Aschermittwoch

Ein Friedensappell im Hochstädter Haus

Von 
Gerlinde Scharf
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Der neue Pächter des Hochstädter Hauses Heiko Wilch (r.) bewirtete gemeinsam mit seiner Mutter Martina Wiesenbach und Mitarbeiter Sivakumar Veluppillai die Gäste beim traditionellen Heringsessen des Fördervereins. © Zelinger

Hochstädten. „Es schmeckt einfach super. Daumen hoch.“ Die Feuertaufe als zukünftiger Betreiber des Dorfcafés im Hochstädter Haus hat Heiko Wilch an Aschermittwoch mit Bravour bestanden. Die Gäste beim traditionellen Heringsessen des Fördervereins waren hochzufrieden: Fisch und Beilage mundeten „wie bei Muttern zu Hause.“ Und hungrig musste auch keiner nach Hause gehen.

Rund vierzig Portionen hatten der Bensheimer Gastronom und seine Mutter Martina Wiesenbach bei der Premiere zubereitet, auf die Teller gebracht und den Besuchern im großen Gemeinschaftsraum im Obergeschoss des Hochstädter Hauses servieren lassen. Ausreichend Platz für zum Anrichten bot die neue XXL-Theke im Cafe.

Derzeit hat „die kleine Schwester des Bensheimer Stadtcafés“ ihre Türen für Besucher zwar noch geschlossen und ähnelt eher einer Baustelle, in nur wenigen Wochen aber – so der Plan von Heiko Wilch und Ehefrau Claudia – soll am 9. und 10. April mit einem Fest für die ganze Familie mit Hüpfburg und Musik Wiedereröffnung gefeiert werden.

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Die Veränderungen sind schon jetzt deutlich zu sehen. Der vordere Bereich des Cafés bietet künftig genügend Platz für einen kleinen Verkaufshop mit Vitrine für regionale Produkte – „und allem was man fürs Frühstück so braucht“ – sowie kleinen Stehtischen. Der Durchbruch zum ehemaligen Dorfladen, der Ende vergangenen Jahres schließen musste, wurde vergrößert und wird mit gemütlichem Café-Mobiliar für vierzig Gäste ausgestattet.

Ein schöner Nebeneffekt: Das denkmalgeschützte Kratzputzbild an der Stirnseite, dessen Historie einst die ehemalige Marmorit-Kantine vor dem Abbruch gerettet hat, wird nicht mehr länger von Regalen und Lebensmitteln verdeckt, sondern ist zu einem echter Hingucker aufgestiegen.

„Endlich wieder beisammen sein“

„Endlich können wir wieder in geselliger Runde beisammen sein“, eröffnete Susanne Sartorius, Vorsitzende des Fördervereins Hochstädten, den Aschermittwoch-Abend mit Heringsessen, zu dem der Verein seit 2008 einlädt und der bis zur Eröffnung des Hochstädter Hauses viele Jahre lang im Gasthaus Zum Wiesengrund stattfand. „Einen Tag für Klartext“ habe ihr verstorbener Vater Josef Sartorius und vehementer Kämpfer für ein Hochstädter Dorfgemeinschaftshaus den Aschermittwoch stets genannt „und das wollen wir fortführen,“ so die Vorsitzende, die auf die Polarisierung durch das Corona-Virus, die Annexion der Krim 2014 und aktuell auf den Krieg in der Ukraine verwies, „die zu Gewalt und Auseinandersetzungen geführt haben“.

Umso wichtiger sei es selbst im kleinen Kreis „die Gemeinschaft zu stärken, so wie es Sinn und Zweck des Hochstädter Hauses ist, für Toleranz und Gewaltfreiheit einzustehen und Vorurteile abzubauen“. Sartorius rief jeden Einzelnen dazu auf, seinen Beitrag zu leisten: „Lasst uns Multiplikatoren für Frieden sein.“ Ortsvorsteherin Sabine Hinterkeuser-Freye nahm im Anschluss ebenfalls die Gelegenheit wahr, die Hochstädterinnen und Hochstädter – darunter ihren Vorgänger und langjährigen Ortsvorsteher Bernd Rettig – willkommen zu heißen. In launigen Worten verwies sie auf die Tradition des Heringsessens an Aschermittwoch, das die Fastenzeit einläutet.

Dass das Hochstädter Haus durchaus geeignet ist, die Menschen auch in schwierigen Zeiten zusammenzuführen, zeigt allein der Terminkalender für die kommenden Monate. Am Sonntag, 27. März, lädt die Stadtteildokumentation mit Veit Held von 11 bis 15 Uhr zu einer Wanderung „Auf den Spuren des Marmorit-Bergwerks“ ein. Treffpunkt ist am Hochstädter Haus.

Weitere Termine

Am 9. April veranstaltet der Förderverein gemeinsam mit dem Ortsbeirat den ersten „Hochstädter Frühjahrstreff“, am 18. April lodert auf dem weiträumigen Außengelände ein Osterfeuer. Auf der offenen Bühne „Sprungbrett“ präsentieren sich am 22. April mehrere Nachwuchskünstler. Wie bereits mehrfach berichtet startet die „Tour de Montana – 1000 Höhenmeter gegen den Krebs“ am 25. Juni auf Initiative des Fördervereins und der Tour der Hoffnung- Gruppe Bergstraße rund um Hochstädten.

Nach einer Sommerpause soll es im Oktober mit dem „Hochstädter Herbstvergnügen“, an dem sich die örtlichen Vereine beteiligen, weiter im Programm gehen. „Und das ist noch längst nicht alles“, verspricht Anette Reil-Held vom Vorstand des Fördervereins.

Freie Autorin Seit vielen Jahren "im Geschäft", zunächst als Redakteurin beim "Darmstädter Echo", dann als freie Mitarbeiterin beim Bergsträßer Anzeiger und Südhessen Morgen. Spezialgebiet: Gerichtsreportagen; ansonsten alles was in einer Lokalredaktion anfällt: Vereine, kulturelle Veranstaltungen, Porträts. Mich interessieren Menschen und wie sie "ticken", woher sie kommen, was sie erreiche haben - oder auch nicht-, wohin sie wollen, ihre Vorlieben, Erfolge, Misserfolge, Wünschte etc.

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