Feuerwehr

Bensheim ist mit 27 Sirenen für Notfälle gerüstet

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In Bensheim sind noch 27 Sirenen einsatzbereit. © dpa

Bensheim. Wären die Sirenen in der griechischen Mythologie bereits auf eine Smartphone-App umgestiegen, hätte das so manchen Seefahrer vor einem unschönen Ende bewahrt. In der mitteleuropäischen und mythenbefreiten Gegenwart stellt sich die Situation allerdings etwas anders dar.

Städte und Gemeinden, die ihre Sirene abgeschafft haben und ganz auf die digitale Warnung vertrauen, müssen sich nicht erst seit der Flutkatastrophe im Ahrtal Gedanken machen. Bensheim ist in diesem Fall seiner Zeit voraus – der Feuerwehr sei dank.

„Wir sind in der glücklichen Lage, dass wir überhaupt noch Sirenen haben. Andere haben die längst abgeschafft“, betonte Stadtbrandinspektor Jens-Peter Karn. Diese Kommunen stünden nun vor extremem Problemen. In der größten Stadt im Kreis hatte man die aktuelle Analyse schon im April abgeschlossen, lange bevor es durch das fatale Hochwasser in Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen einmal mehr öffentlich hochkochte.

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27 im Ernstfall weithin hörbare Exemplare stehen im Stadtgebiet verteilt. Klingt zunächst gut, sind aber laut Karn zu wenige, um alles abzudecken – vor allem mit Blick auf die Neubaugebiete. Er erinnerte daran, dass man in Bensheim das System nie infrage gestellt habe, trotz hoher Wartungskosten. Sein Vorgänger Willi Plaschke war wie er selbst ein Verfechter dieser Alarmierungsvariante. „Wenn sie nachts um 3 Uhr die Bevölkerung warnen wollen, kommen sie mit Apps auf dem Handy nicht weit.“

Um für die Zukunft gerüstet zu sein, muss in den nächsten Jahren investiert werden, sowohl in die Modernisierung als auch in die Neuanschaffung. Im Haushalt 2021 stehen bereits 70 000 Euro für die Umstellung auf eine digitale Ansteuerung, zurzeit wird der „Sound“ noch manuell ausgelöst.

Für 2022 will man die Sirenen auf dem Rathaus und dem Stützpunkt modernisieren – weg von einer Motorsirene, die mit einem Ventilator läuft, hin zu einer elektronischen Variante mit Sprachdurchsage. Kostenpunkt: 50 000 Euro. Vorteile wären eine Erweiterung der Reichweite und Funktionstüchtigkeit bei Stromausfall.

Komplett neue Sirenen auf Dächern schlagen mit rund 20 000 Euro zu Buche, muss ein Mast mit Fundament und den entsprechenden Anschlüssen gestellt werden, wird es teurer. Jens-Peter Karn weiß aus Erfahrungen der Vergangenheit, dass die Sirenen von den umliegenden Nachbarn nicht immer mit Begeisterung aufgenommen werden.

„Da müssen wir um Verständnis werben. Es kann immer etwas passieren. Im Notfällen ist es wichtig, ein solides Warnsystem zu haben, um die Bürger umfassend schützen zu können.“ Zumal man nach den Modernisierungen die Sirenen auch für Durchsagen verwenden kann, was bei Evakuierungen hilfreich ist. Die Katastrophe im Ahrtal und den umliegenden Gebieten hätte gezeigt, dass man mittlerweile nichts ausschließen könne.

Genauso entscheidend für die Bewältigung aller Herausforderungen wie eine funktionierende Infrastruktur ist die Schlagkraft der Truppe. Personell dürfe man nicht auf Kante genäht sein, „was wir aber in Bensheim nicht sind“. Das habe sich unter anderem beim Hochwassereinsatz gezeigt, als zwölf Kameraden nach Nordrhein-Westfalen abgestellt werden konnten, ohne dass es vor Ort zu Engpässen gekommen wäre. Als gegeben hinnehmen darf man dies allerdings nicht – weshalb die Mitgliederwerbung nach wie vor ganz oben auf der Prioritätsliste stehen bleibt. dr

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