Bensheim. Im Langgewann in Fehlheim soll eine Tagesstätte mit fünf Gruppen für 99 Kinder entstehen. Angesichts der Baukosten in Höhe von 8,7 Millionen Euro gab es im Bau-, Umwelt- und Planungsausschuss einige Fragen zu klären, die Erste Stadträtin Nicole Rauber-Jung und die mit den Generalplanungen beauftragen Architekten des Büros werk.um aus Darmstadt beantworteten. In Sachen Betreuungseinrichtungen für Bensheim bringt das Büro Expertise mit: Auch die Planungen für die Kitas am Berliner Ring und an der Sparkassen-Allee stammen aus seiner Feder.
Eine Frage, die wohl bei jedem Kita-Neubau aufkommt, ist: Wie kann der Hol- und Bringverkehr geregelt werden, ohne die Anwohner zu belasten? Einen Vorschlag hierzu hatte Sarah Hoeller (Grüne) bereits in der Sitzung des Sozialausschusses vergangenen Mittwoch gemacht: Es solle geprüft werden, ob man den an den Elsbeerweg – eine Sackgasse – angrenzenden Weg, der in Richtung Rodau führt, befahrbar machen kann. „Viele Eltern bringen ihre Kinder direkt vor der Arbeit zur Kita, so könnten sie über den Weg wieder in die Rodauer Straße und dann zur Autobahn fahren, ohne in der Sackgasse wenden zu müssen.“
Stadträtin Rauber-Jung kündigte an, dass es bezüglich der Verkehrs- und Parksituation noch Beratungen mit dem KMB geben solle: „Wir können bei einer fünfzügigen Kita nicht für alle Eltern Parkplätze vorhalten.“ Das Straßenstück solle noch einmal überplant und Möglichkeiten zur Entschärfung der Situation erarbeitet werden. Nach allen Vorgesprächen sei der jetzige Standort als einzig möglicher übrig geblieben.
Die Lage der neuen Kita wird – trotz möglicher Verkehrsengpässe zu den Stoßzeiten – durchaus begrüßt: Immerhin grenzt das Areal unmittelbar an das Neubaugebiet. Junge Familien haben damit ihren Betreuungsplatz quasi vor der Haustür. Norbert Koller (BfB) interessierte weiter, ob man die Kita, die im Entwurf zweistöckig geplant ist, auch dreistöckig bauen könnte. „So müsste weniger Fläche versiegelt werden.“ Diese Notwendigkeit sehen Rauber-Jung und der städtische Eigenbetrieb Kinderbetreuung nicht: „Wir sind in der glücklichen Lage, ein wirklich großzügiges Außengelände zu haben. Die Planungen laufen ganz nach den Anforderungen und Wünschen des Eigenbetriebs.“ Gekoppelt sind sie an die Vorgaben des Kreises Bergstraße.
Kosten für das Außengelände
Apropos Außengelände: In der Zusammenstellung der Kostenberechnung für die Kita schlägt die Außenanlage mit rund 945 200 Euro brutto zu Buche. Die Ausschussmitglieder interessierte vor allem, wie diese Summe zustande kommt und wo es noch mögliches Einsparpotenzial gibt. Diese Kosten beziehen sich nicht nur auf die Herrichtung der Grünanlage, erläuterte Matthias Klug vom städtischen Team Gebäude und Freiflächen.
Inbegriffen sind auch alle erforderlichen technischen Anlagen im Außenbereich. Dazu gehören unter anderem Versickerungs-, Be- und Entwässerungsanlagen oder auch ein Fettabscheider, der vor dem Anschluss an die Kanalisation installiert werden muss. Allein die Kosten für diese Anlagen seien mit rund 300 000 Euro zu veranschlagen.
„In der Summe sind weiter die Rodung des Baugrundstückes und des Geländes gegenüber eingerechnet. Zweiteres muss nach dem Ende der Bauarbeiten wieder hergerichtet werden“, ergänzte Rauber-Jung. Auch alle Spielgeräte, Fahrradständer, Zäune, Unterstände für Kinderwagen und mehr seien mit diesen Kosten abgegolten.
Zwar habe die Kita einen hohen Standard, um eine „Vier-Sterne-Superior-Kita“, wie die FWG im Vorfeld ihrer Fraktionssitzung getitelt hatte, handele es sich aber nicht. So gab einer der beauftragen Architekten zu bedenken, dass sich die Preise im Bausektor seit 2019 um rund 40 Prozent erhöht haben. Die in den Planungen angenommenen Kosten beziehen sich demnach auf den „Worst Case“. Am Standard der Kita zu schrauben, wurde nicht empfohlen. Denn auch künftiges Personal lege mittlerweile einen hohen Wert auf ein gutes Arbeitsklima.
Diskussion um Wärmeversorgung
Womit die Diskussion an einem weiteren zentralen Punkt angekommen war: der Wärmeversorgung für das Gebäude. Fast zwei Millionen Euro brutto sollen die technischen Anlagen – unter anderem ist die Installation einer Luft-Wärmepumpe und einer PV-Anlage auf dem Dach der Kita geplant – kosten. Wie schon im Ortsbeirat sahen einige Ausschussmitglieder die gewählte Heizform kritisch, gibt es für das anliegende Wohngebiet doch ein Blockheizkraftwerk der GGEW.
Natürlich könne man die Kita mit anschließen, so Rauber-Jung. Allerdings sei die Stadt gehalten, sparsam und möglichst wartungsarm zu bauen. So sei die Entscheidung für die Luft-Wärmepumpe auch wegen der gegenüber dem Nahwärmenetz gut ein Drittel niedrigeren Betriebskosten gefallen. Für eine Kita in dieser Dimension könnten sie gut und gerne bei rund einer Million Euro jährlich liegen. Das System habe sich in den Kitas am Berliner Ring und an der Sparkassenallee bewährt und werde den speziellen Anforderungen der Einrichtungen gerecht.
Vorteil der Luft-Wärmepumpe sei, dass sie nicht nur zum Heizen genutzt werden könne. Im Sommer bestehe die Möglichkeit, die Räume über den Fußboden zu temperieren und so einen leichten Kühleffekt zu erzielen. Das funktioniere beim Anschluss an das Wärmenetz nicht. Zudem, bemerkte der Architekt, sei diese Variante nur geringfügig günstiger. Auch, wenn noch nicht alle Fragen geklärt sind, stimmte der Ausschuss mit sechs Ja-Stimmen und drei Enthaltungen für das Vorhaben. Am Montag wird das Thema nochmals im Haupt- und Finanzausschuss diskutiert.
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