Fehlheim. Die Pandemie lässt langsam die Zügel los. Und auch bei den Freiwilligen Feuerwehren kehrt langsam ein Stück Normalität ein. In Fehlheim offenbarte sich das am Samstag auch bei der Wahl des Versammlungsorts: erstmals seit langem wurde die Hauptversammlung wieder im Feuerwehrhaus statt in der offenen Fahrzeughalle abgehalten. Für Sascha Klein war es eine Premiere, der Anfang Juli als neuer Wehrführer und Vorsitzender auf Rüdiger Linder folgte, der nach 27 Jahren an der Doppelspitze nicht mehr kandidiert hatte.
Klein hatte überwiegend Positives zu berichten. Die Einsatzabteilung ist nach drei Abgängen und vier Neuzugängen leicht gewachsen und zählt aktuell 21 Aktive. Beim Blick in die Kinder- und Jugendabteilungen zeigt sich allerdings ein anhaltender Negativtrend. Der Nachwuchs schrumpft weiterhin.
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Die Jugendwehr (zehn bis 16 Jahre) hat sich von fünf auf jetzt zwei Mitglieder reduziert, auch bei den Löschfüchsen (sechs bis neun Jahre) sind nur noch zwei Kinder dabei. Inklusive der 181 Passiven zählt die Fehlheimer Wehr nun 210 Mitglieder. Klein hofft, dass auch die Basis bald wieder solider aufgestellt sein wird. Eine verstärkte Jugendwerbung soll dabei helfen. Zumindest die Nikolausaktion konnte im vergangenen Jahr wieder stattfinden, so Jugendwart Christian Friedrich, der nach der Corona-Stillzeit ab März 2022 insgesamt 15 Übungen und Unterrichte bilanziert.
Nach einem eher ruhigen Jahresbeginn nahm auch der übliche Wehr- und Vereinsbetrieb ab Frühjahr an Fahrt auf. Nach digitalen und hybriden Unterrichtsformaten ging man bald wieder zu regulären Treffen in Präsenz über, so Sascha Klein. Auch die regelmäßigen feuerwehrtechnischen Übungen mit den Nachbarn in Schwanheim und Langwaden wurden aufgenommen. Aufgrund der vermehrt jüngeren Neuzugänge in der aktiven Wehr kündigte Klein einen noch praxisorientierteren Unterricht an als bisher. Auch die Brandschutzerziehung in der Carl-Orff-Schule kann seit letztem Jahr wieder stattfinden.
Immer wieder "personelle Differenzen"
In 2022 wurde die Einsatzabteilung zu insgesamt sieben Einsätzen gerufen. Ein durchschnittlicher Wert im Stadtteil. Darunter zwei Brandeinsätze in Schwanheim und Langwaden und zwei technische Hilfeleistungen. Sascha Klein betonte, dass eine einsatzbereite Wehr für Fehlheim und Bensheim elementar sei. Dafür brauche es genügend Mitglieder, die sich für das Allgemeinwohl engagieren. Der Wehrführer sprach von einem relativ geringen Einsatz für den Einzelnen, aber einem gewaltigen Nutzen für die Stadtgesellschaft. Er dankte seinem Vorgänger Rüdiger Linder und seinem Stellvertreter Harald Friedrich für die gute Zusammenarbeit.
Knapp, aber kritisch äußerte sich Klein über die aktuelle Führungsriege der Bergsträßer Feuerwehren. Dass Kreisbrandinspektor Steffen Lutter der Sitzung nicht beiwohne, zeuge vom geringen Stellenwert, den die Kreis-Wehrspitze den Ortsteilfeuerwehren einräume. Lutter hat das Amt seit 2019 inne, seither soll es auf Kreisebene immer wieder zu personellen Differenzen gekommen sein. Erfreulicher war der Blick in die Kasse. Rechner Martin Mäncher betonte, dass die Mittel ausreichend seien, um notwendige Ersatzbeschaffungen zu finanzieren. Sobald der Förderbescheid des Landes Hessen vorliege, soll ein neues Fahrzeug nach Fehlheim rollen. Im Bensheimer Haushalt sind dafür bereits Mittel eingestellt.
Stadtbrandinspektor Jens-Peter Karn dankte den Kameraden für eine „hervorragende Arbeit in schwierigen Zeiten“. Der leichte Zuwachs in der Einsatzabteilung sei erfreulich. Durch eine kontinuierliche Stärkung des Brand- und Katastrophenschutzes in Bensheim und stete Investitionen von Stadt und Land trage man maßgeblich zur professionellen Ausstattung der Feuerwehr bei, so auch Bürgermeisterin Christine Klein.
Damit würdige man die Arbeit der vielen aktiven Feuerwehrleute, so Klein. Vielen Menschen sei noch immer nicht bewusst, dass es im Stadtgebiet keine Berufsfeuerwehr gibt, sondern alles auf ehrenamtlicher Basis passiere.
Dass in diesem Jahr rund 750 000 Euro in den Katastrophenschutz investiert werden, ist vor allem die Folge des Ukraine-Kriegs und der daraus resultierenden Energiekrise. Die Sicherheitslage sei wichtiger als je zuvor. „Es braucht weitere Hardware, um gewappnet zu sein“, so der Stadtbrandinspektor.
Ziel sei unter anderem, dass sämtliche Bensheimer Feuerwehrstandorte im Ernstfall autark agieren können. Darüber hinaus gehe es darum, dass bei einem Ausfall der öffentlichen Wärmeversorgung in der Heizperiode Räume mit Notstromaggregaten zur Verfügung stehen, die der Bevölkerung zeitlich begrenzt als sogenannte „Wärmeinseln“ eine beheizte Aufenthaltsmöglichkeit bieten.
Trauer um Jürgen Lang
Christine Klein betonte die Notwendigkeit einer engen Koordination mit den jeweiligen Ortsbeiräten. Bei der Stadt werde ein spezieller Verwaltungsstab eingerichtet, der sich schwerpunktmäßig solchen Themen widme. Worte des Dankes kamen auch von Ortsvorsteher Stefan Stötzel, der den Kameraden für das neue Jahr eine erfolgreiche Arbeit unter möglichst störungsfreien Rahmenbedingungen wünschte.
Betroffen zeigte sich Jens-Peter Karn vom Tod von Jürgen Lang. Der Oberlöschmeister (Jahrgang 1967) verstarb am 28. Dezember und war unter anderem Träger des Silbernen Brandschutzabzeichens am Bande. Seine Feuerwehrkarriere begann 1983. Im Jahr 1990 wurde er zum stellvertretenden Wehrführer und 1992 zum Wehrführer gewählt.
Von 2002 bis 2017 war er Linders Stellvertreter. Vor den anschließenden Beförderungen sagte Karn, dass sich der örtliche Feuerwehrnachwuchs an Langs Einsatz- und Hilfsbereitschaft ein Beispiel nehmen solle. Gemeinsam mit seinem Stellvertreter Jürgen Ritz übernahm er Lana Lee Berghöfer in die aktive Wehr. Taner Özpolat sowie die Brüder Tobias und Benedikt Jehlicka wurden zu Feuerwehrmännern befördert, Christian Friedrich und Rachid Arab zu Oberfeuerwehrmännern.
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