Bensheim. Die Bensheimer Feuerwehr erhält einen Neuzugang für den Fuhrpark. Allerdings wird es noch mindestens eineinhalb Jahre dauern, bis der Gerätewagen Atemschutz am Stützpunkt vorfährt. Spätestens im Mai soll die Ausschreibung fertig sein, aktuell befinde man sich in der Projektierung, teilte Stadtbrandinspektor Jens-Peter Karn mit.
Rund 550 000 Euro müssen investiert werden. Das Land Hessen beteiligt sich an den Kosten mit 146 000 Euro aus Steuergeldern. Am Donnerstag überreichte Staatssekretär Stefan Sauer in Vertretung von Innenminister Peter Beuth den Förderbescheid. Der Kreis Bergstraße steuert 40 000 Euro bei.
Karn verwies auf die nach wie vor langen Lieferzeiten der Hersteller. Dass Aufträge künftig schneller abgearbeitet werden können, zeichnet sich nicht ab. Es könnte daher durchaus sein, dass die Feuerwehr noch länger auf ihren Gerätewagen warten muss.
Vorgänger seit 30 Jahren im Dienst
Bis zu seinem Eintreffen bleibt der knapp 30 Jahre alte Vorgänger, offiziell ein Gerätewagen Atem- und Strahlenschutz im Dienst. Der wird voraussichtlich verkauft, wenn seine Tage dann tatsächlich gezählt sind.
Der „Neue“ wird dann nur noch Atemschutzgeräte transportieren, jedoch kann nach Auskunft des Stadtbrandinspektors eine Teilbeladung für den Strahlenschutz übernommen werden. Im Prinzip fast alles wie früher, nur eben moderner. Wie bisher wird das Fahrzeug für den kompletten Kreis zuständig sein.
Die Stationierung in Bensheim hängt einerseits mit dem hohen Gefährdungspotenzial und der zentralen Lage zusammen, andererseits mit den personellen Ressourcen im Stützpunkt an der Robert-Bosch-Straße. Dort sind fünf hauptamtliche Kräfte tätig, die alle in der Lage sind, den Gerätewagen nach einem Einsatz wieder zeitnah zu bestücken. Das sei in sechs bis acht Stunden möglich, bei ehrenamtlichen Wehren könne das beispielsweise bei einer abendlichen Alarmierung nicht unbedingt vorausgesetzt werden, so Karn.
Neue Drehleiter kommt im Sommer
Die neue Drehleiter der Bensheimer Feuerwehr soll nach Auskunft von Stadtbrandinspektor Jens-Peter Karn voraussichtlich im Juni ausgeliefert werden. Sofort in Dienst gestellt wird sie aber nicht, weil zunächst Schulungen für die Feuerwehrmänner anstehen.
Rund 980 000 Euro kostet die Neuanschaffung, die als Ersatz für den Vorgänger aus dem Jahr 1996 dringend benötig wird. Für das Modell sind Ersatzteile kaum noch erhältlich, es entspricht darüber hinaus nicht mehr den Anforderungen an eine moderne Feuerwehr.
Bei den Brandbekämpfern ist erneut eine Spendenanfrage aus der Ukraine eingegangen. Dieses Mal bitten die Kameraden aus dem vom Krieg zerrütteten Land um Material. Der Bitte kommt man in Bensheim wie immer selbstredend nach.
Im Herbst 2022 hatte die Feuerwehr Auerbach bereits ein ausgemustertes, aber runderneuertes und gut ausgestattetes Tanklöschfahrzeug der Berufsfeuerwehr von Khmelnytziy im Südwesten der Ukraine zur Verfügung gestellt. dr
Mit dem neuen Fahrzeug geht eine komplette Umstellung bei den Atemschutzgeräten auf Überdrucktechnik einher. Das soll nun flächendeckend geschehen „und ist schon eine große Sache. Da kommt viel auf uns und die Stadt zu“, bestätigte der Stadtbrandinspektor. Im kommenden Gerätewagen werden 24 Geräte plus vier Langzeitatmer Platz finden, hinzu kommen 24 Ersatzflaschen zum Austausch bei langen Einsätzen.
„Der Förderbescheid des Ministeriums des Innern und für Sport ergänzt unsere kontinuierliche Stärkung des Brand- und Katastrophenschutzes in Bensheim. Mit den Investitionen von Stadt und Land tragen wir maßgeblich zur professionellen Ausstattung unserer Feuerwehr bei. Damit würdigen wir auch die Arbeit der vielen ehrenamtlich aktiven Feuerwehrleute, die täglich einen unersetzlichen Beitrag für den Brand- und Katastrophenschutz leisten“, erklärte Bürgermeisterin Christine Klein.
2,2 Millionen im Haushalt
Sie sei dankbar, dass sich 360 Aktive im Stadtgebiet einsetzen und für Sicherheit sorgen. Sie sei außerdem stolz auf die Entwicklung der Feuerwehr und das Zusammengehörigkeitsgefühl. Sie stünden füreinander ein, egal, ob sie aus der Kernstadt oder den Stadtteilen kommen.
Im Haushalt gebe man „horrende Summen“ aus für den Brand- und Katastrophenschutz, was die Rathauschefin für sehr gut angelegtes Geld hält. Auch die Stadtverordnetenversammlung stehe hinter den Ausgaben.
Der Punkt Bereitstellung von Gebäuden (sprich Sanierungen, Instandhaltungen) im Bereich der Feuerwehren summiere sich in diesem Jahr auf 670 000 Euro, für Ersatzbeschaffungen seien 600 000 Euro, für Fahrzeuge und Geräte etwas mehr als eine Million Euro vorgesehen – unterm Strich mache das über 2,2 Millionen Euro aus. Für den Katastrophenschutz seien in den Haushalten 2022 und 2023 1,058 Millionen Euro reserviert. „Wir investierten massiv in diesen Bereichen“, so Klein.
Hochprofessionelle Feuerwehr
Kreisbeigeordneter Matthias Schimpf bedankte sich beim Land für die zielführende und stetig steigende Förderung des Brandschutzes. Pro Kreis unterstütze das Land die Anschaffung eines Gerätewagens Atemschutz. Die Stationierung in Bensheim sei sinnvoll, nicht nur wegen des Gefährdungspotenzials, sondern auch, weil es in der größten Stadt des Kreises eine hochprofessionelle Feuerwehr gebe. Der Kreis selbst stocke personell bei der Gefahrenabwehr ebenfalls auf.
Schimpf erinnerte darüber hinaus an die 90 Wehren im Kreisgebiet mit mehr als 3000 ehrenamtlich Aktiven, „die rund um die Uhr unterwegs sind zum Wohl ihrer Mitmenschen“. Den Einsatzkräften gelte es Danke zu sagen für ihre geleistete und künftige Arbeit. Den Zuschuss des Kreises bezeichnete er als „bescheidenen Beitrag“, um augenzwinkernd Richtung Bürgermeisterin anzufügen, „dass wir immerhin nicht die Kreisumlage erhöht haben“.
Für Staatssekretär Sauer war die Fahrt nach Bensheim kein Trip ins Unbekannte. Bereits im Januar 2022 war er im Stützpunkt, um einen Förderbescheid in Höhe von 180 000 Euro für die neue Drehleiter weiterzureichen. Einen Automatismus könne man daraus aber nicht ableiten, 2024 werde er – Stand jetzt – nicht mit finanzieller Unterstützung im Gepäck vorbeischauen.
Lob und Anerkennung
Sauer stellte bei seiner kleinen Ansprache das finanzielle Engagement der Landesregierung für den Brandschutz in den Vordergrund, verbunden mit Lob und Anerkennung für die hohe Leistungs- und Einsatzbereitschaft der Kameraden.
„Die Landesregierung unterstützt den Brandschutz in Hessen mit Rekordmitteln. Der ehrenamtliche Einsatz im Brandschutz ist für das Land von unschätzbarem Wert, weshalb bis 2024 die Garantiesumme für den Brandschutz auf 45 Millionen Euro weiter erhöht werden soll. Damit können wir den Feuerwehren jene Einsatztechnik zur Verfügung stellen, die für eine moderne Brandbekämpfung in unseren hessischen Städten und Gemeinden benötigt wird.“
Am Ende seien es aber die Feuerwehrfrauen und -männer, die mit einer „unglaublich hohen Eigenmotivation und Hilfsbereitschaft“ den Menschen vor Ort und in der Not Hilfe leisten. Im Bereich des Brandschutzes stehen in Hessen mehr als 70 000 ehrenamtliche Einsatzkräfte in etwa 2500 Feuerwehren zum Schutz der Bürger bereit.
Allein in Bensheim sind es bekanntlich zehn Feuerwehren, die im vergangenen Jahr 11 000 Arbeitsstunden geleistet haben – eine Verdoppelung gegenüber 2021, als aufgrund der Corona-Pandemie Lehrgänge, Schulungen und Übungen nicht im üblichen Umfang abgehalten werden konnten.
URL dieses Artikels:
https://www.bergstraesser-anzeiger.de/orte/bensheim_artikel,-bensheim-bensheimer-feuerwehr-bekommt-neuen-geraetewagen-atemschutz-_arid,2037516.html
Links in diesem Artikel:
[1] https://www.bergstraesser-anzeiger.de/orte/bensheim.html