Bensheim. Die Begleitband macht den Auftakt. Lässig leiten die drei Italiener, Gitarrist Cesare Nolli, Bassist Paolo Legramandi und Schlagzeuger Nik Taccori den Abend ein, bevor der Meister auf die Bühne tritt. Big Daddy Wilson beherrscht im Musiktheater „Rex“ mit seiner Ausstrahlung sofort den Saal, als er zum zweiten Song startet. Im Gepäck hat er ein Best-of aus Blues und Soul, überwiegend aus der eigenen Feder.
Der als Adam Wilson Blount 1960 in North Carolina geborene steht bereit seit Jugendjahren auf der Bühne. Mit einer Deutschen verheiratet, wohnt er schon etliche Jahrzehnte in der Nähe von Bremen und tourt in regelmäßigen Abständen durch die Republik. Dabei hat er eine ansehnliche Zahl von Fans angesammelt.
Lässig steht der 63-Jährige im dunklen Zwirn auf der Bühne und spult routiniert sein Programm runter. Vor allem seine dunkle Soulstimme lässt vom ersten Ton an aufhorchen. Der Bariton dringt problemlos durch den ganzen Raum. Ihn auf Blues zu reduzieren, wäre aber viel zu kurz gegriffen. Denn auch Gospel, Soul oder Funk lassen sich in seinen Stücken erkennen.
„Plan B“ heißt die neue Scheibe, mit der der Amerikaner nun auch in der alten Güterhalle auf Tour ist. Entstanden ist sie mit „The Goosebumps Bros.“, wie sich seine italienische Begleittruppe nennt. Natürlich gibt es live einige Songs daraus zu hören, wie auch eine Auswahl von Klassikern aus dem breiten Repertoire von Big Daddy Wilsons Karriere.
Nolli, Legramandi und Taccori zeigen mehr als einmal ihre Klasse. Das fängt schon damit an, dass sie einen dreistimmigen Backgroundgesang abliefern, der den Songs viel Volumen gibt. Dazu kommt noch das sehr melodiöse Gitarrenspiel, das dem vielleicht manchmal melancholisch geprägten Blues eine freundlichere, fetzigere Facette gibt.
„Rise and shine“ oder „Relax and let it got“ von der neuen Scheibe, „Care for me“ oder „Shake me mama“ von älteren Veröffentlichungen zeigten die Klasse des Quartetts. Big Daddy ist auf der Bühne der perfekte Gentleman mit distinguiertem Fingerschnippen, der zwischendurch zum Luftholen seinen Leuten auch mal allein die Szene überlässt.
Dass seine neue Veröffentlichung „Plan B“ heißt, hat eine doppelte Bedeutung. Zum ist der Buchstabe auf den Namen bezogen, zum anderen darauf, dass es immer auch eine Alternative braucht. Denn die Stücke entstanden zum Großteil während der Corona-Pandemie und waren für eine rein digitale Veröffentlichung bestimmt.
Nach deren Ende schafften sie es nun – zum Glück – doch auf Vinyl und CD – und in Live-Auftritte. Womit, sagt der Entertainer, Plan B sogar besser ist als das eigentliche Vorhaben. Den Glauben stärken und die Fans zum Lächeln zu bringen nennt er als Motivation. Zweiteres hat er auf den jeden Fall geschafft.
Gut besuchtes Konzert
Mit seinem sonoren Organ und seiner angenehm unprätentiösen Art hat er die Besucher schnell im Griff. Die alte Güterhalle präsentiert sich an dem Abend gut besucht. Noch besser ist die Stimmung, was den Musiker ein ums andere Mal beeindruckt. Er wird bereits zwischen den einzelnen Stücken gefeiert.
Was in der gezeigten Bühnen-Kombi auch kein Wunder ist. Während Big Daddy den entspannten Künstler gibt, haut seine Band immer wieder sehr eingängige Töne raus und darf mehr aus sich herausgehen als der Chef. Was gerade Gitarrist Nolli immer wieder Zwischenapplaus einbringt. Ein angenehmer, gemütlicher Blues- und Soul-Abend mit sympathischen Künstlern.
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