Weinfrühling

Der Bergsträßer Wein bewegt die Massen

Der Weinfrühling hat sich als Veranstaltungsreihe an der Bergstraße und in Bensheim längst etabliert und ist zu einer Marke geworden. Mit den diesjährigen 47 Einzelterminen zeigten sich die Organisatoren sehr zufrieden.

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Dirk Rosenberger
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Bensheim. Der Frühling ist nur noch eine schwüle Erinnerung an kühlere Tage. Auch mit dem Bergsträßer Weinfrühling ist kurz nach der Sommersonnenwende folgerichtig Schluss für dieses Jahr. Die Organisatoren des Bensheimer Verkehrsvereins blicken zufrieden auf die fünfwöchige Veranstaltungsreihe mit 47 Einzelterminen zurück.

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„So viele Angebote hatten wir auch in der Zeit vor Corona selten“, betonte Thomas Herborn, geschäftsführenden Vorsitzender des Verkehrsvereins. Doch nicht nur die Quantität, auch die Qualität muss stimmen. Das sehen die Verantwortlichen mit Blick auf die Resonanz gegeben. „Gut bis sehr gut besucht“, lautete das Fazit nun bei der traditionellen Nachlese, die „Bezahlveranstaltungen“ seien sogar alle ausverkauft gewesen.

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Die Menschen hätten nach der Pandemie-Pause offensichtlich wieder Lust und Laune, unter Leute zu kommen. Als Belege dafür dienten Weintreff und Weinlagenwanderung. Zur Schlenderweinprobe im Bürgerhaus kamen 700 Gäste. 18 Weinbaubetriebe konnten ihre Erzeugnisse präsentieren, insgesamt standen 170 Weine, Sekte und Seccos zur Auswahl. Eine solche Vielfalt habe man selten bei anderen Weinproben. „Wer die Bergstraße verkosten will, ist hier genau richtig“, warb Herborn, die längst ein beliebter Selbstläufer ist.

Durststrecke überstanden

Die pandemische Durststrecke hat ebenso wenig geschadet wie eine vorübergehende Heimatlosigkeit. 2018 und 2019 musste in die Karl-Kübel-Schule ausgewichen werden, weil das Bürgerhaus grunderneuert wurde. Vor drei Jahren kam die Corona-Absage 14 Tage vor der Eröffnung, 2021 gab es eine digitale Probe im Weinkeller des Viniversums in Heppenheim.

Beim Neustart vor zwölf Monaten habe man den Gästen noch eine leichte virale Zurückhaltung angemerkt, auch der Besuch fiel nicht so üppig aus wie gewohnt. „Jetzt sind wir wieder auf dem Niveau von 2019 und früher“, so der Vorsitzende. Im aufpolierten Bürgerhaus hat man sich gut eingerichtet, die Standplätze seien alle belegt, neuangeschaffte Fahnen ermöglichen den Besuchern einen guten Überblick, wo welches Weingut zu finden ist.

Sehr gut kam das von Heinrich Hillenbrand ausgesuchte Gastweingut Künstler aus Hochheim am Main an. „Ein sehr renommierter Betrieb mit einer langen Tradition und feinen Weinen“, bemerkte Herborn.

Feine Weine konnte man während der fünf Wochen Bergsträßer Weinfrühling durchweg bei allen Veranstaltungen genießen, entlang der Bergstraße ebenso wie auf der Odenwälder Weininsel, die bekanntermaßen mit Groß-Umstadt zum Anbaugebiet gehört. Das Angebot war bewusst vielfältig und reichte von Probiertagen über Literatur, Schokolade sowie beispielsweise Yoga und Wein bis hin zur Massenbewegung bei der Bergsträßer Weinlagenwanderung.

30 000 Wanderer am 1. Mai

Für diese zog Otto Guthier, Vorsitzender des Weinbauverbands, ein positives Fazit. Der Zuspruch sei sehr gut gewesen, gleiches gelte für den Ablauf und die Organisation. Etwa 30 000 Teilnehmer haben sich nach Schätzungen des Verbands am 1. Mai auf den Weg durch die Wingerte zwischen Zwingenberg und Heppenheim gemacht. Relevante Zwischenfälle habe es kaum gegeben, die Veranstaltung sei friedlich verlaufen. Guthier dankte den 140 ehrenamtlichen Helfern, ohne deren Einsatz ein solches Großereignis nicht zu stemmen sei.

Grundsätzlich ist die Weinlagenwanderung wieder in ruhigeres Fahrwasser zurückgekehrt. Nach der Veranstaltung 2017 („unser Alptraum“) habe man fast schon den Mut verloren. Die Strecke durch die malerische Landschaft glich damals mehr einer Partymeile, auf der mitgebrachter Alkohol konsumiert und lautstark abgefeiert wurde, unliebsame Hinterlassenschaften in der Natur und in Vorgärten inklusive.

Alle Beteiligten sowie Kommunen und Landratsamt setzten damals ein neues Konzept mit Einlasskontrollen, Security und Pfand auf die Flaschen auf. Der Plan ging auf, die Stimmung besserte sich. Der Müll ist zwar heute noch ein Thema, aber man werde im nächsten Jahr noch mehr Tonnen aufstellen und abends zügiger wegräumen, so Guthier. Er bedankte sich im Gespräch mit dieser Zeitung bei den Anliegern für ihr Verständnis und ihre Geduld.

Aus Sicht des Weinbauverbands sei man mit der Veranstaltung rundum zufrieden, nach den Corona-Ausfällen konnte durch den guten Zuspruch auch finanziell den Topf für Werbemaßnahmen wieder ein bisschen auffüllen. „Die Weinlagenwanderung ist ein guter Tag, die Bergstraße auch mal von einer anderen Seite kennzulernen“, befand der Vorsitzende.

Der Termin für die Fortsetzung ist jedes Jahr leicht zu merken. Immer am Tag der Arbeit (1. Mai) setzt sich die weinselige Karawane in Bewegung. Zuvor steht allerdings der Auftakt mit dem Bergsträßer Weintreff an. Das Bürgerhaus ist für Samstag, 20. April, gebucht. Heinrich Hillenbrand hat sich bereits auf die Suche nach dem nächsten Gastweingut begeben. Die Feinplanung beginnt jedoch erst im Januar.

„Jetzt machen wir erstmal das Winzerfest“, rückte Hilde Deppert, die gute Seele des Verkehrsvereins, die Dimensionen zurecht. Das Bensheimer Fest der Feste wird am 2. September eröffnet und dauert bis zum 10. September.

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