Musiktheater

Ein denkwürdiger Abend im Bensheimer Rex

Legendär sind die Battles zwischen Keyboard und Gitarre, für die Depp Purple in jenen Jahren berühmt-berüchtigt waren, die "Demon's Eye" exakt nachzeichneten.

Von 
Thomas Wilken
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Eine musikalische Vorbeugung vor Deep Purple: Die Tribute-Band „Demon’s Eye“ widmete sich der goldenen Jahre der britischen Hardrocker. © Thomas Neu

Bensheim. Das ist mal ein anderes Konzert mit Songs der legendären Hardrock-Band Deep Purple. „Demon’s Eye“, in Deutschland sicherlich eine der angesagtesten Tribute-Bands der Briten, rückt ein unbekannteres Kapitel in den Fokus ihres Auftritts mit den „Golden Years of Deep Purple“: Stücke der Mark III- und Mark IV-Besetzung, als David Coverdale und Glenn Hughes Ian Gillan und Roger Glover sowie später Tommy Bolin Ritchie Blackmore ersetzt hatten.

Was die Fans aber wirklich hören wollen, zeigt sich ein ums andere Mal, wenn die Band Lieder aus der goldenen Zeit mit den Mark II-Musikern Gillan, Glover, Lord, Blackmore und Paice anstimmt. Bestes Beispiel: „Child in Time“. Da zeigt nicht nur Sänger Daniele Gelsomino, zu welchen Höhen er fähig ist, die das Original schon längst nicht mehr erreicht.

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Gert-Jan Naus aka Jon Lord an der Orgel und Saitenhexer Mark Zyk performen einen denkwürdigen Auftritt und machen klar, warum die Originale damals gehypt wurden ohne Ende. Zyk gibt den Ritchie Blackmore par excellence, klebt förmlich an seiner Fender Stratocaster. Die Finger bewegen sich so schnell über die Saiten, dass ihnen kaum zu folgen ist. Zyk hat seinen Blackmore förmlich inhaliert. In Gesten und Spiel ist er das perfekte Double des exzentrischen Masterminds. Selbst die schnellsten Riffs, die gewagtesten Griffe hat er drauf.

Legendär sind die Battles zwischen Keyboard und Gitarre, für die Depp Purple in jenen Jahren berühmt-berüchtigt waren. Auch die zeichnen die beiden exakt nach. Dass zum Schluss hin noch „Space Truckin’“, „Woman from Tokyo“, „Highway Star“ und natürlich „Smoke on the Water“ erklingen, macht den eh schon denkwürdigen Abend für die Fans perfekt. Da ist richtig Stimmung in der Bude.

Besetzungswechsel an Mikro und Bass

Mit dem knalligen Hardrocker „Burn“ von der gleichnamigen Scheibe aus dem Jahr 1974 geht’s zu Beginn in die Vollen. Auf der war es bereits zu einem Besetzungswechsel gekommen, David Coverdale hatte das Mikro übernommen, Glenn Hughes sowohl dieses als auch den Bass.

Jan Dickmann macht in dessen gesanglicher Interpretation eine gute Figur. Denn „The Voice of Rock“, wie sich Hughes gern nennt, bildete mit seiner hohen Stimme das Pendant zum eher sonoren Organ von Coverdale. Bis in die zweite Hälfte hinein widmet sich „Demon’s Eye“ diesen eher unbekannten Perlen aus dem Deep-Purple-Schaffen.

Auch „Gettin’ tighter“, „Lady Double Dealer“, „The Gypsy“ oder „You keep on moving“ von der finalen Besetzung vor der Auflösung 1976 profitieren von Duett der beiden Sänger. Wie überhaupt letzteres Stück von der „Come taste the Band“-Scheibe ein völlig verkannter Klassiker ist.

Auf den Songs spürt man den bluesig-soulig-funkigen Einfluss der neuen Leute. Der Hardrock gerät ein wenig in den Hintergrund, weshalb sie auch nicht die Erfolge wie die früheren Stücke feierten. Aber völlig zu Unrecht, denn die genannten Lieder haben ihren ganz eigenen Reiz und werden von der Gruppe kraftvoll interpretiert. Wo aber ihre Stärken liegen, zeigt sich zuerst bei „Child in Time“ und dann gegen Ende mit den Klassikern.

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Jung und Alt, kurz- und langhaarig, sind im siebten Himmel, diese Riffs und bekannten Harmonien noch einmal in dieser Perfektion zu erleben. Das Original tut sich eher schwer damit. Denn Gillan kommt schon längst nicht in die höchsten Höhen von „Child in Time“ oder „Space Truckin’“. Orgel-Virtuose Jon Lord starb schon 2012. Ritchie Blackmore sucht mit seinem Solo-Projekt „Rainbow“ eher das Gold am Ende des Mainstream-Regenbogens, wenn er nicht gerade Mittelalter-Klänge zupft.

Die vier Scheiben „In Rock“, „Fireball“, Machine Head“ und „Who do we think we are“ sind aus der Hardrock-Geschichte nicht mehr wegzudenken und haben viele Generationen von Musikern geprägt. Das darauf basierende Livealbum „Made in Japan“, von der Band im vergangenen Jahr performt, toppte die Studioaufnahmen noch. Es ist ein Meilenstein in der Geschichte des Hard Rocks und des Heavy Metal.

Der erste richtige Hit

Ein paar andere hörenswerte Ausflüge gibt’s von „Demon’s Eye“ on top: „Long live Rock’n’Roll“ und der „Man on the silver Mountain“ stammen aus Blackmores Zusammenarbeit mit dem unvergessenen Ronnie James Dio. Und „Hush“, mittlerweile 55 Jahre alt, war der erste richtige Hit von Deep Purple. Aber damals noch in der Mark I-Besetzung, die ebenso von kurzer Dauer wie Mark IV war. So oder so: Die Musik ist unvergänglich.

Freier Autor Freier Journalist für Tageszeitungen im südlichen Kreis Bergstraße und Odenwaldkreis

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