Ukraine

Bergsträßer Vereine nehmen Ukraine-Spenden entgegen

Von 
Dirk Rosenberger
Lesedauer: 

Bensheim. Die polnische Stadt Chelm liegt auf einem Hügel, die ukrainische Grenze befindet sich 30 Kilometer entfernt quasi in Sichtweite. Viele Geflüchtete aus den Kriegsgebieten kommen zuerst dort an. Bei seiner ersten Hilfstour mit der Polizeigewerkschaft machte sich Jürgen Pfliegensdörfer ein Bild von der Lage, knüpfte Kontakte und lernte einheimische Helfer kennen.

Zurück an der Bergstraße rief der zweite Vorsitzende des Teams Bensheim der Tour der Hoffnung gemeinsam mit dem Verein Wir sind Bergstraße eine Spendenaktion ins Leben, die in kurzer Zeit Maßstäbe setzte (wir haben berichtet). Zwei bis unter die Decke beladene Lkw konnten unter anderem nach Chelm geschickt werden.

Kontaktpersonen getroffen

Am vergangenen Mittwoch brach Pfliegensdörfer in Begleitung von Romed Klein (ebenfalls Tour der Hoffnung) erneut nach Polen auf, die Firma Herbert hatte einen Lkw zur Verfügung gestellt, erweitert um einen Anhänger von Stefan Fey konnten weitere Güter abgeliefert werden.

Die Fahrt hatte jedoch einen weiteren Hintergrund. Die Vereine wollen künftig verstärkt den Menschen in der Ukraine direkt helfen. In dem Land selbst gibt es Millionen Binnenflüchtlinge, die in größeren Städten, bei Freunden oder Verwandten untergekommen sind. Die Versorgung, vor allem in den Krisengebieten, gestaltet sich aber nachvollziehbar schwierig. Für das Bensheimer Duo ging es deshalb darum, Verbindungen aufzubauen, um sicherzustellen, dass auch künftig an die richtigen Stellen geliefert werden kann. Das scheint gelungen.

Jürgen Pfliegensdörfer hat einen direkten Kontakt in die Ukraine über eine Lehrerin, die vor Ort die Unterstützung für das Nachbarland organisiert. „Alle Hilfsgüter werden in Chelm kontrolliert und extrem gut organisiert in einer großen Halle entgegengenommen, sortiert und entsprechend verteilt“, schreibt Pfliegensdörfer. Täglich gingen Transporte ab, außerdem engagieren sich Privatleute, die mit Sprinter vorfahren, das Material übernehmen und über die Grenze in die Städte und Gemeinden fahren.

Waren in die umkämpfte Stadt Odessa am Schwarzen Meer werden sogar direkt von Soldaten entgegengenommen und in Züge gepackt. Der Schienenverkehr in der Ukraine funktioniere noch, „das ist so ziemlich die einzige Infrastruktur, die noch nicht angegriffen und zerstört wurde“, berichtet der stellvertretende Vorsitzende. In Chelm habe sich die Flüchtlingssituation im Vergleich zu den ersten beiden Wochen entspannt.

Auffanglager zu einem Drittel belegt

Die drei Auffanglager seien nur noch zu einem Drittel belegt. Die Menschen blieben im Normalfall wenige Tage zur Erholung und organisieren sich selbst Unterkünfte in ganz Europa. Manche hielten sich auch in der Nähe auf, um wieder in die Heimat reisen zu können, sollte es möglich sein. Für die beiden Vereine bedeutet das: Sie können ihre Anstrengungen nun verstärkt auf die Menschen in der Ukraine konzentrieren und müssen nicht mehr zwingend in die Notunterkünfte liefern.

Einfacher macht das die ehrenamtliche Arbeit allerdings nicht. Die Liste der Dinge, die dringend benötigt werden, ist lang und stammt aus erster Hand. Wir sind Bergstraße und die Tour der Hoffnung nehmen deshalb am Mittwoch (30.) von 17 bis 18 Uhr sowie am Freitag (1.) zur gleichen Uhrzeit auf dem Gelände der Firma Sartorius (Elbinger Straße 12 in Bensheim) Sachspenden entgegen, um sie in der dortigen Halle zwischenzulagern.

Mehr zum Thema

Liveblog

Krieg in der Ukraine: Die aktuellen Ereignisse im Überblick

Veröffentlicht
Mehr erfahren
Spende

Bensheimer Feuerwehr hilft ukrainischen Kameraden

Veröffentlicht
Von
Dirk Rosenberger
Mehr erfahren
Migration

Städte und Gemeinden im Südwesten müssen Geflüchtete in Sporthallen unterbringen

Veröffentlicht
Von
Tatjana Bojic
Mehr erfahren

Wer an diesen Tagen oder zu der Uhrzeit nicht kann, soll sich mit den Verantwortlichen unter der Handynummer 0171/9517657 in Verbindung setzen, um eine individuelle Lösung zu besprechen.

Gebraucht werden unter anderem: Verbandsmaterial, Erste-Hilfe-Sets, Geschirr, Regenmäntel, Thermounterwäsche, Wasser mit und ohne Kohlensäure, Produkte mit langer Haltbarkeit, die nicht so schnell verderben wie Tee und Kaffee, Taschenlampen, Hygieneartikel, Matratzen, Ladekabel und Powerbanks für Handys. Medikamente werden nur nach vorheriger Rücksprache unter der oben genannten Handynummer entgegengenommen, teilte der Verein mit.

Für die Versorgung der Bevölkerung und von Geflüchteten ist unterm Strich wichtig, was bereits in den vergangenen Wochen gesammelt wurde – abgesehen von normaler Kleidung, die nicht benötigt wird. In Bensheim und Umgebung versuchen nun wieder Vorsitzende Bianca Scholz von Wir sind Bergstraße und ihr Team alle Hebel in Bewegung zu setzen, um eine Lieferung zusammenstellen zu können.

Angewiesen sind sie dabei wie gehabt auf die Unterstützung der Bevölkerung.

Freier Autor

Copyright © 2025 Bergsträßer Anzeiger