Jubiläum - Die Freiwillige Feuerwehr wird in diesem Jahr 125 Jahre alt / Gemeindebrandinspektor Christoph Röll erläutert, wie die ehrenamtlichen Brandschützer aktuell aufgestellt sind

Wenn die eigenen Mitbürger zu Rettern in der Not werden

Von 
Norbert Weinbach
Lesedauer: 

Einhausen. „Hilfeleistung in der Not erfordert Persönlichkeit“, heißt es bei der Freiwilligen Feuerwehr Einhausen, die 2020 auf ihr 125-jähriges Bestehen zurückblicken kann. Aufgrund der Corona-Pandemie fiel die für Mitte Oktober geplante Jubiläumsfeier jedoch ins Wasser. Im Gespräch mit dieser Zeitung blickten die örtlichen Brandschützer zurück auf die Historie und auf aktuelle Entwicklungen. Dabei hofft man auch immer auf neue Mitglieder.

„Es sind nicht die Bequemsten, nicht die Langsamsten und nicht die Leisetreter, die den Weg zur Feuerwehr finden, die freiwillig einen Teil ihrer Freizeit dafür aufbringen, anderen in Not zu helfen – auch mitten in der Nacht und bei jedem Wetter“, ist da etwa zu erfahren. Feuerwehrtätigkeit sei „packend“ und weitaus mehr, als Brände zu löschen. Von der Hilfeleistung bei einem Auffahrunfall auf der Autobahn bis hin zum Gefahrgutalarm reicht das Aufgabengebiet.“

Dabei ist die Freiwillige Feuerwehr für eine Gemeinde wie Einhausen unverzichtbar. Eine Berufsfeuerwehr gibt es nämlich in der Regel nur in Großstädten ab 100 000 Einwohnern. Die nächsten Berufsfeuerwehren in unserer Region sind in Mannheim, Ludwigshafen oder Darmstadt stationiert. Deren Mannschaften stehen rund um die Uhr im Schichtdienst auf der Feuerwache bereit, besetzen einen Löschzug und fahren zur Einsatzstelle.

Das hat aber mit der Mehrzahl der Feuerwehren in Deutschland nichts zu tun. Die meisten Bürger in Deutschland, also auch in Einhausen, werden deshalb von einer Freiwilligen Feuerwehr beschützt. Im Unterschied zu einer Berufsfeuerwehr ist das Feuerwehrhaus nicht rund um die Uhr besetzt. „Die Einsatzkräfte müssen im Fall eines Alarms erst von Zuhause, aus der Freizeit oder von ihrer Arbeitsstelle aus zum Feuerwehrhaus eilen“, erklärt Gemeindebrandinspektor Christoph Röll. Im Normalfall erfolgt heutzutage eine sogenannte „stille Alarmierung“ über digitale Funkmeldeempfänger oder SMS. Nur in seltenen Ausnahmefällen schreckt noch ein lauter Sirenen-Alarm die Bürger auf. Die Aktiven der Freiwilligen Feuerwehr sind dabei ehrenamtlich tätig. Lohn oder Gehalt gibt es nicht. Dennoch sind sie gut ausgebildet. Die Grundlagen dafür werden bei zahlreichen Weiterbildungsveranstaltungen gelegt. Die Einwohner bekommen also quasi professionelle Hilfe von ihren eigenen Mitbürgern – freiwillig und ehrenamtlich. Die Gemeinde Einhausen ist zuständig für die Aufstellung der Feuerwehr und deren Ausstattung mit der notwendigen Ausrüstung.

Der Spruch „Schnell wie die Feuerwehr“ kommt nicht von ungefähr. In Hessen müssen die Brandschützer in der Regel spätestens zehn Minuten nach der Alarmierung an der Einsatzstelle sein. Die Bürger sollten daher Verständnis haben, wenn Feuerwehrleute bei einer Alarmierung mit ihren privaten Autos etwas zügiger unterwegs sind, um schnell zum Feuerwehrhaus zu gelangen.

Wegen der Berufstätigkeit vieler Mitglieder können technische Übungen nur nach Feierabend stattfinden. Wenn dann auch einmal nach 21 Uhr noch eine Pumpe oder ein Aggregat läuft, so diene dies letztlich der Sicherheit, sagt Christoph Röll.

Nicht ärgern sollten sich Bürger auch, wenn die Einsatzkräfte mit Blaulicht und Martinshorn ausrücken und die Bevölkerung aus dem wohlverdienten Schlaf aufgeschreckt wird. Nur mit diesen deutlich sicht- und hörbaren Signalen darf die Feuerwehr erwarten, dass ihr die Vorfahrt überlassen wird, steht in der Straßenverkehrsordnung. „Die Feuerwehr steht an 365 Tagen im Jahr, sieben Tage in der Woche 24 Stunden rund um die Uhr zur Verfügung“, versprechen die Brandschützer.

Auch Quereinsteiger willkommen

Wer die Wehr aktiv unterstützen will, kann Mitglied werden in der Einsatzabteilung. Und das auch, wenn man bislang nichts mit der Feuerwehr zu tun hatte, betont der Gemeindebrandinspektor. „Quereinsteiger“ seien willkommen. Informationen gibt es bei den Übungsstunden, die in normalen Zeiten an jedem Donnerstag ab 20 Uhr im Feuerwehrhaus abgehalten werden.

Wem das aus zeitlichen, beruflichen oder familiären Gründen nicht möglich ist, kann auch Mitglied im Förderverein „Freiwillige Feuerwehr Einhausen e.V.“ werden. Dessen Ziel ist, die Ausstattung der Einsatzabteilung mit persönlicher Schutzausrüstung und modernen Geräten zu verbessern.

Die Freiwillige Feuerwehr von Einhausen verfügt derzeit über fünf Fahrzeuge. Das große Löschgruppenfahrzeug LF 20/30 ist ausgerüstet mit hydraulischen Geräten wie Rettungsschere, Spreizer, Teleskopzylinder, Schläuchen und Pumpen, um Wasser zum Löschen aus größerer Entfernung herbeizuschaffen, sowie mit Löschpulver für brennende Flüssigkeiten wie Chemikalien oder Benzin, mit Atemschutzgeräten und Chemie-Schutzausrüstung. Die Fahrzeuge verfügen mittlerweile alle über digitalen Funk und hören auf den Rufnamen „Florian Einhausen“.

Die Einsatzabteilung der Feuerwehr Einhausen besteht aktuell aus 48 Frauen und Männern, mit Gemeindebrandinspektor Christoph Röll und seinem Vertreter Wilhelm Krüger an der Spitze.

Die seit 1973 existierende Jugendabteilung hat 13 Mitglieder. Der Brandschutz-Nachwuchs und die Kinder-Feuerwehr werden geleitet von Christian Heß.

Hinzu kommt die Ehren- und Altersabteilung mit 27 Mitgliedern (ab 60 Jahren oder 40 Jahren Feuerwehrdienst) und schließlich das über die Grenzen der Gemeinde hinaus bekannte Musikcorps unter der Leitung von Andreas Schumacher. Die ersten Feuerwehrmusiker im Jahr 1904, „als Trommeln angeschafft wurden“, waren Johann Schilling, Jakob Wiegand, Alois Hessler und Andreas Neumann. Bekannt wurden sie unter dem Namen „Kleppergarde“.

Ergänzt wird die Wehr durch den Feuerwehrverein mit dem Vorsitzenden Christoph Röll und seinem Vertreter Wilhelm Krüger.

Freier Autor Seit mehr als 40 Jahren als freier Mitarbeiter bei verschiedenen Zeitungen aktiv, Fotograf und Berichterstatter, im Regelfall waren/sind es Zeitungen die dem BA oder ganz früher, mit dem Echo verbunden waren. Berichterstattung meistens über Lorscher Vereine und Organisationen, früher auch Sport.

Copyright © 2025 Bergsträßer Anzeiger