Bensheim. Der frühe Vogel fängt den Wurm – das dachten sich vermutlich die Bergsträßer Gartenfreunde und stürmten gleich zu Beginn die auf dem Parkplatz neben dem Rathaus aufgebauten Angebote der Pflanzenbörse.
Privatgärtner und Blumenfreunde sowie der Obst- und Gartenbauverein mit seinem Kreisvorsitzenden Wolfgang Heeb und dem Bensheimer Vorsitzenden Steffen Mößinger hatten eine Fülle an jungen Pflänzchen mitgebracht, die gegen eine Spende, ein kleines Entgelt oder durch Tausch neue Besitzer fanden.
Newsletter "Guten Morgen Bergstraße"
Es war nach einem Jahr die zweite Pflanzenbörse in Bensheim, die erneut auf so große Resonanz stieß, dass viele Anbieter mangels Masse schon zur Halbzeit nach zwei Stunden ihre geleerten Tische wieder einpackten. Das größte Interesse fanden wieder die Nutzpflanzen von der Tomate bis zur Zitronenmelisse, aber auch Zierpflanzen waren im Angebot, wie beispielsweise die auch als „indisches Blumenrohr“ bezeichnete Canna.
Vor dem Frost ausgraben
Die Knollenpflanze, die mit ihren Blüten an eine Orchidee erinnert und deren Knolle vor dem Frost ausgegraben werden muss und zum Überwintern im Keller oder in der Garage aufbewahrt wird, kann im Frühjahr wieder eingepflanzt werden. Neben einer Fülle an Dahlien- oder Gladiolenknollen hatte Steffen Mößinger einige Canna-Knollen im Angebot.
Sein Kreisvorsitzender Wolfgang Heeb hatte ausschließlich Nutzpflanzen im Angebot, denn zu Zierpflanzen hat er eine ganz eigene Meinung: „Alles, was keine Früchte trägt, ist Unkraut“, so der Obst- und Gartenbaufreund mit dem Schalk im Nacken. Neben den verschiedenen Pflänzchen, die künftig das Gemüsebeet oder den Ziergarten bereichern sollen, war aber auch die Samenmischung der „Bensheimer Blühwiese“, die das städtische Team Klimaschutz, Umwelt und Energie kostenfrei abgab.
Eine große Rolle spielte in diesem Jahr aber auch das auf dem Hoffart-Gelände geplante Projekt „Urban Gardening“, über das Erste Stadträtin Nicole Rauber-Jung zu Beginn der Pflanzenbörse informierte. Denn nicht jeder Bürger hat einen eigenen Garten oder einen Balkon und auch die Parzellen in den Kleingartenanlagen sind begrenzt und die Wartelisten lang. Eine Möglichkeit, den eigenen grünen Daumen aktiv werden zu lassen und gleichzeitig die Lebens- und Aufenthaltsqualität in der Stadt zu verbessern, ist das städtische Projekt „Urban Gardening“ auf der Freifläche neben dem Parktheater.
65 Quadratmeter zum Gärtnern
Die Baudezernentin machte deutlich, dass es sich bei diesem Projekt um eine Interimslösung bis zu einer möglichen Bebauung der Freifläche und ein Experiment handelt. Vorgestellt wurde das von dem Heidelberger Planungsbüro GDLA erarbeitete Gestaltungskonzept, für das im Rahmen der Pflanzenbörse auch Vorschläge aus den Reihen der interessierten Besucher gesammelt wurden.
Für Auskünfte und den Austausch standen Anika Weber vom städtischen Team Gebäude und Freiflächen, Vertreterinnen des Planungsbüros sowie Nicole Rauber-Jung zur Verfügung. Mit der Vorbereitung der etwa 400 Quadratmeter großen Brachfläche soll mit dem Beginn des Herbstes begonnen werden, damit ab Frühjahr 2024 die Bepflanzung starten kann. Für das Urban Gardening stehen auf vier Beete verteilt rund 65 Quadratmeter zur Verfügung. Dazu kommen zwei vom Geo-Naturpark (vertreten durch Marcus Vogel) gesponserte Hochbeete.
Die restlichen rund 320 Quadratmeter sonstige Fläche dient wassergebunden als Aufstellfläche für Sitzgelegenheiten der unterschiedlichsten Art, Platz für kleinere kulturelle Veranstaltungen oder für weitere Hochbeete und Pflanzgefäße. Weitere Ideen wurden am Samstag gesammelt.
Deutlich machte die Erste Stadträtin aber auch, dass hier „kein Spielplatz“ und auch kein „zweiter Stadtpark“ entstehen soll. Für den Erfolg des Projektes ist aber auch die Mitwirkung der Bevölkerung wichtig, die bereit ist, als Paten der einzelnen Beete Verantwortung für „ihre“ Fläche zu übernehmen. Noch ist das Interesse an solchen Patenschaften eher verhalten, aber das könnte sich ändern, wenn es im Herbst mit dem Beginn der Arbeiten auf dem Hoffart-Gelände konkreter wird. Mögliche weitere Informationsangebote vor Ort könnten die Vorstellungskraft und das Interesse deutlich steigern.
Eine interessante Möglichkeit zeigt das Gestaltungskonzept auch mit der Begrünung/Bepflanzung der Theaterfassade, wofür bei der Pflanzenbörse auch ein neues Lorscher Projekt auf sich aufmerksam machte. Michael Müller von der Pflanzentheke GmbH stellte seine „vertikale Pflanzentheke“ vor, die aktuell auch auf der Bundesgartenschau in Mannheim zu sehen ist. Sie ist ein effizienter und umweltschonender Baustein für die lokale Versorgung mit Lebensmitteln auch auf engem Raum. Im kommenden Jahr soll das Modell von der Bundesgartenschau auf dem Hoffart-Gelände aufgestellt werden. Das Prinzip der Pflanzentheke passt genau in das Konzept des Vereins „Genial Regional“ von Brigitte Zimmermann-Petrullat, die mit ihrem Angebot unter dem Motto „Heimat entdecken, erhalten und gestalten“ das Bewusstsein für Landschaftspflege, Nachhaltigkeit und Regionales schärfen möchte.
Die Pflanzenbörse bot ihr Gelegenheit, auf ihr aktuelles Projekt mit saisonal-regionalen Kochkursen an der Heinrich-Metzendorf-Schule aufmerksam zu machen. Angesprochen sind Mitglieder und Lehrkräfte allgemeinbildender und beruflicher Schulen.
Start des Projektes ist Ende September mit dem Thema Kartoffeln und Kürbis, dem im kommenden Jahr drei weitere saisonale Module (Kraut und Rüben, Kräuter, Erdbeeren und Spargel, Salate und Grillbares) folgen werden.
Die Samen für mehr Grün in der Stadt sind also gelegt, jetzt müssen sie – auch mit Unterstützung der Bevölkerung – nur gehegt und zum Wachstum gefördert werden.
URL dieses Artikels:
https://www.bergstraesser-anzeiger.de/orte/bensheim_artikel,-bensheim-bensheimer-pflanzenboerse-ein-grosser-erfolg-_arid,2081489.html
Links in diesem Artikel:
[1] https://www.bergstraesser-anzeiger.de/orte/bensheim.html