Verkehrsverein

Der Aufbau für das Winzerfest in Bensheim läuft

Das Winzerfest und Bensheim? Eine eigentlich untrennbare Symbiose, eine Erfolgsgeschichte seit 1929, fest verankert und der lokalen DNA und widerstandfähig gegen Krisen, von denen es im Lauf der Jahrzehnte einige gab.

Von 
Dirk Rosenberger
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Vorboten des Winzerfests: Auf dem Marktplatz haben die Aufbauarbeiten für das Winzerdorf bereits begonnen. Gefeiert wird in Bensheim vom 3. bis 11. September. © Thomas Neu

Bensheim. Das Winzerfest und Bensheim? Eine eigentlich untrennbare Symbiose, eine Erfolgsgeschichte seit 1929, fest verankert und der lokalen DNA und widerstandfähig gegen Krisen, von denen es im Lauf der Jahrzehnte einige gab. Dann schlug die Pandemie zu und damit verbunden zwei Fest-Jahre, die dem ausrichtenden Verkehrsverein einiges abverlangten.

Die kreative Online-Variante mit Sendestudio im Parktheater (offiziell Winzerfest dehaam) kam beim Publikum ebenso gut an wie die Winzerwoche im vergangenen Jahr. Aber von einem klassischen Winzerfest war man notgedrungen ähnlich weit entfernt wie die Stadt von einer allseits akzeptierten Lösung für den Marktplatz.

Corona hat sich seitdem zwar nicht verabschiedet, die Ausrichtung von Großveranstaltungen ist aber wieder erlaubt und auch nicht mehr an Bedingungen geknüpft, die von einem ehrenamtlich geführten Verein kaum umzusetzen sind. In zwei Wochen steht deshalb das große Comeback an, sehr zu Freude aller großen und kleinen Fans des beliebten Weinfests.

Eröffnung am 3. September

Am bewährten Konzept hat das Team um Thomas Herborn, geschäftsführender Vorsitzender des Verkehrsvereins, selbstredend nicht geschraubt. Eröffnet wird am Samstag, 3. September, offiziell ab 18.30 Uhr im Winzerdorf auf dem Marktplatz. Sonntags (4.) ab 14 Uhr steht der Festzug (Motto: „Die Sonne im Glas, zum Wohl und viel Spaß“) auf dem Programm, montags (5.) der Tag der Betriebe. Soweit, so bekannt - und beliebt.

Ein paar Abstriche müssen die Organisatoren und letztlich auch die Besucher dennoch machen. „Wir werden dieses Mal kein Feuerwerk haben“, erklärte Herborn im Gespräch mit dieser Zeitung. Die monatelange Trockenheit spielte bei dieser Entscheidung ebenso eine Rolle wie ein Prüfauftrag durch die Stadtverordnetenversammlung.

Der Magistrat sollte in Erfahrung bringen, ob statt des Feuerwerks auch eine Lichter- und Lasershow angeboten werden kann - ohne dass es zu einer Kollision mit dem letzten Willen von Ernst Soldan kommt. Der hatte bekanntlich vor vielen Jahren verfügt, dass sein Erbe verpulvert werden soll. Seitdem erhellt den Himmel am zweiten Festwochenende ein knallbuntes Spektakel.

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„Wir sehen vom Verkehrsverein keine preislich angemessene, überzeugende Alternative zum Feuerwerk“, teilte Herborn mit. Eine Licht- und Lasershow könne man machen. Diese sei aber eher kleinflächig und man bräuchte eine Projektionsfläche wie beispielsweise eine Kirche. „Ein Feuerwerk kann man stattdessen von vielen Stellen in der Stadt anschauen.“ Die Prüfung sei aber nicht abgeschlossen, aufgrund der Dürre habe man das Vorhaben jedoch nicht weiter vorangetrieben. Verzichten müssen die Gäste außerdem auf das Riesenrad. Es sei schon vor Corona schwierig gewesen, ein solches Fahrgeschäft immer wieder nach Bensheim zu holen, so Herborn.

Dafür gibt es auf der Haben-Seite die Klassiker zu verbuchen - wie die traditionelle Gebietsweinprobe. 2017 konnte zum letzten Mal im damals unsanierten Bürgerhaus angestoßen und verkostet werden. Nach der Modernisierung des Gebäudes kommt es zur Neuauflage am Freitag, 9. September, ab 19 Uhr, mit 16 Weinproben. Der Kartenvorverkauf läuft über die Tourist-Information, Telefon 06251/8696101.

Der Tag der Senioren (7. September) und der Tag der Jugend (9. September) zählt ebenfalls zum Aufgebot wie der verkaufsoffene Sonntag zum Abschluss am 11. September. Garniert wird das Programm wie früher mit viel Live-Musik, einem ausgewogenen gastronomischen Angebot und viel Werbung für die Winzer und deren Erzeugnisse. „Auf dem Beauner Platz und an der Promenadenstraße wird es den Rummelplatz mit einigen Fahrgeschäften geben“, ergänzt der Vorsitzende.

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Er und seine Mitstreiter haben aufreibende Wochen hinter sich. Ein Selbstläufer war die Vorbereitung nach zweijähriger Auszeit nicht. Die Auswirkungen der Corona-Krise sind bei Gastronomen und Schaustellern personell spürbar, die Inflation mit gestiegenen Energiepreisen und Materialkosten im Schlepptau kratzen am Nervenkostüm der Verantwortlichen.

Als Herausforderung erwies sich die Planung des Winzerdorfs. Nachdem sich die lange Jahre mit dem Aufbau betraute Firma aus diesem Geschäftsfeld verabschiedet hatte, musste Ersatz her. Erschwert wurde die Aufgabe von Schwierigkeiten bei der Materialbeschaffung. „Zelte sind bundesweit Mangelware. Wir haben alle möglichen Kontakte versucht zu nutzen, sogar Verbindung zu den Zeltbauern des Oktoberfests in München aufgenommen“, berichtete Herborn. Hinzu kamen Preissteigerungen beim Holz, der Rohstoff wird für die Unterkonstruktion des Dorfes benötigt.

Kurzum: Der Verkehrsverein musste Schwerstarbeit leisten, um die verschiedenen Puzzleteile zusammenzusetzen, damit das Herz des Winzerfests wie gewohnt auf dem Marktplatz schlagen kann. Dass es gelungen ist, davon kann man sich seit Anfang der Woche überzeugen. Der Aufbau ist in vollem Gange. „Wir haben eine knappe Woche früher eingefangen, um einen Puffer zu haben“, konstatierte Herborn.

Erhebliche Mehrausgaben

Im Budget werden sich die alternativlosen Anstrengungen jedenfalls negativ auswirken. Gerechnet wird mit erheblichen Mehrausgaben, die immer gerne angestrebte schwarze Null dürfte schwierig zu erreichen sein, trotz einer Erhöhung der Pacht für die Buden- und Standbetreiber.

Der Verkehrsverein-Chef lässt aber keine Zweifel aufkommen, wie wichtig die Traditionsveranstaltung für Bensheim und die Winzer der Bergstraße ist. „Es ist gut, dass überhaupt gefeiert werden kann, dass wir wieder ein bisschen Normalität haben. Dafür haben wir alles getan - und wenn Probleme auftauchen sollten, werden wir die meistern.“

Die Freude auf ein paar schöne Stunden bei einem Glas Wein, einen Bummel über die Festmeile und entspannte Treffen mit Freunden ist sicherlich groß und zählte in der Vergangenheit immer zu den Kernkompetenzen des Winzerfests. Der gesellschaftliche Hunger nach kollektiver Feierlaune scheint ohnehin zurzeit riesig, was man bei anderen Festivitäten in der Region bereits bewundern konnte.

Die 84. Auflage des größten Weinfests in Südhessen wird da keine Ausnahme bilden und in bester Tradition für eine volle Innenstadt sorgen.

Freier Autor

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