Bensheim. Bravo und Eijo: Auch mit 88 Jahren kann die BKG das Bürgerhaus zum Beben bringen und dem närrischen Publikum einen tollen Abend bescheren. 8 mal 11 Jahre ist ein ganz besonderes Narrenjubiläum, zu dem die Bensheimer Karneval-Gesellschaft es richtig krachen ließ und die Gäste feierten stimmungsvoll mit. Zwar war der große Saal nicht bis auf den letzten Platz gefüllt, doch für den einen oder anderen Spontan-Besucher war das ein Glück.
Wie etwa das junge Paar, das beim Italiener essen war und von dem bunten Treiben im Bürgerhaus angezogen wurde. Sie bekamen noch Karten und haben ihre Entscheidung nicht bereut: „Eine tolle Stimmung“, war am Rande einer Zigarettenpause zu hören.
Alle Generationen waren dabei
Das Geburtstagsprogramm bot einen gelungenen Mix aus Tanz, Gesang und Büttenreden mit einer großen Portion Lokalkolorit. Beteiligt waren alle Generationen von den Kleinsten im Kinderballett bis zu den Altgedienten wie „Die zwaa Batschkappe“ Roland Schuhmann und Peter Scheid. Einen perfekten Einstand gaben auch die neuen Akteure Richard Hartmann als Ritter Georg vom Marktplatz und Tobias Ritzert als Primär-Pädagoge.
Ein Altgedienter ist auch Sitzungspräsident Matthias Braun. Für ihn ist es bereits die 17. Kampagne, denn sein Start bei der BKG begann vor 23 Jahren bei den Landsknechten. Über das Showballett kam er auf die BKG-Bühne, seit 16 Jahren skizziert er mit ausgefeiltem Wortwitz das Bensheimer Geschehen und im vergangenen Jahr übernahm er von Hans Bang das Amt des Sitzungspräsidenten. Am Samstag setzte er dann noch eins drauf: bei der Zugabe der Präsidentengarde tanzte er mit und gab in perfekter Harmonie den männlichen Part. Das Publikum war begeistert.
Die Mitwirkenden auf und hinter der Bühne
- Garde-Solotanz: Sina Meyer; Training: Angelina Jorias
- Tillgarde: Felicitas Borger, Stacy Aileen Brown, Samira Ben Nasr, Clara März, Lina Marie Kaltenbach, Kimberly Schmich; Training: Angelina Jorias, Sina Meyer
- Kinderballett: Lena Berberich, Hagen Blumenschein, Isabelle Daub, Hanna und Helena Fertig, Lina Hoffmann, Annabelle Karij, Wilma Rottmann, Lias Schärer, Luisa Sonnenschein, Paul Zimmermann; Training und Betreuung: Helen Jäger, Lisa Rösicke
- Präsidentengarde: Michelle Bormuth, Stefanie Koep, Ricarda Ochs, Patricia Plomer, Selina Rode, Lisa Rösicke, Jacqueline Roth, Lea Trautmann; Training und Betreuung: Miriam Karij, Jenny Schärer, Michelle Rechlin, Lea Trautmann
- Landsknechte: Michael Arnold, Dominik Frank, Philipp Hahl, Julian Meixner, Manuel und Mathieu Ochs, Torben Schütz, Lars Zehnbauer; Gruppenleiter: Lars Zehnbauer
- Männerballett: Marcel Becker, Luca Bravin, Jonas Brückner, Adrian Hill, Felix Knapp, Peter Ohlemüller, Benjamin Ottiger, Daniel Rösicke, Maximilian Scharf, Joachim Wollny, Lars Zehnbauer, Sebastian Meyer; Betreuung: Carolina Wolf, Lars Zehnbauer; Training: Selina Rode, Shania Schäfer
- Showballett: Marie Arzberger ,Katharina Brell, Anna Bretthauer, Judith Grohrock, Sabrina Hoffmann, Michelle Nickels, Selina Rode, Anna Schmitt, Lea Trautmann, Julia Welz, Joachim Wollny; Leitung: Johanna Brell, Betreuung: Katharina Brell, Patricia Plomer, Jaqueline Roth
- Voices: Martin Frank, Yvonne Jung, Heidi Kirsch, Petra Petermann, Jens Zimmermann; Musik: Thomas Röth, Texte: Gemeinschaftsproduktion , Organisation: Petra Petermann
- Zwaa Batschkappe: Roland Schuhmann und Peter Scheid
- Elferrat: Hans Bang, Carsten Daub, Bernd Emig, Thomas Freitag, Helmut Gebhardi, Claudia und Rainer Grüll, Arno Gutsche, Bernd Hofmann, Roger Jährling, Angelina und Pascal Jorias, Simone Männl, Sina Meyer, Kay Ohle, Uwe Petermann, Daniel Rösicke, Jürgen Schröder, Renate Schütz, Armin Schwenda, Dr. Eric und Hero Tjarks, Christine Trautmann, Achim Wagner, Michael Zehnbauer, Sabrina Zimmermann
- Sitzungspräsident: Matthias Braun
- Wagen- und Bühnenbau: Hans Bang, Luca Bravin, Bernd Emig, Helmut und Torsten Gebhardi, Rainer Grüll, Bernd Hofmann, Roger Jährling, Kay Ohle, Uwe Petermann, Daniel , Lisa und Werner Rösicke, Jürgen Schröder, Armin Schwenda, Achim Wagner, Carolina Wolf , Lars, Michael und Vroni Zehnbauer, Paul u. Jens Zimmermann; Leitung: Michael Zehnbauer
- Büttenredner: Matthias Braun, Sabine Emig, Prof. Richard Hartmann, Sabrina Hofmann und Sarah Keim, Peter Jeckel, Petra Petermann und Jürgen Schröder, Tobias Ritzert
- Homepage: Jens Schärer, Philipp Hahl
- Helfer: Barbara Noeske, Annette Wagner, Vroni Zehnbauer u.v.m.
- Vergnügungsausschuss: Christel Jährling, Achim Wagner
- Ordens- und Flyerentwurf: Simone Männl
- Maske: Claudia Grüll, Christel Jährling, Carolina Wolf
Als Schutzpatron der Stadt stand Richard Hartmann alias Ritter Georg auf dem Brunnen und sah auf die Stadt. Was er da sah, machte ihn ganz platt. Nach hinten wollte er erst gar nicht blicken und auch zu den Häusern 2 und 3 schaute er lieber vorbei. Er sah die leere Stadtkasse, warnte vor dem Aufgehen der braunen Saat, hatte ebenso die schönen Aspekte der Stadt mit Winzerfest und Jazz-Festival im Blick.
Auch über die Stadtgrenzen hinaus schaute Ritter Georg. Auf die grün-gelb-rote Ampel („steht auf der Bremse und scholzt alles ab“), die jetzt schwarz sei, denn der Strom sei verbraucht, auf die Bahn, mit der man zwar ankomme – aber die Frage sei wann und auch über den großen Teich ging sein Blick.
Als Till vun Bensem hatte auch Matthias Braun das fehlende Geld auf seiner Agenda. Die Kommune sei wild am Pokern, doch das Spiel sei perdu, „rien ne va plus“. Er verwies auf die Weisheit der Alten, dass man einen Euro nur einmal ausgeben kann und empfahl einen Großmutter-Beirat für die Stadt.
Ein Ausflug in die Welt des Kindergartens
Mit Blick auf die Personalie im Baudezernat nahm er sich die CDU vor, denn in ihr stecke das „DU“ – das klingt nach Herzlichkeit im Nu. Doch in der Politik gebe es auch Seitenhiebe und schon werde aus CDU CSIE. Mit spitzer Feder thematisiert wurde von ihm das Hick-Hack um einen Standort für die Bibliothek. Jetzt ginge es auch klein und fein, sprach der Protokoller von der Hepprumisierung der Stadt.
Sabine Emig als Cordula Geschwätzig nahm sich die Widrigkeiten des ersten Urlaubs mit einem Wohnmobil an den Gardasee vor. Auch wenn sie total verstochen und nach Spinnenbesuch wegen des nicht genutzten Insektengitters viel lieber in ein Hotel gegangen wäre, blieb Ehemann Willi hart („wir campen durch“). Auch der Ausflug in die Altstadt von Verona mit „etwas, was größer ist, als ein Fiat 500“ war eher kontraproduktiv. Doch letztlich erkannte auch sie, dass in netter Gesellschaft auf dem Campingplatz dennoch ein entspannter Urlaub mit Schlapperhose und Bensem-Jacke war.
Einen köstlichen Ausflug in die Welt des Kindergartens ermöglichte Tobias Ritzert als Primär-Pädagoge. Als Verkäufer im Sportgeschäft am Neumarkt hatte er keine Lust mehr und schulte auf Erzieher um. Nach Praktikum und drei Jahren Schule („den Beruf muss man lernen“) startete er seine Pädagogen-Laufbahn in einer Bensheimer Kita. Beim Kinderfasching kamen die Kleinen nicht mehr wie früher als Indianer oder Prinzessin, sondern als Bumblebee oder Influencerin.
Auf die Herausforderung, dass ein Kind den Flur und nicht die Toilette benutzt, sei er in der Schule nicht vorbereitet worden. In einer Therapie habe er dieses Erlebnis mit einem Bild verarbeitet. Auch wenn dies ausschließlich von brauner Farbe geprägt war, sei Bensheim bunt und nicht braun.
Seine ganz speziellen Zaubertricks präsentierte das Influencer-Paar Tracy und Schorschi alias Sabrina Hofmann und Sarah Keim. Sabrina las vollbusige posende Tracy und Sarah als eher gebrechlicher Magier Schorschi („er kann ausziehen was er will, da steht nix“), die in ihren mentalen Trick auch Landrat Engelhardt einbezogen.
Petra Petermann und Jürgen Schröder präsentierten sich als zwei Bensemer Leit, in einer Wanne und wollen etwas Badespaß genießen, den man sich leisten kann, nachdem das Bensheimer Schwimmbad so teuer geworden ist. Allerdings handelte es sich bei der Wanne um einen Energiesparpool, der keine Blasen machte. Das sei aber noch besser, als die ganzen Seifenblasen, die nach dem Wahlsonntag alle platzen. Ganz erstaunt waren sie, als sie oben auf der Bühne tatsächlich noch bedient wurden.
Begeisterungsstürme beim Publikum entfachte das Männerballett
Eine umjubelte Performance zeigten auch die verschiedenen Tanzgruppen, wobei der Tillgarde ein besonderer Respekt zu zollen war. Trotz einer krankheitsbedingten Halbierung boten die drei verbliebenen Tänzerinnen eine perfekte Show.
Das zwölfköpfige Kinderballett, laut Sitzungspräsident „die aktivste Gruppe, die überall dabei ist“, war auf Seeräuberfahrt und präsentierten in Piratenkluft und mit Säbeln eine furiose Darbietung. Darunter auch Annabelle Karij, die am Samstag ihren 7. Geburtstag hatte.
Begeisterungsstürme beim Publikum entfachten das Männerballett in bunter Arbeitskluft wie Bob der Baumeister, die Präsidentengarde, die mit irischer Musik einen Hauch von der grünen Insel verbreiteten und das grandiose Showballett.
Seit zwölf Jahren dabei ist auch das Tanzmariechen, das bei der BKG ein „Sinaichen“ ist, so Sitzungspräsident Braun. Auch am Samstag begeisterte sie wieder mit ihrem rasanten Mix aus Sprüngen, Spagaten und Brücken.
Eine feste Stimmungsbank bei der BKG sind beiden Straßenfastnachtsfreunde Jens & Martin, die schon bei der Kampagneneröffnung einen Vorgeschmack auf die Saison gaben und auch am Samstag in Lederhosen das Publikum in bestgelaunte Betriebstemperatur brachten.
Keinesfalls fehlen dürfen bei der BKG Roland Schuhmann und Peter Scheid als „Die zwaa Batschkappe“. Mit Gitarre und Koarschdlerbass setzen sie mit Wort und Gesang aktuelle Themen um. Da hat der eine Bensemer sein Gehirn abgeschaltet und nutzt jetzt KI, die aber viel Strom verbraucht, weswegen er ein Solarmodul auf seiner Kapp‘ installiert hat. Der Klimawandel wird thematisiert, die Bahn („es fährt kein Zug nach nirgendwo“) und gesperrte oder zusammengebrochene Brücken. Aber die Mittelbrücke ist noch ganz in Ordnung, denn nur die alten Sachen bleiben lange stehen.
Ein Hauch von Bella Italia verströmten die BKG-Voices vor Beginn der Sitzungspause. Als Austauschköche aus Riva kamen sie auf die Bühne und interpretierten bekannte italienische Songs mit deutschen Texten. Statt Felicitá gab es Kartoffelsalat und aus Azzurro wurde „ein vino“ – perfekt zum Mitsingen. Traditionell leiten die Voices auch das Finale ein und das wurde am Samstagabend für ein gemeinsames Geburtstagsständchen zum 88. Geburtstag genutzt.
Bensemer, aber auch deren Gäste, die das stimmungsvolle Feuerwerk am Samstag nicht erleben konnten, haben am kommenden Samstag (22.) eine zweite und letzte Chance. Noch gibt es bei der Touristinformation Restkarten für die Elferratssitzung im Bürgerhaus. Beginn ist um 19.31 Uhr.
Gastgeber ist die BKG aber auch am Rosenmontag (3. März), wenn zur Kinderfastnachts-Party ins Kolpinghaus eingeladen wird. Beginn ist um 14.31 Uhr. Infos und Tickets auch auf www.tillvunbensem.de
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