Viel Ärger um nichts wegen Christopher Street Day in Bensheim

Bensheim. „Ach, dafür hat die Stadt Bensheim plötzlich Geld?“, „Haben wir denn keine anderen Probleme?“, „Wieso muss jeder mit einem Schild auf der Stirn seine Sexualität präsentieren?“ - Einmal abgesehen davon, dass den wenigsten Menschen in ihrem Alltag Personen begegnen, die Zettel auf ihre Stirn geklebt haben, stellten viele Kommentare auf der BA-Facebookseite und bei Instagram eindrucksvoll unter Beweis, dass die Veranstalterinnen und Veranstalter des ersten Christopher Street Day an der Bergstraße am 26. Juli einen Nerv getroffen haben.

Ganz egal, welche Orientierung die Menschen in und um Bensheim herum haben, scheint es vielen Nutzerinnen und Nutzern am Ende doch nicht zu sein. Vielmehr scheint es vielen schwer zu fallen zu akzeptieren, dass Schwule, Lesben und alle anderen Menschen der queeren Gemeinschaft selbstverständlich als Teil der Gesellschaft anerkannt werden möchten und dafür auf die Straße gehen. Dazu folgten immer mehr Kommentare, in denen die Stadt Bensheim kritisiert wurde, sie würde diese Veranstaltung finanziell unterstützen.

Guten Morgen, Bergstraße!

Für einen informierten Start in den Tag! Die neuesten Nachrichten von Bergstraße, Odenwald und Ried in unserem Update am Morgen. Empfohlen für unsere Lesenden mit Abo – immer Montag bis Samstag.

Abonnieren Vorschau

Dass dem nicht so ist, zeigt eine Anfrage der Redaktion im Rathaus: „Der erste Christopher Street Day (CSD) am kommenden Samstag in Bensheim ist eine Veranstaltung verschiedener Kooperationspartner auf Initiative der Linksjugend [‚solid] Bergstraße. Die Stadt nimmt hierbei lediglich ihre Aufgabe als zuständige Versammlungsbehörde wahr und prüft in Rücksprache mit den Veranstaltern die Möglichkeiten zur Nutzung der öffentlichen Flächen und anderer Maßnahmen zum Schutze der Sicherheit und Ordnung“, heißt es von dieser Stelle.

„Klares Bekenntnis für Miteinander in Bensheim“

Dass es den ersten CSD in Bensheim gibt, ist aus Sicht von Bürgermeisterin Christine Klein ein Signal: „Für Vielfalt, für gegenseitigen Respekt und gegen Diskriminierung – auch auf kommunaler Ebene“, erklärt sie. In Bensheim wird regelmäßig ein sichtbares Zeichen der Solidarität gesetzt, beispielsweise durch das Hissen der Regenbogenflagge am Rathaus oder die Gründung des Treffpunkt Queer durch städtische Einrichtungen wie Jugendförderung und Frauenbüro. „Der CSD ist kein Selbstzweck, sondern Ausdruck eines gesellschaftlichen Engagements für die Rechte und Sichtbarkeit queerer Menschen. Gerade in Zeiten, in denen Toleranz nicht selbstverständlich ist, ist ein solcher Tag ein klares Bekenntnis für ein offenes und demokratisches Miteinander in unserem Bensheim“, stellt die Ratshauschefin klar.

Zur Veranstaltung: Am 26. Juli findet in Bensheim erstmals ein Christopher Street Day an der Bergstraße statt. Von 14 bis 19 Uhr verwandelt sich der Beauner Platz in einen bunten Treffpunkt für Vielfalt, Akzeptanz und die Rechte der LSBTQIA+-Community. Die Veranstaltung, initiiert von der Linksjugend [‚solid] Bergstraße und unterstützt von zahlreichen Vereinen, Initiativen und der Stadt selbst, verzichtet bewusst auf eine Parade und setzt stattdessen auf ein offenes Programm mit Musik- und Redebeiträgen. Die Organisatorinnen und Organisatoren betonten im Gespräch mit der Redaktion die besondere Bedeutung des CSD für den ländlichen Raum: Queeres Leben solle auch abseits der Großstädte sichtbar werden, um Isolation zu durchbrechen und Solidarität zu fördern.

Gerade angesichts zunehmender queerfeindlicher Tendenzen versteht das Team die Veranstaltung als politischen Akt, der zeigt, dass Hass nicht die lauteste Stimme bleiben darf. Ziel sei es, einen sicheren Raum zu schaffen, in dem Menschen sich begegnen und zeigen können, dass Vielfalt auch an der Bergstraße selbstverständlich ist. Langfristig hoffen die Organisierenden, dass der CSD ein Bewusstsein für die Rechte und Bedürfnisse queerer Menschen in der Region stärkt und Akzeptanz im Alltag fest verankert. Und immerhin: Im Netz gab es für die Veranstaltung nicht nur Kritik, viele Menschen teilten unter dem Beitrag ihre Freude, unter anderem mit bunten Herzen.