Bensheim. Auf Europa stößt man in der Bensheimer Stadtmitte an mehreren Stellen: Plätze sind nach den Partnerstädten – unter anderem Beaune in Frankreich und Mohács in Ungarn – benannt.
Am Amersham-Platz startete ein Rundgang mit dem Europaabgeordneten Michael Gahler, zu dem die CDU Bensheim eingeladen hatte. Zwar gehören die Briten nicht mehr der EU an, die Verschwisterung mit dem englischen Ort bleibt aber weiterhin lebendig. An der Wahl für das Europäische Parlament, die am 9. Juni stattfindet, werden sie zum ersten Mal nicht dabei sein. Der Brexit wirkt sich hier aus – wie auch wirtschaftlich. Gahler nannte diesen als negatives Beispiel: „Ein Land fügt sich Schaden zu, wenn es die EU verlässt.“ Das entgegnet er nicht zuletzt denjenigen, die hierzulande einen Austritt propagieren. Gerade Deutschland sei nämlich ein großer Profiteur der Europäischen Union.
Die älteste Partnerschaft Bensheims besteht seit 1960
Für deren Weiterentwicklung sieht der Abgeordnete das Verhältnis zwischen Frankreich und Deutschland als zentral an. Verbunden mit einer Mahnung: Während die früheren Bundeskanzler immer gute Beziehungen zu den französischen Präsidenten pflegten, widersprächen sich die derzeitigen Amtsinhaber sogar öffentlich. Deshalb formulierte Gahler die Erwartung an Kanzler Scholz, sich mehr für eine Verbesserung des Verhältnisses anzustrengen. Das Gesprächsforum „Weimarer Dreieck“, zu dem auch Polen gehört, sollte wiederbelebt werden.
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Angesichts der vertieften Freundschaft über die Grenzen hinweg fragte ein Teilnehmer der Veranstaltung, wie es um die französische Sprache im Schulunterricht bestellt sei. Die Wahl ist freiwillig, doch müsse für die Vorteile der Mehrsprachigkeit geworben werden. Gahler sieht es als wichtig an, Anreize zum Erlernen der Sprachen von Nachbarländern zu geben.
Eine enge Verbindung nach Beaune besteht auf kommunaler Ebene. Sie wurde im Jahr 1960 besiegelt und ist damit die älteste Partnerschaft der Stadt Bensheim, wie bei der Station auf dem Beauner Platz berichtet wurde.
Verbindungen nach Mittel- und Osteuropa
Neben kurzen Berichten zur Europapolitik konnte die Vielfalt des Kontinents auch gekostet werden. Weine aus den Regionen wurden ausgeschenkt, die die Christdemokraten für diesen Anlass besorgt hatten. Carmelo Torre, Vorsitzender des CDU-Stadtverbandes Bensheim, begrüßte unter anderem den Bundestagsabgeordneten Michael Meister bei dem Rundgang. Den Weg setzten sie fort zu den Plätzen, die mit Ländern in Mittel- und Osteuropa verbunden sind.
Auf dem Hostinné-Platz kamen brandaktuelle Themen zur Sprache: Tschechien unterstützt die Ukraine gegen den Angriffskrieg aus Russland – im Verhältnis sogar mehr als Deutschland. Eine Initiative zur Lieferung von Munition, die weltweit eingekauft wird, hat die dortige Regierung ergriffen. Da Gahler sowohl außenpolitischer Sprecher der EVP-Fraktion, der die Abgeordneten der CDU angehören, als auch ständiger Berichterstatter des Europäischen Parlaments zur Ukraine ist, konnte er die Hintergründe erläutern. Seit Kriegsbeginn besuchte der Hesse siebenmal die Ukraine und setzt sich dafür ein, die dort lebenden Menschen weiter zu unterstützen.
Angesichts ihres Strebens, zum westlichen Teil Europas zu gehören, konnte am Mohács-Platz ein weiterer Aspekt beleuchtet werden: Die Gespräche mit der Ukraine über einen Beitritt zur EU sollen beginnen. Dem müsse nun auch Ungarn zustimmen, wie Gahler sagte, da alle gestellten Forderungen erfüllt seien.
„Die Polen – das freiheitsliebendste Volk Europas“
Einen bedeutenden Beitrag leistete das Land beim Fall des „Eisernen Vorhangs“, der bis zu den Revolutionen im Jahr 1989 Europa teilte. Ungarn öffnete als erstes die Grenzen, so dass DDR-Bürger in den Westen fliehen konnten. In Polen nahm damals die Solidarnosc eine maßgebliche Rolle ein. An die Streikbewegung erinnerte der CDU-Europapolitiker zum Abschluss am Glatzer Platz, der sich vor der Kirche Sankt Georg befindet. Das „freiheitsliebendste Volk in Europa“ nannte Gahler die Polen mit Blick auf ihre Geschichte. Umso erschreckender, dass in dem Land in den vergangenen Jahren die Axt an Rechtsstaat und Verfassung gelegt worden sei.
„Mit proeuropäischen Argumenten kann man Wahlen gewinnen“, stellte Gahler fest. Schließlich heißt der polnische Ministerpräsident wieder Donald Tusk, der einen anderen Weg als sein Vorgänger einschlägt. Das unterstützt die EU: Sozusagen als „Demokratie-Dividende“ wurden Gelder aufgrund der neuen Entwicklung freigegeben.
Der Blick richtete sich auf das Zusammenwachsen von Europa, das sich glücklicherweise nach dem Zweiten Weltkrieg und der Wende in den östlichen Ländern ergeben hat. Ebenfalls machten die Mitglieder der CDU mit aktuellen Themen deutlich, wie wichtig die Wahl zum gemeinsamen Parlament ist. Sie werben im Wahlkampf um Stimmen für ihre Politik, damit die Menschen auch künftig in Freiheit und Sicherheit in einem geeinten Europa leben können. red
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