Bensheim. Die 82 aktiven Einsatzkräfte der Feuerwehr Bensheim-Mitte wurden im vergangenen Jahr zu 301 Einsätzen gerufen, retteten 115 Personen aus gefährlichen Situationen und waren dabei – inklusive des Waldbrandeinsatzes in Münster mit 240 Stunden – 2840 Stunden im Einsatz.
Umgerechnet sind das 118 24-Stunden-Tage oder unter Zugrundelegung eines 8-Stunden-Tages mehr als ein Jahr für einen Arbeitnehmer mit einem Durchschnittseinkommen von knapp 50 000 Euro.
Zeitaufwendiges Ehrenamt
Der Vergleich hinkt, denn mit einer Person allein lässt sich kein Feuer löschen oder Menschen aus Zwangs- und Notlagen befreien und die Einsatzkräfte der Feuerwehr bekommen kein Geld, sondern stellen im Ehrenamt ihre Zeit zur Verfügung – auch nachts, wenn sich der Normalbürger im Bett erholt.
Der letzte Jahresbericht von Wehrführer Hans Förg bei der Jahreshauptversammlung am vergangenen Freitag, aber auch der Dank von Rathauschefin Christine Klein und Parlamentschefin Christine Deppert machten einmal mehr deutlich, wie wertvoll das Engagement und die Einsatzbereitschaft der freiwilligen Helferinnen und Helfer ist. Deutlich wurde aber auch, dass es immer schwieriger wird, Personen zu finden, die neben dieser Einsatzbereitschaft auch noch die Möglichkeit haben, zusätzliche Aufgaben mit der Übernahme eines verantwortungsvollen Amtes zu übernehmen.
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Denn neben dem zeitaufwendigen Ehrenamt haben die Einsatzkräfte auch einen Beruf, in dem sie zunehmend gefordert werden und die Familie ist ja auch noch da. Da müssen sich verantwortungsvolle Kommunalpolitiker, die eine funktionierende Sicherheitsarchitektur ihrer Stadt sicherstellen müssen, die Frage stellen, wie lange das mit dem Ehrenamt und den einzigen drei hauptamtlichen Feuerwehrkräften am Stützpunkt in Bensheim noch so funktioniert.
Hier stellt sich dann auch die Frage des Geldes, dessen Verfügbarkeit auch in Bensheim endlich ist. Im aktuellen Haushalt stellt die Stadt knapp 1,4 Millionen Euro für die zehn Bensheimer Feuerwehren zur Verfügung, wie von Bürgermeisterin Christine Klein aufgelistet wurde. Doch das ist nur ein Bruchteil dessen, was eine Berufsfeuerwehr kosten würde.
Unterstützung der Bevölkerung im Ernstfall
Ein weiterer Aspekt ist die Unterstützung der Bevölkerung, die erwartet, dass im Ernstfall schnell geholfen wird. Die sich hier ergebenden Zahlen sind aber erschreckend. Laut dem Stadtteilmonitoring (2020) leben in der Bensheimer Kernstadt über 24 000 Menschen, von denen über 14 000 im erwerbsfähigen Alter sind. Von letzteren sind es aber nur knapp zwei Prozent (278 fördernde Mitglieder), die den Einsatz der freiwilligen Helferinnen und Helfer mit ihrem Mitgliedsbeitrag (zwölf Euro im Jahr) unterstützen.
In den meisten Fällen ist diese fehlende Unterstützung nur Gedankenlosigkeit, der am Freitagabend von Bürgermeisterin Klein aber auf die Sprünge geholfen wurde. Am Ende der Versammlung gab es immerhin vier neue Förderer, die den Mitgliedsantrag ausfüllten.
Noch macht der größte Anteil der Einnahmen aber der Anteil an Vergütungen für erbrachte technische Hilfeleistungen und durch Brandmeldeanlagen (BMA) ausgelöste Einsätze aus, wobei letztere laut Rechner Daniel Vacante im vergangenen Jahr gesunken sind.
Auch ungewöhnliche Einsätze waren dabei
Auch die Spendenbereitschaft habe gegenüber dem Vorjahr nachgelassen. Eine ausgesprochene „Talfahrt“ habe es beispielsweise im August gegeben, in dem es keine Einsätze durch BMAs und kaum Hilfeleistungen gegeben habe. Dennoch gab es relativ hohe Ausgaben für die weitere Ausstattung der Rettungswache, Vereinskleidung und das Sommerfest, was den Kassenbestand am Ende des Jahres schmälerte. Allerdings zeigte sich Vacante davon überzeugt, dass sich der wieder erholen werde.
Von „beeindruckenden Zahlen“, die vermutlich die höchsten im Kreisgebiet seien, sprach auch Kreisbrandmeister Klaus Reiber, der sich an seinen ersten in Bensheim absolvierten Grundlehrgang erinnerte und allen seinen Respekt für die erbrachte Leistung ausdrückte.
Katastrophenschutz ausbauen als Ziel
Stadtbrandinspektor Jens-Peter Karn dankte ebenfalls allen Aktiven in der Einsatzabteilung, der Jugendwehr, der Alters- und Ehrenabteilung sowie der Oldtimergruppe und allen, die sich in den verschiedenen Arbeitsgruppen der Feuerwehr engagierten.
Neben dem üblichen Tagesgeschäft erinnerte er außerdem an ungewöhnliche Einsätze, wie beispielsweise an der beschädigten Fußgängerbrücke an der Weststadthalle. Auch die Intensivierung beim Ausbau des Katastrophenschutzes, von dessen Notwendigkeit man innerhalb kürzester Zeit eingeholt worden sei, wurde von ihm erwähnt.
Jürgen Ritz, der sein Amt des stellvertretender Wehrführers abgab, dankte dem scheidenden Wehrführer Hans Förg für die vergangenen 15 Jahre, in denen er gemeinsam mit ihm an der Spitze der Feuerwehr Bensheim-Mitte gestanden habe.
Er verwies auf das Silberne und Goldene Brandschutzehrenzeichen, mit dem das Engagement von Förg in der Vergangenheit gewürdigt worden war, ebenso auf die Ehrung der befreundeten Wehren aus den Partnerstädten Beaune und Klodzko.
Besetzung von Ämtern bereitet Probleme
Auch der Stadtbrandinspektor dankte den scheidenden Vorstandsmitgliedern, von denen jeder genug zu tun hatte. Als stellvertretenden Stadtbrandinspektor habe er Jürgen Ritz aber noch „an der kurzen Leine“, so Karn, der auf die Problematik bei der Besetzung von Ämtern verwies.
Seinen zweiten stellvertretenden Stadtbrandinspektor Thomas Strößinger hatte Karn entschuldigt, da er Dienst auf dem Flughafen habe.
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