Michaelsgemeinde

Ein Seelsorger, der Bensheim geprägt hat

Pfarrer Christoph Bergner wird am 25. Juni in den Ruhestand verabschiedet

Von 
Michael Ränker
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Christoph Bergner, Pfarrer der evangelischen Michaelsgemeinde, wird am 25. Juni in einem Gottesdienst in den Ruhestand verabschiedet. © Michael Ränker

Bensheim. „Pfarrer zu sein, das ist ein ganz wunderbarer Beruf – ich habe es nie bereut, ihn ergriffen zu haben.“ Wenn Christoph Bergner, Seelsorger der evangelischen Michaelsgemeinde, am Sonntag, 25. Juni, 10 Uhr, in einem Gottesdienst von Propst Stephan Arras und Dekan Arno Kreh in den Ruhestand verabschiedet wird, dann hat der zu diesem Zeitpunkt 66-Jährige diesen Beruf nahezu 39 Jahre lang ausgeübt. Fast 33 Jahre davon in Bensheim, wo der Vater von drei Kindern und Großvater mehrerer Enkel mit seiner Frau Andrea auch weiterhin leben wird.

Am Erster Advent 1984 ordiniert

Am Ersten Advent 1984 wurde Christoph Bergner in Assenheim in der Wetterau im Alter von 27 Jahren auf seiner ersten Pfarrstelle ordiniert; exakt fünf Jahre später, am Ersten Advent 1989, wurde er vom damaligen Dekan Reiner Marquard als Nachfolger von Pfarrer Valentin Kaffenberger in der Michaelsgemeinde eingeführt. Er kehrte seinerzeit an eine alte Wirkungsstätte zurück: Der in Gießen geborene und in Bad Homburg in einem Pfarrhaus aufgewachsene Bergner verbrachte von 1982 bis 1984 bereits sein Vikariat in der Stephanusgemeinde sowie am Konfessionskundlichen Institut in Bensheim.

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„Ich habe ein schönes, reiches Leben als Pfarrer geführt“, bilanziert der Ruheständler in spe – dabei hätte er auch eine Laufbahn als erfolgreicher Kirchenmusiker einschlagen können: „Sie werden Organist – mit der Musik können Sie viel mehr Menschen erreichen als mit dem Wort“, versuchten seine Musik-Dozenten den jungen Bergner, der nach dem Abitur von 1976 bis 1982 in Tübingen und Rom Theologie und Musikwissenschaften studierte, von seiner Absicht abzubringen, Pfarrer zu werden. Bergner indessen, der auf dem Cembalo und der Orgel besonders die Musik von Johann Sebastian Bach meisterhaft erklingen lässt und mit einer musikwissenschaftlichen Arbeit über dessen „Wohltemperiertes Klavier“ promovierte wurde, blieb standhaft – und er muss in der Rückschau schmunzeln: „Zu meinen Konzerten kommen in der Regel immer weniger Menschen als in meine Gottesdienste.“ Die Entscheidung, nicht Organist, sondern Pfarrer zu werden, sei also wohl doch die richtige gewesen.

„Wenn ich am Sonntag keinen Gottesdienst feiern darf, dann fehlt mir etwas“, lässt Bergner keinen Zweifel daran aufkommen, was für ihn der Mittelpunkt des Gemeindelebens ist. „Worte haben die Kraft, eine neue Wirklichkeit zu setzen“, ist der leidenschaftliche Prediger zutiefst davon überzeugt, „dass die Botschaft des Evangeliums nicht nur für die Gemeinde, sondern für alle Lebensbezüge in Stadt und Land, in Gesellschaft und Wirtschaft von höchster Bedeutung und von heilsamer Wirkung ist“. Der Kirche wiederum komme die Aufgabe zu, „Kitt in der Gesellschaft zu sein, die Menschen miteinander und mit Gott zu verbinden“.

Freilich könne man sich als Seelsorger nicht nur „dem geistlichen Leben hingeben“, witzelt Bergner angesichts der „Universalverantwortung“, die einem Gemeindepfarrer zukommt: „Sie sind quasi so eine Art One-Man-Show und müssen sich um Dinge kümmern, auf die Sie im Studium nicht wirklich vorbereitet wurden.“ Zum Beispiel um den Immobilienbestand einer Gemeinde oder deren Finanzen.

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Solide gewirtschaftet

Zwei Ressorts, in denen es Bergner zusammen mit seinen Mitstreitern gelungen ist, äußerst solide zu wirtschaften. „Meine Großväter waren Kaufleute“, will der scheidende Pfarrer es nicht gänzlich ausschließen, dass es da eine familiäre Veranlagung gibt.

Die Michaelsgemeinde steht jedenfalls gut da: In den zurückliegenden Jahren konnte systematisch (Immobilien-)Vermögen aufgebaut werden und aus der auf Bergners Initiative gegründeten „Hahnmühlen“-Stiftung wird die vielfältige gemeindliche Arbeit finanziell unterstützt.

Von der Gemeinde als einem „prosperierendem Unternehmen“ profitieren auch Menschen in Padilha/Brasilien und in Njombe/Tansania, wo die Michaelsgemeinde zwei diakonisch-missionarische Projekte unterstützt, mit denen Bergner sehr eng verbunden ist.

Dass Bergner auch mit Geld umgehen kann und kritisch hinschaut, wie das von anderen gehandhabt wird, das hat ihm den Ruf eines „streitbaren Kämpfers“ eingebracht – Bergner weiß durchaus darum, dass er anderen auch schon einmal als „unbequem“ erscheint.

Und „unbequem“ war er zuweilen nicht nur in der Synode des Evangelischen Dekanats Bergstraße, sondern auch als Synodaler im Parlament der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau.

„Stets ein Versöhnungsort“

Kirche bleibt für Christoph Bergner jedoch stets „ein Versöhnungsort“: „Das Schöne sind die vielen Begegnungen mit den Menschen“, beschreibt der Pfarrer, was ihn für die „manchmal nervigen“ Momente seines Berufs entschädigt.

Eben jene Begegnungen provoziert Bergner geradezu: Er besucht – meistens unangemeldet – ältere Geburtstagskinder und viele andere zu Hause oder im Altersheim, Hospiz oder Krankenhaus. „Ich bin fast noch nie rausgeschmissen worden“, erinnert sich Bergner: „Meistens freuen die Leute sich.“

„Wenn es den Beruf des Pfarrers nicht schon geben würde, dann müsste man ihn erfinden“, so Christoph Bergner, der davon überzeugt ist: „Die großen Fragen der Zeit können nicht ohne Glauben und Kirche gelöst werden.“

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