Mitgliederversammlung

Die Bensheimer Kolpingsfamilie braucht Nachwuchs

Der Altersdurchschnitt der Mitglieder ist hoch. Deswegen sind vor allem jüngere Interessenten willkommen.

Von 
Thomas Tritsch
Lesedauer: 
Am Kolpinghaus an der Neckarstraße wird derzeit die Fassade erneuert. © Thomas Neu

Bensheim. Die andauernde Renovierung des Bensheimer Kolpinghauses reißt ein weniger dickes Loch in die Kasse als erwartet. Neben Maßnahmen in der Hausmeisterwohnung und einem neuen Brandschutzkonzept war auch eine Sanierung des Dachs erforderlich.

Vorsitzender Josef Roesch dankte seinem Kolpingbruder Werner Schilling vom gleichnamigen Gerüstbauunternehmen für dessen Zusage, diese Maßnahme auf eigene Kosten zu beenden. Aktuell laufen die Erneuerungsarbeiten an der äußeren Fassade, bei der auch der Denkmalschutz ein Wörtchen mitredet, wie Roesch bei der Mitgliederversammlung vor Ort betonte.

Der langjährige Rechner Norbert Trautrims verlas den Kassenbericht seines Nachfolgers Oliver Hötz, der am Freitag nicht anwesend war. Trautrims teilte mit, dass der Aufwand für die Sanierung und Instandsetzung der Immobilie zwar recht hoch ausfalle, aufgrund Schillings Beitrag und soliden Einnahmen über die Verkaufsstände beim Bürger- und beim Winzerfest aber insgesamt recht moderat ausfalle.

Das finanzielle Polster der Kolpingsfamilie sei dick genug, um diesen Posten abzufedern. Wie es in den kommenden Jahren weitergehe, sei aktuell kaum prognostizierbar. Ein gleichsam mitwachsendes Problem sei aber der weiterhin geringe Nachwuchs in den eigenen Reihen: Der Altersdurchschnitt der aktuell 228 Mitglieder ist relativ hoch, viele haben das 70. Lebensjahr bereits überschritten.

Josef Roesch, Vorsitzender der Kolpingsfamilie. © Thomas Neu

Man müsse sich jetzt Gedanken machen, wie man junge Leute zur Mitarbeit gewinnen kann. Darauf will der Vorstand sein Augenmerk richten, sagte auch Josef Roesch, der über die Aktivitäten im vergangenen Jahr berichtete. Nach der Pandemie hatte sich das Vereinsgeschehen wieder sukzessive normalisiert. Der Gottesdienst im März mit Präses Heinz Förg war mit mehr als 40 Teilnehmern gut besucht. Richard May berichtete über seine humanitäre Arbeit in Nepal, und auch die Zusammenarbeit mit dem Freundeskreis Hans Hillenbrand für Maßnahmen der von ihm gegründeten Asociacion in Peru laufe wieder im gewohnten Maße weiter.

Nach zweijähriger Corona-Zwangspause hatte die Kolpingsfamilie Bensheim Ende Mai eine Studienreise in die Toskana organisiert, federführend war der ehemalige Vorsitzende Theo Gärtner. 54 Mitglieder nahmen daran teil. Im Juli wurde der gebürtige Bensheimer Moritz Gerlach im Mainzer Dom zum Priester geweiht, danach fand seine erste Messe in seinem Heimatort statt. Zu den Traditionsterminen gehörte die Weinprobe mit den Winzern Heinrich Hillenbrand und Michael Jäger im Oktober. Gemeinsam mit der Gewerkschaft Verdi hatte man streikende Lkw-Fahrer auf der Autobahnraststätte Gräfenhausen im November mit einer warmen Mahlzeit versorgt.

Viele Einnahmen durch Feste

Die Standbetriebe am Bürger- und Winzerfest seien elementar, um die Vereinskasse aufbessern und so laufende Kosten bewältigen zu können, so Norbert Trautrims mit Blick in die Finanzen. Das viertägige Bürgerfest sei ein besonders starker Posten und spiele annähernd ebenso viel Geld ein wie das zehntägige Winzerfest. Die Kolpingsfamilie sucht noch weitere Helfer für den Höhepunkt im Bergsträßer Weinfestkalender, der am 2. September beginnt.

Im kommenden Jahr steht zudem ein Jubiläum ins Haus: 2024 ist es 160 Jahre her, dass die Kolpingsfamilie Bensheim ins Leben gerufen wurde. Die in Köln ausgestellte Gründungsurkunde des „Gesellenvereins zu Bensheim“ nennt den 11. November 1864 als Gründungstag. Details zu den Feierlichkeiten stehen noch nicht fest.

Das Kolpinghaus wurde dann 1932 eingeweiht, seit knapp 41 Jahren steht das Kolping-Denkmal auf einer Freifläche neben dem Pfarrzentrum der Pfarrei Sankt Laurentius. Das runde Jubiläum nahm die Kolpingsfamilie im Oktober 2022 zum Anlass, um dort eine Andacht mit Präses Heinz Förg zu feiern.

Im Rahmen von Ergänzungswahlen wurde der Pfarrer am Freitag einstimmig für weitere drei Jahren in seinem Amt bestätigt. Zu den wiedergewählten Beisitzern Maximilian Gärtner und Emil Jarz kommen Johannes Ritz und Reiner Keilmann neu hinzu. Wolfgang Nahrgang ist neuer Kassenprüfer.

Ums liebe Geld ging es auch im weiteren Verlauf der Versammlung. Josef Roesch rief in Erinnerung, dass man die Stiftung Freunde der Liebfrauenschule Bensheim über eine Spende in Höhe von 10 000 Euro an den gleichnamigen Förderverein unterstützt habe. Damit wolle man ein Signal setzen, dass die Kolpingsfamilie klar hinter der Schule stehe und man den katholischen Bildungsauftrag unterstütze. Das traditionsreiche Mädchengymnasium in der Bensheimer Innenstadt hat ab dem Schuljahr 2023/24 mit dem Kolping-Bildungswerk Württemberg einen neuen Träger bekommen. Das Bistum Mainz hatte bereits im Herbst 2020 seinen Rückzug angekündigt. Roesch kommentierte diese Entscheidung der Amtskirche als bedauerlich.

Mehr zum Thema

Kolpingsfamilie

Besuch im Franziskanerkloster

Veröffentlicht
Von
red
Mehr erfahren
Tischtennis

Damenteam wurde auf Anhieb Meister

Veröffentlicht
Von
red
Mehr erfahren
Winzerfest

Vorverkauf für die Weinprobe

Veröffentlicht
Von
ps
Mehr erfahren

Ein weiteres Thema war die neue Beitragsordnung des Kolpingwerks Deutschland, die zum 1. Januar in Kraft getreten ist. Die Auswirkungen je Kolpingsfamilie hängen insbesondere von der Altersstruktur vor Ort ab. Kolpingsfamilien mit einer jungen Mitgliederstruktur zahlen etwas weniger als die statistisch älteren.

Neben einer Beitragsminderung für junge Menschen wurde auch die Einführung eines bundesweiten Sozialbeitrags beschlossen, den ärmere Menschen in Anspruch nehmen können. Die einzelnen Beiträge sind in verschiedene Altersstufen gegliedert. Finanziell stärkere Mitglieder können auch einen Einmalbetrag an die Gemeinschaftsstiftung Kolpingwerk Deutschland leisten und werden von der Beitragszahlung danach lebenslang freigestellt. Der Einmalbetrag beträgt pro Person 1800 Euro.

Die Mitglieder einer Kolpingsfamilie zahlen neben dem Verbandsbeitrag und dem Zustiftungsbetrag aber auch noch einen sogenannten Ortsbeitrag, dessen Höhe von der Mitgliederversammlung der lokalen Kolpingsfamilie definiert wird. In Bensheim wurde dieser Betrag am Freitag auf zwölf Euro festgesetzt. Die Satzung wurde entsprechend angepasst.

Freier Autor

Copyright © 2025 Bergsträßer Anzeiger