Demonstration

Buntes Bensheim: Erster CSD der Bergstraße am 26. Juli 2025

Vio Izadi - eine der Organisatorinnen - erklärt im Gespräch, warum gerade jetzt Solidarität mit queeren Menschen so wichtig ist - besonders im ländlichen Raum. Geplant sind Rede- und Musikbeiträge auf dem Beauner Platz.

Von 
Anna Meister
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Bensheim erstrahlt am 26. Juli in Regenbogenfarben: Dann findet dort der erste Christopher Street Day an der Bergstraße statt. Beginn ist um 14 Uhr auf dem Beauner Platz. © picture alliance/dpa

Bensheim. Bensheim erstrahlt am 26. Juli in Regenbogenfarben: Dann findet dort der erste Christopher Street Day (CSD) überhaupt an der Bergstraße statt. Damit macht sich das Organisationsteam stark für Vielfalt, Akzeptanz und die Rechte der LSBTQIA+-Gemeinschaft im ländlichen Raum – also Lesben, Schwulen, Bisexuellen, Transgender, queeren, intersexuellen und asexuellen Personen. „Es wird Zeit, dass queeres Leben auf dem Land sichtbarer wird, genau dort, wo die Menschen auch leben“, erklärt Mitorganisatorin Vio Izadi im Gespräch mit der BA-Redaktion.

Von 14 bis 19 Uhr findet der CSD auf dem Beauner Platz statt. Ohne Parade, aber mit Musik, Redebeiträgen und vor allem mit einer klaren Botschaft: Sichtbarkeit, Solidarität – und Mut. Angestoßen wurde der Veranstaltung von der Linksjugend [‚solid] Bergstraße, mittlerweile haben sich zahlreiche weitere Initiativen und Vereine angeschlossen. Warum es gerade jetzt einen CSD in Bensheim braucht – und warum das auf dem Land mehr als nur ein Zeichen ist – führt Izadi im Interview weiter aus.

Der erste CSD in Bensheim – warum jetzt, warum hier?

Vio Izadi: Die Idee kam ganz frisch auf, als wir uns im März in unserer neuen Konstellation bei der Linksjugend gefunden haben. Uns war schnell klar: Es braucht mehr Sichtbarkeit für queeres Leben an der Bergstraße – und wir wollen nicht länger darauf warten, sondern selbst aktiv werden. Bensheim hat sich angeboten: Es ist Schulstadt, es gibt bereits eine aktive queere Jugendgruppe und wir hatten von Anfang an das Gefühl, dass hier viele Türen offen stehen.

Ihr wagt euch an etwas heran, das es in dieser Form in der Region noch nie gab. Hattet ihr Zweifel?

Izadi: Klar, wir wollten erstmal vorsichtig anfangen. Es gibt keine Parade – bewusst. Wir wollten in diesem ersten Jahr schauen: Wie wird der CSD angenommen? Kommen Menschen? Wie reagiert das Umfeld? Die Resonanz hat uns dann ehrlich gesagt überwältigt. Vereine, Gruppen, Institutionen – viele haben sofort zugesagt und Unterstützung angeboten. Das zeigt, wie stark die Netzwerke hier schon sind. Und es macht Mut, weiterzumachen.

Was ist die zentrale Botschaft an diesem Tag?

Izadi: Wir wollen queeren Menschen zeigen: Ihr seid nicht allein – auch nicht auf dem Land. Ihr werdet gesehen, ihr werdet respektiert. Und gleichzeitig wollen wir die Menschen in der Region ermutigen, sich solidarisch zu zeigen. Es reicht manchmal schon, sichtbar an der Seite von queeren Menschen zu stehen, um ein deutliches Zeichen zu setzen: Wir sind mehr.

Wie wichtig ist es, gerade in kleineren Städten wie Bensheim, für Vielfalt einzustehen?

Izadi: Extrem wichtig. In Großstädten gibt es etablierte Szenen, Strukturen, Schutzräume. Aber auf dem Land fühlen sich viele queere Menschen isoliert. Wenn wir jetzt einen CSD in Bensheim machen, dann senden wir die Botschaft: Queeres Leben gehört auch hierher – und zwar ganz selbstverständlich. Es darf nicht davon abhängen, ob man in Berlin oder in einer Kleinstadt aufwächst, ob man Akzeptanz erlebt.

Gerade in Zeiten, in denen queerfeindliche Hetze wieder zunimmt, wirkt das fast wie ein politischer Akt.

Izadi: Das ist es auch. Der gesellschaftliche Rechtsruck macht auch vor queeren Themen nicht Halt. Umso wichtiger ist es, laut zu sein. Wir stehen für die Rechte queerer Menschen ein – anstatt Rechten das Feld zu überlassen. Hass darf nicht die lauteste Stimme im Raum sein. Ein CSD in Bensheim zeigt: Wir weichen keinen Millimeter zurück.

Wer unterstützt die Veranstaltung am 26. Juli?

Izadi: Die Stadt Bensheim selbst unterstützt den CSD – das ist ein wichtiges Zeichen. Daneben sind die ‚Omas gegen Rechts‘ Bergstraße dabei, der Verein Fabian Salars Erbe, das Demokratiebündnis ‚Lorsch bleibt stabil‘ und das Bündnis für Demokratie und Zivilcourage Bergstraße, das Evangelische Dekanat und viele weitere. Auch die Bergsträßer Jusos haben sich angeschlossen. Das zeigt: Zivilgesellschaft funktioniert – und sie ist bereit, queere Menschen zu schützen.

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Was erwartet die Besucherinnen und Besucher des CSD?

Izadi: Wir haben ein offenes, niederschwelliges Programm geplant – ohne überladene Bühne, aber mit Herz. Redebeiträge wechseln sich mit Musik ab, alles sehr locker gehalten. Wir wollen einen Raum schaffen, in dem sich Menschen begegnen, austauschen und einfach da sein können – sichtbar, willkommen, sicher. Wer mitwirken will, musikalisch oder mit einem Redebeitrag, kann sich übrigens gerne noch bei uns melden.

Was wünscht ihr euch für die Zeit nach dem CSD?

Izadi: Dass queere Menschen in Bensheim und an der Bergstraße noch stärker erleben: Ich kann hier sein, wie ich bin – und werde trotzdem respektiert. Und dass sich auch in der Kommunalpolitik langfristig zeigt, dass Vielfalt hier nicht nur geduldet, sondern geschätzt wird. Wir hoffen, dass unser CSD diese - in unseren Augen - Selbstverständlichkeit weiter unterstreicht.

Info: Wer sich mit Wort- oder Musikbeiträgen an der Veranstaltung beteiligen möchte, kann sich per E-Mail an die Bergsträßer Linksjugend [‚solid] wenden: basisgruppe-bergstrasse@hl.linksjugend-solid.de

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