Teams in der anstehenden Runde „richtig ärgern“ und wieder ganz vorn mitspielen könne. Die Finanzen seien das eine. Doch es gehe auch um den sportlichen Spirit, so Heike Ahlgrimm. Und der sei momentan enorm gut. „Wir sind wie eine Familie und halten zusammen. Egal, was kommt.“
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