Spende

Bensheimer Feuerwehr hilft ukrainischen Kameraden

Von Bensheim aus haben sich kürzlich zwei Feuerwehrfahrzeuge auf den Weg in die ukrainische Stadt Khmelnytskyj gemacht. Das Tragkraftspritzenfahrzeug der Gronauer Wehr wurde gespendet, die Drehleiter musste gekauft werden.

Von 
Dirk Rosenberger
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Ein Fahrzeug der Feuerwehr Gronau und eine Drehleiter aus Mörfelden-Walldorf, die von den Vereinen Tour der Hoffnung und Wir sind Bergstraße über Spenden finanziert wurde, sind ab sofort in der Ukraine im Einsatz. Übergeben wurden beide Fahrzeuge am Stützpunkt der Bensheimer Feuerwehr. © Thomas Neu

Bensheim. Offiziell ist die ukrainische Stadt Khmelnytskyj keine Bensheimer Partnerstadt. Inoffiziell läuft aber längst über die Feuerwehren ein Patenschaftsprogramm, das zwar diesen Namen nicht trägt. Aber in der Praxis längst gelebt wird.

Aktuelles Beispiel: Am Stützpunkt in der Robert-Bosch-Straße nahm eine Delegation aus dem Kriegsgebiet das ehemalige Tragkraftspritzenfahrzeug der Feuerwehr Gronau in Empfang. Baujahr 1995, 15 000 Kilometer auf dem Tacho sowie einem Löschwasservorrat von 500 Litern an Bord – „und natürlich absolut einsatzbereit“, betonte Bürgermeisterin Christine Klein bei der Übergabe.

Es ist mittlerweile das dritte gespendete Fahrzeug, das sich aus Bensheim auf den Weg in die Ukraine macht. Vor einem Jahr beschloss der Magistrat die Weitergabe eines ausrangierten, aber runderneuerten Tanklöschfahrzeugs der Auerbacher Brandbekämpfer. Im Frühjahr folgte ein ausgemustertes Tanklöschfahrzeug der Werksfeuerwehr von Dentsply Sirona.

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Das Quartett vervollständigte am Samstag eine Drehleiter, jedoch nicht aus Bensheimer Beständen. Das Fahrzeug stand nach einer Neuanschaffung der Wehr von Mörfelden-Walldorf zum Verkauf. Die Vereine Wir sind Bergstraße und das Team Bensheim der Tour der Hoffnung, die als eingespieltes Doppel seit Beginn des russischen Angriffskriegs im ehrenamtlichen Dauereinsatz sind, konnten über Spenden die Finanzierung sicherstellen. „Wir brauchen das Fahrzeug nicht mehr und wollten es eigentlich zu einem Marktpreis verkaufen“, erklärte Bürgermeister Thomas Winkler in Bensheim.

Nun habe man es mit frischem TÜV ausgestattet und gebe es gerne zu einem Freundschaftspreis ab. Der beläuft sich auf 10 000 Euro. Die Friedensinitiative Mörfelden-Walldorf und der Rotary-Club Bensheim-Heppenheim brachten den Betrag auf.

„Wir bringen wieder einmal zügig ein Projekt zu Ende, das wir erst vor wenigen Tagen begonnen haben“, verwies Jürgen Pfliegensdörfer, zweiter Vorsitzender des Teams Bensheim, auf die Flexibilität und das Organisationstalent der beiden Vereine. Allerdings seien solche Vorhaben nur mit verlässlichen Partnern möglich, „die dann auch mal den Geldbeutel aufmachen“, bedankte er sich beim Rotary-Club und der Friedensinitiative, deren Gründerin Claire Linke ebenfalls vor Ort war. Sie rief die Initiative nach der Reaktorkatastrophe von Tschernobyl 1986 ins Leben.

Irina Driukova überreichte Bürgermeisterin Christine Klein als Dankeschön einen signierten Feuerwehrhelm aus Khmelnytskyj. © Thomas Neu

Pfliegensdörfer erinnerte weiterhin an die vielen Hilfstransporte von der Bergstraße ins Kriegsgebiet. Das zeige, was man alles bewegen kann, wenn man vertrauensvoll miteinander arbeite. „Wenn das nächste Projekt kommt, sagen wir nicht nein“, kündigte er eine Fortsetzung der Aktivitäten an. Der stellvertretende Vorsitzende dankte Bianca Scholz, der Vorsitzenden von Wir sind Bergstraße, für das gemeinsame Wirken im Dienst der guten Sache. In seine Dankesworte schloss er außerdem Peggy Matas vom Parkhotel Krone ein. Die Besitzerin des Traditionshauses ließ die Abordnung aus der Ukraine bereits zum dritten Mal ihrem Hotel wohnen und kümmerte sich auch um die Verköstigung.

Stefan Steinhoff vom Rotary-Club würdigte den Einsatz der Vereine und sprach von einer „tollen Idee. Da wollten wir unbedingt helfen.“ Da Geld kam zum Teil aus einem Benefiz-Tischtennisturnier in Kooperation mit dem VfR Fehlheim, den Rest steuerte der Förderverein direkt bei.

Bürgerschaftliches Engagement

„Die heutige Übergabe beider Fahrzeuge an die ukrainischen Kameradinnen und Kameraden zeigt, wie wichtig ein gemeinsames bürgerschaftliches Engagement ist, das hier sogar über die Stadtgrenzen hinaus wirkt,“ bedankte sich Bürgermeisterin Christine Klein bei allen Beteiligten.

Den Kontakt nach Khmelnytskyj hatte vor einem Jahr die Familie Finkenwirth aus Auerbach beziehungsweise deren Tochter Allegra hergestellt, die bei der Auerbacher Jugendfeuerwehr im Einsatz ist. Die Liebfrauenschülerin hatte von dem ehemaligen Au-pair-Mädchen der Familie, Anastaia Opalink, erfahren, dass die Feuerwehr in deren ukrainischen Heimat dringend ein Fahrzeug braucht.

So kam der Kontakt in die Stadt mit ihren 267 000 Einwohnern zustande. „Die erneute Übergabe ist auch Ausdruck dafür, dass der Kontakt von Bensheim in die Ukraine nachhaltig und kontinuierlich ist“, so Klein, die dabei die Unterstützung von Seiten des Bensheimer Magistrats unterstrich.

Für die Unterstützung aus Deutschland bedankte sich Ruslan Dadashov von der Berufsfeuerwehr Khmelnytskyj sehr herzlich. Es mache ihn stolz, dass sich so viele Menschen für sein Heimatland einsetzen. Wie dringend weitere Fahrzeuge benötigt werden, machte er ebenfalls deutlich. In der Region Khmelnytskyj leben 1,5 Millionen Menschen. Feuerwehrautos gebe es dort aber lediglich 15 – und die Lage vor Ort, etwa 280 Kilometer westlich von Kiew, ist nach wie vor extrem angespannt. Die Stadt werde immer wieder von russischen Raketen oder Drohnen attackiert.

Die beiden Neuzugänge für den ukrainischen Fuhrpark würde daher auch mehr oder weniger umgehend eingesetzt. Ausgebildet an der Drehleiter wurden die Ukrainer von Feuerwehrleuten aus Bensheim-Mitte, Auerbach und Gronau.

Die Gäste revanchierten sich mit kleinen Gastgeschenken. So erhielt Stadtbrandinspektor Jens-Peter Karn einen signierten Feuerwehrhelm und einen Rettungs-Stoffhund als Maskottchen. Bürgermeisterin Klein bekam unter anderem einen Schal überreicht.

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