Bensheim. Der Bauausschuss hat – wie berichtet – den Vorentwurf des Bebauungsplans für zwei Sporthallen am Berliner Ring mehrheitlich befürwortet. Die TSV Auerbach und die SSG Bensheim treten bekanntlich als Bauherren auf. Die Bürgerinitiative „Rettet Bensheim“ will die Flächenversiegelung an dieser Stelle verhindern. In einer Pressemitteilung geht die BI auf die Entscheidung der städtischen Gremien ein, die es plötzlich sehr eilig hätten mit dem Festklopfen der planerischen Grundlagen für den Bau der zwei Hallen.
Am 29. November tagte der Ortsbeirat West in Präsenz. TSV-Präsident Kuch erhielt die Gelegenheit, seine Planungen zu präsentieren, während BI-Mitglieder sich mit Plätzen im Publikum hätten begnügen mussten; ihr Antrag, ebenfalls ihre Argumente vorzustellen, sei vom Ortsbeirat abgelehnt worden. Auch der am 2. Dezember tagende Bauausschuss habe seine Diskussion fast ausschließlich auf die Verkehrs- und Parkplatzsituation am Berliner Ring beschränkt.
Umweltbelange spielen keine Rolle
Die von der BI ins Spiel gebrachte Kompromissvariante am geplanten Bauplatz sei nicht einmal erwogen worden, heißt es in der Pressemitteilung der BI. Umweltbelange spielten nahezu keine Rolle. Nur die BfB stimmte gegen die Planungen und mahnte den stetig steigenden Flächenverbrauch in Bensheim an.
Am 16. Dezember will die Stadtverordnetenversammlung die Änderung des Bebauungsplans angehen – „am liebsten ohne Aussprache“, ist die BI überzeugt.
„Die Argumente der BI, die zu einem nochmaligen Nachdenken über nachhaltige Alternativen mahnt, bleiben in der Entscheidungshektik auf der Strecke. Bereits die Grundlagen einer Abwägungsentscheidung stehen noch gar nicht fest.“
Hinsichtlich des von der Stadt vorgetragenen Bedarfs der Schulen hat die BI eine Anfrage nach dem Informationsfreiheitsgesetz an den Kreisausschuss gerichtet. Die Antwort liegt laut BI noch nicht vor. Zweifelhaft sei ohnehin, ob der beabsichtigte Standort für die Schulen wirklich so ideal ist, ginge doch ein Großteil des Sportunterrichts für den Fußweg der Schüler zu den Hallen verloren.
Auch der objektive Bedarf der Sportvereine stehe gar nicht fest. Zweifellos könnten beide großen Vereine mehr Zeit brauchen, ist die BI sicher. Andererseits sei eine Optimierung der bisherigen Hallenflächennutzung einem Neubau vorzuziehen.
Hierfür gibt es nach Ansicht der BI nach der bisherigen Datenlage durchaus Potenzial, so habe die letzte Überprüfung hier doch unter anderem folgende Rückmeldungen ergeben: „Keine Nutzer angetroffen“, „eine sehr geringe Zahl an Nutzern angetroffen“, „andere Gruppe als gemeldet angetroffen“, „zeitliche Verschiebung festgestellt“. Eine erneute Überprüfung lehne die Stadtverwaltung jedoch ab. Der Aufwand sei zu hoch.
Tatsächlich drängt sich für die Bürgerinitiative der Eindruck auf, dass es einfach der geringste Aufwand ist, neue Hallen zu bauen. Diese sollten natürlich möglichst günstig sein.
„Die Sportvereine planen hier offenbar Sporthallen nach dem Baumuster von Industriehallen“, schreibt die Bürgerinitiative weiter. Dies wirke sich nicht nur hinsichtlich der Nachhaltigkeit ihrer Nutzungsdauer und der optischen Ästhetik am Rand eines wichtigen Naherholungsgebiets aus.
„Schnell und billig“
Auch eine vollflächige Dachbegrünung, wie sie eigentlich zeitgemäß wäre, sei wegen der leichten Bauweise statisch nicht machbar. „Es soll also schnell und billig gebaut werden, anstatt durchdacht und zukunftsgewandt“, so die BI.
Dass am Ende die Walnussbäume am Winkelbach erhalten bleiben können, sei mit Blick auf die derzeitigen Planungen ein reines Lippenbekenntnis. Nicht nur seien die Bäume auf den derzeit der BI vorliegenden Planungsunterlagen schlicht falsch eingezeichnet. Auch ihr überlebensnotwendiger Wurzelbereich werde nicht beachtet, so dass sie entweder gefällt werden müssten oder jedenfalls aufgrund des Baus absterben würden, ist die BI überzeugt. Schließlich würden aber nicht nur die beliebten Bäume gegen den Standort am vielgenutzten Fuß- und Fahrradweg am Winkelbach sprechen, der nahezu einzigen autofreien Verbindung aus der Innenstadt Richtung Westen in die Landschaft.
Auch unter sozialen Gesichtspunkten wäre es sinnvoll, Sportstätten nicht an einer Fläche zu ballen, sondern das Sportangebot im Stadtgebiet breit zu streuen, damit beispielsweise Kinder ihr Training ohne Elterntaxi und Ältere Bewegungsangebote wohnortnah wahrnehmen können.
Auch dies gehöre zu einem nachhaltigen Sportstättenkonzept. Letzteres sei auch keine selbsterdachte Idee der BI, sondern ergebe sich aus dem „Leitfaden nachhaltiger Sportstättenbau“ des Bundesinstituts für Sportwissenschaften.
Die BI mahnt daher die städtischen Gremien, auf solche fundierten Entscheidungsgrundlagen zurückzugreifen und zu hören, was immerhin über 700 Unterzeichner der Online-Petition „Grünverbindung Winkelbach stärken“ fordern.
Dann würde auch die für die Aufstellung eines Bebauungsplans gebotene Abwägung stattfinden – und keine einseitige Entscheidungshektik. red
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